Beiträge zur Philosophie (Vom Ereignis) - gesamtausgabe
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220 III. Das Zuspiel<br />
Dberwindung des Platonismus einzuleiten durch das urspriinglichere<br />
Wissen um sein Wesen.<br />
25. DemgemaB miissen wir fragen:<br />
a) in welcher Erfahrung und Auslegung ist die Ansetzung<br />
des Seienden als tllEu begriindet?<br />
b) In welcher Wahrheit (welchen Wesens) steht die Bestimmung<br />
der Seiendheit (ouatu) des Seienden, ov, als tl)eu?<br />
c) Wenn diese Wahrheit unbestimmt blieb, und sie blieb<br />
es, warum ist nicht nach ihr gefragt worden?<br />
d) Wenn keine Notwendigkeit zu solchem Fragen sich geltend<br />
machte, worin hatte dies seinen Grund?Er kann nur<br />
darin liegen, daB die Auslegung der Seiendheit als tl)eu dem<br />
Fragen nach dem Seienden voll geniigte und alles andere<br />
Fragen im voraus verschlug. Und dies wieder muB in der<br />
Einzigartigkeit der Auslegung des Seienden begriindet<br />
sein.<br />
e) Diese Auslegung entwirft das Seiende auf die bestandige<br />
Anwesenheit. Die tl)eu west als solche und macht jeden<br />
Schritt iiber solches hinaus unmoglich; denn hiermit gibt<br />
sich das Sein in der Wesung, dergemaB das Seiende alles<br />
erfUllt findet. Die Wesung als Anwesenheit und Bestandigkeit<br />
gibt keinen Raum fUr ein Un-geniigen und somit auch<br />
keinen Beweggrund <strong>zur</strong> Frage nach der Wahrheit dieser<br />
Auslegung; sie bestatigt sich selbst als das alles Seiende als<br />
solches Bestatigende. Die Seiendheit als tllEu ist somit von<br />
selbst das wahrhaft (&A'Il{tW~) Seiende, ov.<br />
f) Durch diese Auslegung des Seienden wird dem Menschen<br />
fortan seinsmaBig eine eindeutige Stelle angewiesen:<br />
als bestandig Anwesendes ist das wahrhaft Seiende je das<br />
Gegeniiber, in Angesicht stehende Aussicht; der Mensch<br />
jenes Vorkommende, was auf dieses Gegeniiber bezogen<br />
und selbst dahin einbezogen; er kann sich selbst noch das<br />
Gegeniiber sein in der Reflexion; die spatere Entfaltung<br />
von BewuBtsein, Gegenstand und »Selbst«-bewuBtsein sind<br />
vorbereitet.<br />
110. Die tllEu, der Platonismus und der ldealismus 221<br />
g) Gleichwohl bleibt bestehen, daB die &A~{h:LU mit der anfanglichen<br />
Auslegung des OV als lpUaL~ in Erfahrung und<br />
Blick stand. Und demnach liegt im ersten Anfang mehr als<br />
in der platonischen Auslegung. Und deshalb muB in der<br />
Auseinandersetzung der erste Anfang in seine unverfalschte<br />
GroBe und Einzigkeit <strong>zur</strong>iickgestellt werden; die Auseinandersetzung<br />
hebt ihn nicht auf, sondern griindet erst seine<br />
Notwendigkeit fiir den anderen.<br />
26. Die Dberwindung des Platonismus in dieser Richtung und<br />
Art ist eine geschichtliche Entscheidung von weitestem AusmaB<br />
und zugleich die Begriindung einer gegeniiber der<br />
Hegelschen andersartigen philosophischen Geschichte der<br />
<strong>Philosophie</strong>. (Was in »Sein und Zeit« als »Destruktion«<br />
entfaltet ist, meint nicht Abbau als Zerstorung, sondern<br />
Reinigung in der Richtung des Freilegens der metaphysischen<br />
Grundstellungen. Aber dies alles ist im Blick auf den<br />
Vollzug von Anklang und Zuspiel nur das VorspieL)<br />
27. Das Verhiilltbleiben der Wahrheit des Seins und des Grundes<br />
dieser Wahrheit im ersten Anfang und seiner Geschichte<br />
verlangt vom urspriinglichen Wiederfragen der Seinsfrage<br />
den Dbergang in die Grund-frage: wie west das Seyn? Aus<br />
ihr her erst und erneut die Frage: was ist das Seiende?<br />
Der auBerste und zugleich verfanglichste Auslaufer des» Idealismus«<br />
zeigt sich dort, wo er scheinbar aufgegeben, ja sogar<br />
bekampft wird (wenn man z. B. dem deutschen Idealismus die<br />
Lebensnahe bestritt). Dieser Idealismus hat die Gestalt des Biologismus,<br />
der seinem Wesen nach notwendig vieldeutig ist und<br />
sein will. Denn mit dem Ansatz im »Leben« als Grundwirklichkeit<br />
(»Leben« als All-Ieben und zugleich menschliches »Leben«)<br />
laBt sich sogleich ein Doppeltes sicherstellen:<br />
Leben als Handeln und Tun ist ein Weiter- und Fort-gehen<br />
und so iiber sich hinaus auf »Sinn« und »Wert« gerichtet, also<br />
»Idealismus«; aber, so kann man sogleich erwidern, nicht der<br />
Lebensform des Vorstellens und des »BewuBtseins«, sondern<br />
des Er-Iebens und des Wirkens, Leben und Erleben; das klingt<br />
."