Beiträge zur Philosophie (Vom Ereignis) - gesamtausgabe
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20 I. Vorblick<br />
6. Die Grundstimmung<br />
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bunt wechselnden »Probleme«, jener »Vorwurfe«, die auf<br />
nichts treffen und von denen keiner getroffen wird.<br />
Wie steht es - so gemessen - mit der Seynsfrage als der Frage<br />
nach der Wahrheit des Seyns, welche Frage in sich kehrig zugleich<br />
das Seyn der Wahrheit erfragt? Wie lange muB allein<br />
der Weg werden, auf dem nur erst die Wahrheitsfrage angetroffen<br />
wird?<br />
Was kunftig und in Wahrheit <strong>Philosophie</strong> heiBen darf, hat<br />
als Erstes und Einziges dies zu leisten: erst den Ort des denkerischen<br />
Fragens der wieder anfiinglichen Frage zu finden, d. h.<br />
zu griinden: das Da-sein (vgl. Der Sprung).<br />
Die denkerische Frage nach der Wahrheit des Seyns ist der<br />
Augenblick, der den Obergang tragt. Dieser Augenblick ist<br />
niemals wirklich feststellbar, noch weniger zu errechnen. Er<br />
setzt erst die Zeit des <strong>Ereignis</strong>ses. Die einzige Einfachheit dieses<br />
Oberganges wird historisch nie faBbar, weil die offentliche<br />
historische »Geschichte« an ihm Hingst vorbeigegangen ist,<br />
wenn er ihr mittelbar gezeigt werden kann. So bleibt diesem<br />
Augenblick eine lange Zukunftigkeit aufbehalten, gesetzt,<br />
daB noch einmal die Seinsverlassenheit des Seienden gebrochen<br />
werden soll.<br />
1m Da-sein und als Da-sein er-eignet sich das Seyn dieWahrheit,<br />
die selbst es als die Verweigerung offenbart, als jenen Bereich<br />
der Winkung und des Entzugs - der Stille -, worin sich<br />
erst Ankunft und Flucht des letzten Gottes entscheiden. Dazu<br />
vermag der Mensch nichts zu leisten und dann am wenigsten,<br />
wenn ihm die Vorbereitung der Griindung des Da-seins aufgegeben<br />
ist, so zwar, daB diese Aufgabe das Wesen des Menschen<br />
wieder anfiinglich bestimmt.<br />
6. Die Grundstimmung<br />
1m ersten Anfang: das Er-staunen.<br />
1m anderen Anfang: das Er-ahnen.<br />
Alles wiire miBdeutet und miBlungen, woUten wir die<br />
Grundstimmung mit Hilfe einer Zergliederung und gar »Definition«<br />
vorbereiten und ins Freie ihrer stimmenden Macht<br />
bringen. Nur weil das mit dem Wort »Stimmung« Belegte<br />
liingst durch die »Psychologie« hintangehalten wird, nur weil<br />
gar noch die Sucht nach dem »Erlebnis« heute erst recht alles<br />
in die Verirrung reiBen muBte, was von der Stimmung gesagt<br />
wird ohne eine Besinnung auf sie, nur deshalb muB »uber« die<br />
Stimmung hin und wieder ein weisendes Wort gesagt werden.<br />
Alles wesentliche Denken verlangt, daB seine Gedanken und<br />
Siitze jedesmal neu wie Erz aus der Grundstimmung herausgeschlagen<br />
werden. Bleibt die Grundstimmung aus, dann ist<br />
alles ein erzwungenes Geklapper von Begriffen und Worthulsen.<br />
Wenn nun gar schon liingst ein Unbegriff yom »Denken« die<br />
Meinung uber die »<strong>Philosophie</strong>« beherrscht, dann kann die<br />
Vorstellung und Beurteilung der Stimmung vollends nur ein<br />
Ableger der MiBdeutung des Denkens sein (Stimmung ist das<br />
Schwiichliche, Schweifende, Unklare und Dumpfe gegenuber<br />
dem Scharfsinn und der Richtigkeit und Klarheit und Leichtigkeit<br />
des »Gedankens«). Wenn es hochkommt, darf sie als<br />
Verzierung des Denkens geduldet werden.<br />
Anein, die Grundstimmung stimmt das Da-sein und damit<br />
das Denken als Entwurf der Wahrheit des Seyns im Wort und<br />
Begriff.<br />
Die Stimmung ist die Verspriihung der Erzitterung des Seyns<br />
als <strong>Ereignis</strong> im Da-sein. Verspriihung: nicht als ein bloBes Verschwinden<br />
und Verloschen, sondern umgekehrt: als Bewahrung<br />
des Funkens im Sinn der Lichtung des Da gemiiB der voUen<br />
Zerkluftung des Seyns.<br />
Die Grundstimmung des anderen Anfangs kann nur kaum<br />
jemals und gar im Obergang zu ihm durch einen Namen genannt<br />
werden. Die Vielnamigkeit aber verleugnet nicht die<br />
Einfachheit dieser Grundstimmung und zeigt nur in das Ungreifliche<br />
alles Einfachen. Die Grundstimmung heiBt uns: das