23.11.2013 Aufrufe

Beiträge zur Philosophie (Vom Ereignis) - gesamtausgabe

Beiträge zur Philosophie (Vom Ereignis) - gesamtausgabe

Beiträge zur Philosophie (Vom Ereignis) - gesamtausgabe

MEHR ANZEIGEN
WENIGER ANZEIGEN

Erfolgreiche ePaper selbst erstellen

Machen Sie aus Ihren PDF Publikationen ein blätterbares Flipbook mit unserer einzigartigen Google optimierten e-Paper Software.

476 VIII. Das Seyn<br />

268. Das Seyn (Die Unterscheidung)<br />

477<br />

fiilschen, kann der Mensch dessen inne werden, daB das Seiende<br />

niemals ausreicht, das Seyn auch nur ahnen zu lassen.<br />

Wenn daher das Seyn gedacht wird als das Zwischen, in das<br />

die Gotter genotigt sind, so daB es eine Not ist fiir den Menschen,<br />

dann Mnnen die Gotter und der Mensch nicht als »Gegebenes«,»Vorhandenes«<br />

angenommen sein. 1m Entwurf jenes<br />

Denkens sind sie, je verschieden, iibernommen als das Geschichtliche,<br />

das selbst erst aus dem <strong>Ereignis</strong> des Zwischen zu<br />

seiner Wesung kommt. Dies aber bedeutet: ZUlli Kampf urn das<br />

eigene Wesen, zum Bestandnis der Entscheidung einer der verhiillten<br />

Moglichkeiten.<br />

»Der Mensch« und »der Gott« sind geschichtslose Worthiilsen,<br />

wenn nicht die Wahrheit des Seyns in Ihnen sich <strong>zur</strong> Sprache<br />

bringt.<br />

Das Seyn west als das Zwischen fiir den Gott und den Menschen,<br />

aber so, daB dieser Zwischenraum erst dem Gott und dem<br />

Menschen die Wesensmoglichkeit einraumt, ein Zwischen, das<br />

seine Ufer iiberbrandet und aus der Brandung erst als Ufer<br />

erstehen liiBt, immer zugehorig dem Strom des Er-eignisses,<br />

immer verborgen im Reichtum ihrer Moglichkeiten, immer das<br />

Heriiber und Hiniiber der unerschopflichen Beziige, in deren<br />

Lichtung Welten sich fiigen und versinken, Erden sich erschlie­<br />

Ben und die Zerstorung dulden.<br />

Aber auch so und so vor allem muB das Seyn deutungslos<br />

bleiben, das Wagnis gegen das Nichts, das Jenem erst den Ursprung<br />

verdankt.<br />

Die groBte, weil aus ihm selbst stets entspringende Gefahr<br />

des Seyns, die zu ihm als sein Zeit-Raum gehort, ist, sich »Seiend«<br />

zu machen und aus dem Seienden die Bestatigung zu dulden.<br />

Die Geschichte der Metaphysik, die Metaphysik selbst im<br />

Sinne des Vorrangs des Seienden vor dem Sein, bezeugt diese<br />

Gefahr und das Schwere, sie zu bestehen. Die Zweideutigkeit<br />

der Unterscheidung des Seienden und des Seins weist dieses<br />

dem Seienden zu und tauscht doch eine Geschiedenheit vor, die<br />

nicht aus dem Seyn selbst gegriindet ist.<br />

Die Metaphysik aber macht das Sein seiend, d. h. zu einem<br />

Seienden, weil sie das Sein als »Idee« dem Seienden zum Ziel<br />

setzt und an dieser Zielsetzung nachmals dann die >;Kultur«<br />

gleichsam aufhangt.<br />

Das Seyn aber ist die Verwehrung alier »Ziele« und die Versagung<br />

jeder Erkliirbarkeit.<br />

268. DasSeyn<br />

(Die Unterscheidung)<br />

Das Seyn west ais die Er-eignung der Gotter und des Menschen<br />

zu ihrer Ent-gegnung. In der Lichtung der Verbergung des<br />

Zwischen, das aus der entgegnenden Ereignung und mit ihr<br />

entspringt, ersteht der Streit von Welt und Erde. Und erst im<br />

Zeit-Spiel-Raum dieses Streites kommt es zu Verwahrung und<br />

Verlust der Ereignung, tritt ins Offene jener Lichtung Jenes,<br />

was das Seiende genannt wird.<br />

Das Seyn und das Seiende sind gar nicht unmittelbar zu<br />

unterscheiden, weil iiberhaupt nicht unmittelbar zu einander<br />

bezogen. Das Seyn ist, obzwar das Seiende als ein solches einzig<br />

in der Ereignung schwingt, allem Seienden abgriindig fern.<br />

Die Versuche, nach der Art der Benennung schon, beide zusammen<br />

vorzustellen, entstammen der Metaphysik. Ja diese hat sogar<br />

iiberall darin ihr Kennzeichen, daB die Unterscheidung von<br />

Sein und Seiendem, sowenig klar und ausdriieklich sie auch<br />

vollzogen sein mag, fUr eine unmittelbare genommen wird. Das<br />

Sein gilt ais die Verallgemeinerung des Seienden; vorstellungsmiiBig<br />

ebenso faBbar wie dieses, nur eben »abstrakter«. Das<br />

Sein ist, nur in der Verdiinnung gleichsam, das Seiende noch<br />

einmal und doch nicht, wei! das Wirkliche zu sein dem Seienden<br />

vorbehalten bIeibt. Andererseits hat sich aufgrund der Vorherrschaft<br />

des Denkens (Vorstellens von etwas im XOLVOV und<br />

xaMAou) das Sein als Seiendheit dennoch einen Vorrang angemaBt,<br />

der dann in der jeweiligen Bestimmung der Beziehung<br />

der Unterschiedenen zum Vorschein kommt.<br />

./

Hurra! Ihre Datei wurde hochgeladen und ist bereit für die Veröffentlichung.

Erfolgreich gespeichert!

Leider ist etwas schief gelaufen!