Beiträge zur Philosophie (Vom Ereignis) - gesamtausgabe
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108 II. Der Anklang<br />
51. Der Anklang<br />
109<br />
Das Zeitalter der volligen Fraglosigkeit und des Widerwillens<br />
gegen jede Zielgriindung. Durchschnittlichkeit als Rang.<br />
Der Anklang der Verweigerung - in welchem Rlingen?<br />
51. Der Anklang*<br />
Der Anklang des Seyns als Verweigerung in der Seinsverlassenheit<br />
des Seienden - dies sagt schon, daB hier nicht ein Vorhandenes<br />
beschrieben oder erkliirt oder in eine Ordnung gebracht<br />
werden solI. Anders ist im anderen Anfang der <strong>Philosophie</strong><br />
die Last des Denkens: das Er-denken dessen, was sich<br />
ereignet als das <strong>Ereignis</strong> selbst, das Seyn in die Wahrheit seiner<br />
Wesung bringen. Weil aber im anderen Anfang das Seyn<br />
<strong>Ereignis</strong> wird, muB auch der Anklang des Seyns Geschichte<br />
sein, die Geschichte in einer wesentlichen Erschiitterung durchmachen<br />
und den Augenblick dieser Geschichte zugleich wissen<br />
und sagen konnen. (Nicht eine geschichtsphilosophische Rennzeichnung<br />
und Beschilderung ist gemeint, sondern ein Wissen<br />
von der Geschichte aus dem Augenblick und als den Augenbliek<br />
des ersten Anklangs der Wahrheit des Seyns selbst.)<br />
Und doch lautet die Rede so, als giilte es nur die Benennung<br />
des Gegenwiirtigen. Gesagt sei vom Zeitalter der volligen Fraglosigkeit,<br />
das seinen Zeitraum unterzeitlich iiber das Heutige<br />
hinaus weit <strong>zur</strong>iick und weit nach vorne erstreckt. In diesem<br />
Zeitalter ist nichts Wesentliches - falls diese Bestimmung iiberhaupt<br />
noch einen Sinn hat - mehr unmoglich und unzugiinglich.<br />
Alles »wird gemacht« und »laBt sich machen«, wenn man<br />
nur den»Willen« dazu aufbringt. DaB aber dieser»Wille« es<br />
gerade ist, der im voraus schon gesetzt und herabgesetzt hat,<br />
was moglich und vor allem notwendig sein darf, wird schon im<br />
voraus verkannt und auBer jeder Frage gelassen. Denn dieser<br />
Wille, der alles macht, hat sich im voraus der Machenschaft<br />
verschrieben, jener Auslegung des Seienden als des Vor-stell<br />
* vgl. Der Anklang, 72. Der Nihilismus<br />
baren und Vor-gestellten. Vor-stellbar heiBt einmal: zugiinglich<br />
im Meinen und Rechnen; und heiBt dann: vorbringbar in der<br />
Her-stellung und DurchfUhrung. Dies alles aber aus dem<br />
Grunde gedacht: das Seiende als solches ist das Vor-gestellte,<br />
und nur das Vorgestellte ist seiend. Was der Machenschaft<br />
scheinbar einen Widerstand und eine Grenze setzt, ist fiir sie<br />
nur der Stoff <strong>zur</strong> weiteren Arbeit und der AnstoB in den Fortschritt,<br />
die Gelegenheit <strong>zur</strong> Ausdehnung und VergroBerung.<br />
Innerhalb der Machenschaft gibt es nichts Frag-wiirdiges, solches,<br />
was durch das Fragen als solches gewiirdigt und allein<br />
gewiirdigt und damit gelichtet und in die Wahrheit gehoben<br />
werden konnte.<br />
Innerhalb der Machenschaft gibt es dagegen sehr wohl und<br />
umso mehr »Probleme«, die bekannten »Schwierigkeiten«, die<br />
nur dazu da sind, um iiberwunden zu werden. Es gibt Unklarheiten<br />
und Ungekliirtes innerhalb des vor-stellend her-stellenden<br />
Er-kliirens, Aufgaben, die noch nicht gelOst sind. Das<br />
alles gibt es aber nur, weil die Machenschaft die Seiendheit des<br />
Seienden bestimmt, nicht etwa, weil sie selbst eine Grenze zulassen<br />
konnte.<br />
Weil aber so durch die Machenschaft die Fragwiirdigkeit<br />
vertrieben und ausgerottet und als die eigentliche Teufelei gebrandmarkt<br />
ist, und weil vielleicht und im Grunde diese Zerstorung<br />
der Fragwiirdigkeit sogar fUr das Zeitalter der volligen<br />
Fraglosigkeit nicht vollig moglich ist, deshalb bedarf dieses<br />
selbst noch dessen, was ihm erlaubt, machenschaftlich - in seiner<br />
Weise also - das Fragwiirdige gelten zu lassen und doch<br />
zugleich ungefiihrlich zu machen. Und dies ist das Erleben: daB<br />
aus allem ein »Erlebnis« und ein immer groBeres und ein immer<br />
unerhorteres und ein immer mehr sich iiberschreiendes<br />
»Erlebnis« werde. Das »Erlebnis«, hier gemeint als die Grundart<br />
des Vorstellens des Machenschaftlichen und des Sichhaltens<br />
darin, ist die Jedermann zugiingliche Offentlichkeit des Geheimnisvollen,<br />
d. h. Aufregenden, Aufreizenden, Betiiubenden und<br />
Verzaubernden, was das Machenschaftliche notwendig macht.