Beiträge zur Philosophie (Vom Ereignis) - gesamtausgabe
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416 VII. Ver letzte Gott<br />
256. Ver letzte Gott<br />
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kann nicht das Gesagte als »Lehre« und »System« und dgl.<br />
sein, sondern das GemuBte, das sich nur jenen eroffnet, die<br />
selbst, abgriindiger Herkunft, zu den Gezwungenen gehoren.<br />
Das Zwingende aber ist allein das Unberechen- und Unmachbare<br />
des <strong>Ereignis</strong>ses, die Wahrheit des Seyns. Selig, wer<br />
der Unseligkeit seiner Zerkliiftung zugehoren darf, urn ein<br />
Horiger zu sein in der immer anHinglichen Zwiesprache der<br />
Einsamen, in die der letzte Gott hereinwinkt, weil er durch sie<br />
in seinem Vorbeigang erwunken wird.<br />
Der letzte Gott ist kein Ende, sondern das Insicheinschwingen<br />
des Anfangs und somit die hochste Gestalt der Verweigerung,<br />
da AnHingliches allem Festhalten sich entzieht und nur<br />
west im Dberragen alles dessen, was schon als Kiinftiges in<br />
ihn eingefangen und seiner bestimmenden Kraft iiberantwortet<br />
ist.<br />
Das Ende ist nur dort, wo sich das Seiende aus der Wahrheit<br />
des Seyns losgerissen, jede Frag-wiirdigkeit und d. h. jede Unterscheidung<br />
verleugnet hat, urn sich in endlosen Moglichkeiten<br />
des so Losgelassenen in endloser Zeit zu gebarden. Das Ende<br />
ist das unaufhorliche Und-so-weiter, dem sich das Letzte als das<br />
Anfanglichste von Anfang an und langst entzogen hat. Das<br />
Ende sieht sich selbst niemals, sondern halt sich fiir die Vollendung<br />
und wird deshalb am wenigsten bereit und bereitet<br />
sein, das Letzte weder zu erwarten noch zu erfahren.<br />
Herkiinftig aus einer durch die »Metaphysik« bestimmten<br />
Stellung zum Seienden werden wir nur schwer und langsam<br />
das Andere wissen konnen, daB weder im »personlichen« noch<br />
im »massenweisen« »Erlebnis« der Gott noch erscheint, sondern<br />
einzig in dem abgriindigen »Raum« des Seyns selbst. AIle bisherigen<br />
»Kulte« und »Kirchen« und solches iiberhaupt kann<br />
nicht die wesentliche Bereitung des ZusammenstoBes des Gottes<br />
und des Menschen in der Mitte des Seyns werden. Denn<br />
zuerst muB die Wahrheit des Seyns selbst gegriindet werden<br />
und fUr dieses Aufgegebene alles Schaffen einen anderen Anfang<br />
nehmen.<br />
Wie wenige wissen davon, daB der Gott wartet auf die Griindung<br />
der Wahrheit des Seyns und somit auf den Einsprung des<br />
Menschen in das Da-sein. Statt dessen scheint es so, als miiBte<br />
und wiirde der Mensch auf den Gott warten. Und vielleicht<br />
ist dieses die verfanglichste Form der tiefsten Gottlosigkeit und<br />
die Betaubung der Ohnmacht <strong>zur</strong> Er-leidung der Ereignung<br />
jener Da-zwischenkunft des Seyns, das erst dem Hereinstand<br />
des Seienden in die Wahrheit eine Statte bietet und ihm die<br />
Gerechtsame zuteilt, in der weitesten Ferne zum Vorbeigang<br />
des Gottes zu stehen, Gerechtsame, deren Zuteilung nur geschieht<br />
als Geschichte: in der Umschaffung des Seienden in die<br />
Wesentlichkeit seiner Bestimmung und in die Befreiung aus<br />
dem MiBbrauch der Machenschaften, die, alles verkehrend,<br />
das Seiende in der NutznieBung erschopfen.<br />
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