Beiträge zur Philosophie (Vom Ereignis) - gesamtausgabe
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256 IV. Der Sprung<br />
Sagen wir vom Bezug des Menschen zum Seyn und umgekehrt<br />
des Seyns zum Menschen, dann klingt dies leicht so, als<br />
wese das Seyn fiir den Menschen wie ein Gegeniiber und Gegenstand.<br />
Aber der Mensch wird als Da-sein vom Seyn als dem <strong>Ereignis</strong><br />
er-eignet und so zugehorig zum <strong>Ereignis</strong> selbst.<br />
Das Seyn »ist« weder um den Menschen herum, noch<br />
schwingt es nur auch durch ihn hindurch als einen seienden.<br />
Vielmehr ereignet das Sein das Dasein und west so erst aZs<br />
<strong>Ereignis</strong>.<br />
Vollends kann nun aber das <strong>Ereignis</strong> nicht wie eine »Begebenheit«<br />
und »Neuigkeit« vor-gestellt werden. Seine Wahrheit,<br />
d. h. die Wahrheit selbst, west nur in der Bergung als<br />
Kunst, Denken, Dichten, Tat und fordert deshalb die Instandigkeit<br />
des Da-seins, das aIle Scheinunmittelbarkeit des bloBen<br />
Vor-stellens verwirft.<br />
Das Seyn west als das <strong>Ereignis</strong>. Dies ist der Grund und Abgrund<br />
der Verfiigung des Gottes iiber den Menschen und kehrig<br />
des Menschen fiir den Gott. Diese Verfiigung aber wird nur<br />
ausgestanden im Da-sein.<br />
(Wenn das Seyn nie als das »Generellste« und »Leerste« und<br />
»Abstrakteste« bestimmt werden kann, weil es allem Vor-stellen<br />
unzuganglich bleibt, dann laBt es sich auch nicht, und zwar<br />
aus demselben Grunde, als das »Konkreteste« ausgeben und<br />
noch weniger als die Verkoppelung dieser beiden, in sich un<strong>zur</strong>eichenden<br />
Auslegungen fassen.)<br />
Die kehrige Verfiigung wird daseinsmaBig angestimmt in<br />
der Grundstimmung der Verhaltenheit, und das Stimmende ist<br />
das <strong>Ereignis</strong>. Deuten wir aber die Stimmung nach unserer Vorstellung<br />
vom »Gefiihl«, dann mochte man hier leicht sagen:<br />
das Sein werde statt auf das »Denken« jetzt auf das »Gefiihl«<br />
bezogen. Aber wie gefiihlsmaBig und auBerlich denken wir da<br />
'iiber die »Gefiihle« als »Vermogen« und »Erscheinungen« einer<br />
»Seele«; wie fern stehen wir dem Wesen der Stimmung,<br />
will sagen: dem Da-sein.<br />
lJ6. DasSeyn 257<br />
Falls es noch erlaubt ist, <strong>zur</strong> nachsten Verstandigung das<br />
Seyn vom »Seienden« her zu kennzeichnen, dann werden wir<br />
uns auf das Wirkliche als das eigentlich Seiende berufen. Das<br />
Wirkliche kennen wir als das Anwesende, Bestandige.<br />
1m anderen Anfang aber ist das Seiende nie das Wirkliche<br />
im Sinne dieses »Gegenwiirtigen«. Dieses ist, auch wo es in<br />
Bestandigkeit begegnet, fiir den urspriinglichen Entwurf der<br />
Wahrheit des Seyns das fliichtigste.<br />
Wirklich, d. h. seiend, ist erst das Erinnerte und ist noch das<br />
Bereite. Erinnerung und Bereitung offnen den Zeit-spiel-raum<br />
des Seyns, dem das Denken die »Gegenwartigkeit« als bisherige<br />
erste und einzige Bestimmung abschworen muB. (Weil<br />
hier das nachste Entscheidungsfeld iiber die Wahrheit des<br />
Seyns liegt, muBte der Ansprung zum anderen Anfang als<br />
»Sein und Zeit« versucht werden.) Doch mochte man aus der<br />
gewohnlichen Auffassung der Zeit (seit Aristoteles - Plato) das<br />
vuv in seinem Vorrang belassen und aus dessen Abwandlung<br />
erst Vergangenheit und Zukunft ableiten, zumal doch Erinnerung<br />
nur erinnern kann aus und in der Berufung auf ein Gegenwartiges<br />
und Gegenwartiggewesenes, zumal Zukiinftiges<br />
nur die Bestimmung hat, ein Gegenwartiges zu werden.<br />
Wenngleich das Gegenwartige niemals das Nichtige ist und<br />
an der Griindung der Erinnerung und Bereitung seinen Anteil<br />
.."<br />
hat, so dies alles doch nur, wenn das Gegenwartigen des je<br />
Anwesenden schon getragen und durchstimmt ist von Erinnerung<br />
und Bereitung, aus deren Innigkeit immer nur die Gegenwart<br />
aufblitzt. Urspriinglich erfahren kann sie nicht nach ihrer<br />
Fliichtigkeit berechnet werden, sondern nach ihrer Einzigkeit.<br />
Diese ist der neue und wesentliche Gehalt der aus Erinnerung<br />
und Bereitung zu bestimmenden Bestandigkeit und Anwesung.