Beiträge zur Philosophie (Vom Ereignis) - gesamtausgabe
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482 VIII. Das Seyn<br />
das Seiende als ein solches je irn Umkreis eines Ganzen (Welt)<br />
offen urn sich, vor sich, unter und hinter sich hat. Diese »Belagerung«<br />
bedeutet gleichwohl nichts, was zu beseitigen ware im<br />
Sinne einer zufalligen und ungehorigen Belastung, sondern sie<br />
gehort mit zu dem, was die Aus-einander-setzung des Menschen<br />
als eines Seienden inmitten des Seienden mit diesem ausmacht,<br />
welche Aus-einander-setzung nicht etwa nur die Art des<br />
Wirkens des Menschen ist (im Sinne des »Kampfes urn das Dasein«),<br />
sondern eine Wesensfuge seines Seins. Gleichwohl gibt<br />
es jene Ent-setzung vom Seienden, die die Aus-einander-setzung<br />
nicht aufhebt, sondern begriindet und ihr deshalb die<br />
Moglichkeiten zu Griindungen schenkt, in denen der Mensch<br />
iiber sich hinausschafft.<br />
Diese Ent-setzung aber ereignet sich nur aus dem Seyn selbst,<br />
ja dieses ist nichts anderes als das Ent-setzende und Ent-setzliche.<br />
Die Ent-setzung besteht in der Er-eignung des Daseins, so<br />
zwar, daB im so sich lichtenden Da (dem Ab-grund des Ungestiitzten<br />
und Ungeschiitzten) die Er-eignung sich entzieht.<br />
Ent-setzung und Entzug sind des Seyns als des <strong>Ereignis</strong>ses. Dabei<br />
geschieht nichts innerhalb des Seienden, das Seyn bleibt unscheinbar,<br />
aber mit dem Seienden als solchem kann geschehen,<br />
daB es, in die Lichtung des Un-gewohnlichen geriickt, seine Gewohnlichkeit<br />
abwirft und sich <strong>zur</strong>Ent-scheidung dariiber stellen<br />
muB, wie es dem Seyn geniige. Dies meint jedoch nicht, wie es<br />
ihm sich angleiche und entspreche, sondern wie es, das Seiende,<br />
die Wahrheit der Wesung des Seyns verwahre und verliere und<br />
darin zu seinem eigenen Wesen komme, das in solcher Verwahrung<br />
besteht. Die Grundformen dieser Verwahrung aber sind<br />
der AufschluB einer Ganze des Weltens (Welt) und das SichverschlieBen<br />
vor jedem Entwurf (Erde). Diese Grundformen<br />
lassen erst die Verwahrung entspringen und sind selbst im<br />
Streit, der aus der Innigkeit der Ereignung des <strong>Ereignis</strong>ses west.<br />
Je auf jeder Seite dieses Streites ist das, was wir metaphysisch<br />
als das Sinnliche und Unsinnliche kennen.<br />
269. Vas Seyn 483<br />
Warum aber gerade dieser Streit von Welt und Erde? Wei!<br />
im <strong>Ereignis</strong> das Da-sein ereignet und dieses die Instandlichkeit<br />
des Menschen wird, weil aus dem Ganzen des Seienden der<br />
Mensch <strong>zur</strong> Wachterschaft des Seyns gerufen ist. Wie aber das<br />
Strittige, von dem her wir seynsgeschichtlich den Menschen und<br />
seinen »Leib«, die »Seele« und den »Geist« zu denken haben?<br />
Das Seyn ent-setzt, indem es das Da-sein ereignet. Dieses<br />
Ent-setzen ist ein Stimmen, ja der urspriingliche AufriB des<br />
Stimmungshaften selbst. Die Grundstimmung der Angst steht<br />
das Ent-setzen aus, sofern dieses Ent-setzen in urspriinglichem<br />
Sinn nichtet, das Seiende als solches ab-setzt, d. h. dieses Nichten<br />
ist kein Verneinen, sondern, wenn es iiberhaupt aus dem<br />
stellungnehmenden Verhalten gedeutet werden diirfte, ein Bejahen<br />
des Seienden als solchen als des Ab-gesetzten. AIlein,<br />
Nichtung ist eben die Ab-setzung selbst, wodurch sich das Seyn<br />
als Ent-setzung der Lichtung des ereigneten Da iibereignet.<br />
Und wiederum die Nichtung des Seyns irn Ent-zug, durch<br />
und durch durchstrahlt vom Nichts west das Seyn. Und erst<br />
wenn wir uns freigemacht haben von der MiBdeutung des<br />
Nichts aus dem Seienden, erst wenn wir aus der Nichtung des<br />
Nichts und von da die »Metaphysik« bestimmen, statt umge- ..,<br />
kehrt aus der Metaphysik und dem in ihr geltenden Vorrang<br />
des Seienden das »Nichts« herabsetzen zum bloBen Nein der<br />
Bestimmtheit und Vermittelung des Seienden wie Hegel und<br />
aile Metaphysiker vor ihm, erst dann werden wir ahnen, welche<br />
Kraft der Instandigkeit in das Menschsein einschieBt aus dem<br />
»Entsetzen«, jetzt als Grundstimmung der »Er-fahrung« des<br />
Seyns gemeint. Durch die Metaphysik, und das besagt zugleich<br />
durch das Christentum, sind wir miBleitet und gewohnt, irn<br />
»Entsetzen«, zu dem die Angst gehort wie das Nichts zum Seyn,<br />
nur das Wiiste und Grausige zu vermuten, statt die Bestirnmung<br />
in die Wahrheit des Seyns zu erfahren und aus ihr dessen<br />
Wesung instandlich zu wissen.<br />
1m ersten Anfang, da die q:J1Jl1L; in die ut.lji}£LU und als diese<br />
aufleuchtete, war das Er-staunen die Grundstimmung. Der an