Beiträge zur Philosophie (Vom Ereignis) - gesamtausgabe
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464 VIII. Das Seyn<br />
Betrachtungsweisen fernbleiben miissen. Schon hier ist del'<br />
Sprung in das Seyn und seine Wahrheit gefordert, die Erfahrung,<br />
daB unter dem Namen Holderlin jenes einzige Zur-Entseheidung-Stellen<br />
sich ereignet, ereignet, nicht etwa ereignete.<br />
Wir konnen versuchen, dieses »<strong>Ereignis</strong>« in seiner Einzigkeit<br />
gesehichtlieh abzuheben, indem wir es sehen mitten in dem,<br />
was noeh das Bisherige in seiner hachsten Steigerung und<br />
reiehsten Entfaltung ist: mitten in del' Metaphysik des deutsehen<br />
Idealismus und mitten in del' Weltbildgestaltung Goethes,<br />
mitten in dem, was durch Abgriinde von Halderlin<br />
geschieden bleibt (in del' »Romantik«), wenn es ihn, den Trager<br />
des Namens, abel' nieht den Wachter des Seyns, auch historisch<br />
»beeinfluBt« hat. Abel' was hilft diese Absetzung? Sie<br />
erreicht hachstens nul' ein neues Mifiverstandnis, als sei eben<br />
Halderlin innerhalb jener Geschiehte del' Metaphysik und<br />
Kunst etwas »Eigenes«; wo es doch nieht auf das »Innerhalb«,<br />
abel' auch nieht nul' auf das ausnahmemafiige »AuBerhalb«<br />
ankommt, sondern auf den unableitbaren, in seinem reinsten<br />
DaB aufzufangenden StoB des Seyns selbst, daB jetzt und seitdem<br />
jene Entscheidung in del' Geschiehte des Abendlandes<br />
steht, gleiehviel, ob sie von dem noch dauernden Zeitalter vernommen<br />
wird und iiberhaupt vernommen werden kann oder<br />
nicht.<br />
Diese Entscheidung legt erstmals den Zeit-Raum um das<br />
Seyn selbst, als welcher aus diesem sich erstreckt in eins mit del'<br />
Zeit, die ihn in del' urspriinglichen Einheit dieses Zeit-Spiel<br />
Raumes zeitigt.<br />
Von nun an bleibt jedes Denken, das yom Seienden her und<br />
weg die Seiendheit meint, auBerhalb der Geschichte, in del' das<br />
Seyn als <strong>Ereignis</strong> sich das Denken el'eignet in del' Gestalt des<br />
DaseinsmaBigen und ihm Zugehal'igen. Die Einzigkeit seiner<br />
Geschichte dem Seyn zu l'etten, ist die Berufung des Denkens<br />
und nie mehr die Verfliichtigung seines Wesens in das Gefacher<br />
del' verblasenen »Allgemeinheit« del' Kategorien. Darum<br />
abel' wissen die Wissenden, daB die Vorbereitung diesel' Ge<br />
266. Das Sern und die »ontologische Difjerenz« ... 465<br />
schichte des Seyns im Sinne del' Griindung del' Bereitschaft <strong>zur</strong><br />
Verwahrung del' Wahrheit des Seyns in dem so erst werdenden<br />
Seienden eine sehr lange und weithin unbekannte sein wird.<br />
Fern geschieden noch miissen die Vorbereitenden von den<br />
Griindern stehen konnen, wenn sie auch nur weither yom StoB<br />
del' Verweigerung des Seyns getroffen und dadurch Ahnende<br />
sein wollen. Kiihnheit bleibt das Sagen yom Erdenken des<br />
Seyns, so es das Hinaushel£en in die Behausung del' Gatter und<br />
in die Befl'emdung des Menschen genannt wird (vgl. das Seyn<br />
als <strong>Ereignis</strong>).<br />
266. Vas Seyn und die »ontologische Differenz«<br />
Die»Unterscheidung«<br />
Diese Unterscheidung tragt die Leitfrage del' Metaphysik: was<br />
ist das Seiende? Abel' diese Unterscheidung wird im Leitfragenvollzug<br />
nicht als eine solche eigens ins Wissen gehoben oder<br />
gar als ein Fragwiirdiges festgehalten. Tragt die Unterscheidung<br />
die Leitfrage, oder volIzieht diese erst, obzwar unausdriicklich,<br />
die Unterscheidung? Offenbar dies. Denn sie er<br />
./<br />
scheint im Gesichtskreis del' Leitfrage und zunachst auch fiir<br />
die klarende Besinnung auf die Leitfrage wie etwas Letztes.<br />
Abel' sie darf doch nul' das Vordergriindliche sein (weshalb?),<br />
worin ein Ansetzen del' Grundfrage (nach del' Wahrheit des<br />
Seyns) hinfiihrend verdeutlicht werden kann.<br />
Die Seynsfrage als Grundfrage wiil'de nichts von ihl'em eigenen<br />
Fl'agwiil'digsten begriffen haben, wenn sie nicht sogleich<br />
auf die Fl'age nach dem Ursprung del' »ontologischen Differenz«<br />
getl'ieben wiil'de. Die Untel'scheidung von »Sein« und<br />
»Seiendem«, daB sich das Seyn abhebt gegen das Seiende, kann<br />
nul', wenn andel'S auch das Seiende als solches durch das Seyn<br />
gegriindet ist, in del' Wesung des Seyns ihl'en Ursprung haben.<br />
Das Wesen und del' Grund diesel'Abhebung ist das Dunkel, was<br />
in alIer Metaphysik beschlossen liegt, urn so befremdlicher, je