Beiträge zur Philosophie (Vom Ereignis) - gesamtausgabe
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448 VIII. Das Seyn<br />
Kants. Und wir tun gut daran, an dieser Auslegung der Seiendheit<br />
als Gegenstandlichkeit das Denken des Seienden als solchen<br />
einzuiiben. Gleichwohl steht diese Kantische Auslegung<br />
auf dem »Grunde« des Subjekturn und im Umkreis des Vor<br />
-stellens. Die Kennzeichnung des »Entwurfs« wird im besten<br />
Sinne »subjektiv«, d. h. nicht »ichhaft«, »subjektivistisch«, erkenntnistheoretisch,<br />
sondem metaphysisch als Subjektum, als<br />
das Ungefragte und Unfragwiirdige zugrundelegend. Die Auslegung<br />
des Kantischen Denkens kann von da eine wesentliche<br />
Klarung erfahren und dahin fiihren, daB selbst in dieser Subjekt-stellung<br />
das philosophische Denken nicht an den Abgriinden<br />
vorbeikommt (Schematismus und transzendentale Einbildungskraft).<br />
Allein, wir miissen schon fiir andere Bereiche fragsam<br />
geworden sein, urn eine solche Auffassung Kants nicht<br />
lediglich als eine iibertriebene Merkwiirdigkeit zu verzeichnen,<br />
sondem mit dem Hinweis auf das Abgriindige ernst zu<br />
machen.<br />
Das gliickt iiberhaupt nur, wenn wir im Grunde Kant schon<br />
nicht mehr »subjektiv« gelesen, sondem auf das Da-sein umgelegt<br />
haben.<br />
Dies ist, auf einem geschichtlichen Wege, ein Schritt, urn in<br />
die Niihe jenes Denkens zu gelangen, das den Entwurf nicht<br />
mehr als Vorstellungsbedingung versteht, sondem als Da-sein<br />
und als die Geworfenheit einer zum Stand gekommenen Lichtung,<br />
deren Erstes bleibt, die Verbergung zu gewiihren und so<br />
die Verweigerung zu offenbaren.<br />
Trotzdem bleibt es den Heutigen in jeder Hinsicht schwer,<br />
den Entwurf als <strong>Ereignis</strong> aus dem Wesen der Er-eignung als<br />
der Verweigerung zu erfahren. Nichts anderes ist dazu gefordert,<br />
als dem Seyn jede VerstOrung femzuhalten und zu wissen,<br />
daB dieses Machtigste im Umkreis menschlicher Machwerke<br />
zum Zerbrechlichsten wird, zumal der Mensch seit langem<br />
gewohnt ist, die Herrschaft des Seyns mit den Gewichten fiir<br />
die Messung der Gewalt des Seienden zu wagen, nur so zu wagen<br />
und nie das Frag-wiirdigste zu wagen.<br />
262. Der »Entwurf« des Seyns und das Seyn als Entwurf 449<br />
AuBerdem bewegen wir uns nun von alters her in einem Entwurf<br />
des Seyns, ohne daB dieser als Entwurf je hatte erfahrbar<br />
werden konnen. (Die Wahrheit des Seyns war keine mogliche<br />
Frage.)<br />
Das Ausbleiben dieser Frage ist der standige AnstoB fiir die<br />
Geschichte der metaphysischen GrundsteIlungen, ein AnstoB,<br />
der als solcher fiir diese Geschichte nicht nur dunkel, sondem<br />
sogar weg bleibt, weshalb die Metaphysik des absoluten Idealismus<br />
sich selbst in seiner eigenen Entwicklungsgeschichte und<br />
als Vollendung der Metaphysik »konstruieren« kann.<br />
DaB sich die Subjektivitiit des Subjekturns schlieBlich <strong>zur</strong><br />
absoluten entfaltet, ist nur das dunkle Zeichen dafiir, wie standig<br />
der Entwurf seit Anfang der Seinsgeschichte west und sich<br />
ankiindigt als das Nicht-gemachte und -machbare und daB er<br />
gleichwohl schlieBlich doch erklart wird aus dem Unbedingten,<br />
das auch und gerade das Sein bedingt. Mit dieser »Erklarung«<br />
ist die <strong>Philosophie</strong> an ein Ende gestoBen. Nietzsches Aufruhr<br />
ist nur die Umkehrung dieses Zustandes.<br />
Inzwischen aber ist das Seiende in der Gestalt des Gegenstandlichen<br />
und Vorhandenen immer machtiger geworden.<br />
Das Seyn ist auf die letzte Blasse des abgezogensten Allgemeinbegriffes<br />
beschrankt, und jedes »Allgemeine« unterliegt dem<br />
Verdacht des Kraftlosen und Unwirklichen, des nur »Mensch<br />
./<br />
heitlichen« und deshalb auch»Wesensfremden«. Weil das Seyn<br />
in die Maske des Allgemeinsten und Leersten gesetzt ist, bedarf<br />
es nicht einmal mehr einer ausdriicklichen Zuriickweisung<br />
zugunsten des Seienden. Man ist so weit, ohne das Seyn »auszukommen«.<br />
Dieser einzigartige Zustand der Geschichte des<br />
Menschen ist zum »Gliick« fiir diesen kaurn erkannt, geschweige<br />
denn begriffen oder gar in den Willen der Geschichte aufgenommen.<br />
Zunachst treibt er unnachsichtig in seine nachsten<br />
Folgen. Man kommt jetzt alsbald auch ohne das Seiende aus<br />
und begniigt sich mit den Gegenstanden, d. h. findet alles<br />
»Leben« und aIle Wirklichkeit in der Betreibung des Gegenstandlichen.<br />
Mit einem Schlag wird das Verfahren und die