Beiträge zur Philosophie (Vom Ereignis) - gesamtausgabe
Beiträge zur Philosophie (Vom Ereignis) - gesamtausgabe
Beiträge zur Philosophie (Vom Ereignis) - gesamtausgabe
Sie wollen auch ein ePaper? Erhöhen Sie die Reichweite Ihrer Titel.
YUMPU macht aus Druck-PDFs automatisch weboptimierte ePaper, die Google liebt.
102 I. Vorblick<br />
49. Warum milssen Entscheidungen fallen?<br />
103<br />
Wahrheit das Bestehen des Nicht und damit zugleich das Gegen<br />
alles Nichtige, das Unseiende.<br />
Aus der wesenhaften Nichtigkeit des Seins (Kehre) ergibt<br />
sieh, daB es jenes verlangt und braucht, was vom Da-sein her<br />
als Entweder-Oder sich zeigt, das Eine oder das Andere, und<br />
nur sie.<br />
Die wesentliche Wesung der Entscheidung ist Zusprung <strong>zur</strong><br />
Entseheidung oder die Gleichgiiltigkeit; also nicht der Entzug<br />
und nicht die Zerstorung.<br />
Die Gleichgiiltigkeit als das Nichtentscheiden.<br />
Die Entscheidung geht urspriinglich dariiber, ob Entseheidung<br />
oder Nichtentscheidung.<br />
Entscheidung aber ist, sich vor das Entweder-Oder Bringen,<br />
und damit ist schon Entschiedenheit, weil hier schon Zugehorigkeit<br />
zum <strong>Ereignis</strong>.<br />
Die Entscheidung iiber die Entscheidung (Kehre). Keine Reflexion,<br />
sondern das Gegenteil davon: iiber die Entscheidung,<br />
d. h. schon wissen das <strong>Ereignis</strong>.<br />
Entscheidung und Frage; Fragen als urspriinglicher: das<br />
Wesen der Wahrheit <strong>zur</strong> Entscheidung stellen. Wahrheit selbst<br />
aber schon das Zuentscheidende schlechthin.<br />
48. In welchem Sinne die Entscheidung zum Seyn selbst<br />
gehort<br />
Die Entscheidung und die Not als Umtrieb der Geworfenheit<br />
des Werfers.<br />
Die Entscheidung und der Streit.<br />
Die Entscheidung und die Kehre.<br />
*<br />
Es scheint, als sei die Entscheidung: Sein oder Nichtsein,<br />
immer schon entschieden zugunsten des Seins, da doch »Leben«<br />
ist: Sein wollen. Also steht hier gar nichts <strong>zur</strong> Entscheidung.<br />
Aber was heiBt da »Leben«, und wie weit ist »Leben« hier<br />
begriffen? Als Selbsterhaltungstrieb.<br />
Auch das Gemeine und Niedrige, das Massenhafte und Bequeme<br />
hat den Trieb, sich zu erhalten und gerade dieses. Mithin<br />
kann von solchen Dberlegungen her die Frage der Entscheidung<br />
nicht gestellt werden.<br />
49. Warum miissen Entscheidungen fallen?<br />
Warum miissen Entscheidungen fallen? Was ist dies, Entscheidung?<br />
Die notwendige Vollzugsform der Freiheit. GewiB, so<br />
denken wir »kausal« und nehmen die Freiheit als ein Vermogen.<br />
1st nicht auch die »Entscheidung« noch eine sehr verfeinerte<br />
Form der Rechnung? Oder wegen dieses Scheines nicht nur das<br />
auBerste Gegenteil, sondern das Unvergleichbare?<br />
Entscheidung, als Akt des Menschen, vorgangsmaBig gesehen,<br />
in der Abfolge.<br />
In ihr das Notwendige, vor dem »Akt« »Liegende«, iiber ihn<br />
weg Greifende.<br />
Das Zeit-raum-hafte der Entscheidung als aufbrechende<br />
Kliiftung des Seyns selbst, seinsgeschichtlich zu fassen, nicht<br />
moralisch-anthropologisch. Vorbereitende Einraumung, dann<br />
eben auch nicht nachtragliche Reflexion, sondern umgekehrt.<br />
Dberhaupt: das ganze Menschenwesen, sobald es ins Da-sein<br />
gegriindet wird, seinsgeschichtlich (aber nicht »ontologisch«)<br />
umdenken.