Beiträge zur Philosophie (Vom Ereignis) - gesamtausgabe
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1. Vorblick<br />
alle Haltung inmitten des Seienden und Verhaltung zum Seienden<br />
durchstimmende Wesenlassen des Seyns als <strong>Ereignis</strong>.<br />
Die Scheu ist die Weise des Sichnahens und Nahebleibens<br />
dem Fernsten als solchem (vgl. Der letzte Gott), das in seinem<br />
Winken dennoch - wenn in der Scheu gehalten - zum Nachsten<br />
wird und alle Beziige des Seyns in sich sammelt (vgl. Der<br />
Sprung, 115. Die Leitstimmung des Sprungs).<br />
Doch wer vennag diese Grundstimmung der erschreckend<br />
-scheuen Verhaltenheit im wesentlichen Menschen anzustimmen?<br />
Und wieviele noch werden ennessen, daB diese Gestimmtheit<br />
durch das Seyn kein Ausweichen vor dem Seienden<br />
begriindet, sondem das Gegenteil: die Eroffnung seiner Einfachheit<br />
und GroBe und die urspriinglich genotigte Notwendigkeit,<br />
im Seienden die Wahrheit des Seyns zu bergen, urn so<br />
dem geschichtlichen Menschen noch einmal ein Ziel zu geben:<br />
Der Griinder und Wahrer der Wahrheit des Seyns zu werden,<br />
das Da zu sein als der vom Wesen des Seyns selbst gebrauchte<br />
Grund: die Sorge, nicht als kleine Bekiimmemis urn Beliebiges<br />
und nicht als Verleugnung des Jubels und der Kraft, sondern<br />
urspriinglicher denn dies Alles, weil einzig »umwillen des<br />
Seyns«, nicht des Seyns des Menschen, sondern des Seyns des<br />
Seienden im Ganzen.<br />
Der schon oft wiederholte Hinweis, daB die »Sorge« nur zu<br />
denken ist im anfanglichen Bezirk der Seinsfrage und nicht als<br />
eine beliebige, personlich zufallige »weltanschauliche« »anthropologische«<br />
Ansicht vom Menschen, wird auch kiinftig wirkungslos<br />
bleiben, solange diejenigen, die eine »Kritik« der<br />
Seinsfrage nur »schreiben«, nichts erfahren und erfahren wollen<br />
von der Not der Seinsverlassenheit. Denn im Zeitalter eines<br />
schlecht genug <strong>zur</strong> Schau getragenen »Optimismus« klingt allein<br />
schon der Wortlaut »Sorge« und »Seinsverlassenheit« »pessimistisch«.<br />
DaB nun aber gerade die durch diese Namen angezeigten<br />
Stimmungen mitsamt ihrem Gegensatz im Bezirk<br />
des anfanglichen Fragens von Grund aus unmoglich geworden<br />
sind, wei! sie den Wertgedanken (liyaMv) und die bisherigen<br />
5. Fur die Wenig;en - Fur die Seltenen<br />
Auslegungen des Seienden und die gelaufige Auffassung vom<br />
Menschen <strong>zur</strong> Voraussetzung haben, wer mochte sich so weit<br />
besinnen, Ulli dies zum mindesten zu einer Frage werden zu<br />
lassen?<br />
1m anfanglichen Denken zumal miissen Bezirke der Wahrheit<br />
des Seyns durchlaufen werden, urn alsdann, wenn das Seiende<br />
aufleuchtet, wieder in die Verborgenheit <strong>zur</strong>iickzutreten.<br />
Dieses Abseitsgehen gehort wesentlich <strong>zur</strong> Mittelbarkeit der<br />
»Wirkung« aller <strong>Philosophie</strong>.<br />
In der <strong>Philosophie</strong> muB Wesentliches, nachdem es, verborgen<br />
fast, zum StoB gekommen ist, ins Unzugangliche (fur die<br />
Vielen) <strong>zur</strong>iicktreten, weil dieses Wesentliche unuberholbar ist<br />
und deshalb in die Ermoglichung des Anfangs sich entziehen<br />
lnuB. Denn mit dem Seyn und seiner Wahrheit muB immer<br />
wieder angefangen werden.<br />
AIle Anfange sind in sich das unuberholbar Vollendete. Sie<br />
entziehen sich der Historie, nicht weil sie uberzeitlich-ewig,<br />
sondern groBer sind als die Ewigkeit: die Stof3e der Zeit, die<br />
dem Sein die Offenheit seines Sichverbergens einraumen. Eigene<br />
Griindung dieses Zeit-Raumes heiBt: Da-sein.<br />
Die Verhaltenheit, die stimmende Mitte des Erschreckens<br />
und der Scheu, der Grundzug der Grundstimmung, in fur<br />
stimmt sich das Da-sein auf die Stille des Vorbeiganges des<br />
letzten Gottes. Schaffend in dieser Grundstimmung des Daseins<br />
wird der Mensch ZUlli Wachter fur diese Stille.<br />
So wird die anfangliche Besinnung des Denkens notwendig<br />
echtes Denken, will sagen Ziel setzendes Denken. Nicht irgend<br />
ein Ziel und nicht das Ziel uberhaupt, sondem das einzige und<br />
so einzelne Ziel unserer Geschichte wird gesetzt. Dieses Ziel ist<br />
das Suchen selbst, das Suchen des Seyns. Es geschieht und ist<br />
selbst der tiefste Fund, wenn der Mensch ZUlli Wahrer der<br />
Wahrheit des Seyns, zum Wachter fur jene Stille wird und dahin<br />
entschieden ist.<br />
Sucher, Wahrer, Wachter sein - das meint die Sorge als<br />
Grundzug des Daseins. In ihrem Namen sammelt sich die Be<br />
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