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Beiträge zur Philosophie (Vom Ereignis) - gesamtausgabe

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218 III. Das Zuspiel<br />

denz« ist mit der Ansetzung des Da-seins uberwunden, indem<br />

sie im voraus ubergangen wird.<br />

e) »Transzendenz« schlieBt uberall in sich den Ausgang<br />

von dem als bekannt undvertraut genommenen »Seienden«<br />

flir einen irgendwie gerichteten Hinausgang dariiber. Von<br />

der Grundfrage nach der Wahrheit des Seyns her gesehen<br />

liegt darin ein Steckenbleiben in der Frageweise der Leitfrage,<br />

d. h. in der Metaphysik.<br />

Mit dem Dbergang <strong>zur</strong> Grundfrage ist aber alle Meta­<br />

-physik uberwunden.<br />

Dieser Dbergang muB sich aber deshalb urnso klarer<br />

besinnen auf die ihn noch urngebenden und unvermeidlichen,<br />

wenn auch nur in der Abwehr ihn noch bestimmenden<br />

Forrnen des Platonismus.<br />

21. Die letzten Auslaufer und Folgen des Platonismus in der<br />

Gegenwart:<br />

a) alles, was sich »Ontologie« nennt und solche will bezw.<br />

nicht will; auch die Gegnerschaft, etwa die auf dem Boden<br />

eines Kantianismus, bleibt in dem selben Bereich der Bedingungen<br />

fur» Ontologien«.<br />

b) alle christliche und un-christliche Metaphysik.<br />

c) alle Lehren, die auf»Werte«, auf »Sinn«, auf »Ideen«<br />

und Ideale abzielen; und entsprechend die Lehren, die solches<br />

leugnen, der Positivismus und Biologismus.<br />

d) alle Art von »Lebens«-philosophie, der die Seinsfrage<br />

sogar in der echten Gestalt der bisherigen Leitfrage fremd<br />

bleibt (Dilthey).<br />

e) vollends jene Richtungen, die alles Vorgenannte vermischen,<br />

Ideen und Werte lehren und zugleich »lebens«­<br />

philosophisch die »Existenz« betonen. Hier ist die auBerste<br />

Verwirrung <strong>zur</strong>n Grundsatz erhoben und alles echte Denken<br />

und Fragen preisgegeben.<br />

f) schlieBlich Nietzsches <strong>Philosophie</strong>, die gerade, weil sie<br />

sich als Umkehrung des Platonismus begreift, in diesen,<br />

durch die Hintertur gleichsam, <strong>zur</strong>uckfallt. Auch da, wo<br />

110. Die illEa, der Platonismus und der Idealismus 219<br />

Nietzsche als ubergehender Denker zuletzt aus dem Platonismus<br />

und seiner Umkehrung herausgedreht wird, kornrnt<br />

es nicht zu einer urspriinglich-uberwindenden Fragestellung<br />

nach der Wahrheit des Seyns und nach dem Wesen<br />

der Wahrheit.<br />

22. Andererseits ist Nietzsche derjenige, der erstmals die Schlusselstellung<br />

Platons und die Tragweite des Platonismus fur<br />

die Geschichte des Abendlandes (Heraufkunft des Nihilismus)<br />

erkannt hat. Genauer: Er hat die Schlusselstellung<br />

Platons geahnt; denn Platos Stellung zwischen der vor­<br />

-platonischen <strong>Philosophie</strong> und der nachplatonischen wird<br />

erst sichtbar, wenn die vorplatonische aus sich anfanglich<br />

begriffen und nicht wie bei Nietzsche platonisch ausgelegt<br />

wird. Nietzsche blieb in dieser Auslegung hangen, weil er<br />

nicht die Leitfrage als solche erkannte und den Dbergang<br />

<strong>zur</strong> Grundfrage vollzog. Nietzsche hat aber, und das wiegt<br />

zunachst mehr, den Platonismus in seinen versteektesten<br />

Gestalten aufgespurt: Christentum und seine Verweltlichungen<br />

sind uberall »Platonismus furs Volk«.<br />

23. Der Platonismus hat in seiner offenen und versteekten<br />

Herrschaft das Seiende im Ganzen, wie es im Verlauf der<br />

abendlandischen Geschichte betrachtet und gestaltet wurde,<br />

in eine bestimmte Verfassung geriickt und bestimmte Vorstellungsrichtungen<br />

zu selbstverstandlichen Wegen des<br />

»Fragens« gemacht (vgl. oben die »Transzendenz«). Und<br />

dieses ist das eigentliche Hemrnnis fUr die Erfahrung und<br />

den Einsprung in das Da-sein, so sehr, daB zunachst Da­<br />

-sein unverstanden bleibt, zumal eine Notwendigkeit seiner<br />

Griindung nicht einsichtig wird, da die Not fur eine<br />

solche Notwendigkeit ausbleibt. Dieses Ausbleiben aber<br />

griindet in der Seinsverlassenheit als dem tiefsten Geheimnis<br />

der jetzigen Geschichte des abendlandischen Menschen.<br />

24. Urn eine Bereitschaft zu schaffen fUr den Einsprung in das<br />

Da-sein, ist es daher eine unumgangliche Aufgabe, die<br />

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