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Beiträge zur Philosophie (Vom Ereignis) - gesamtausgabe

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116 II. Der Anklang 56. Das Wiihren der Seinsverlassenheit ... 117<br />

Doch welches Geschehnis welcher Geschichte ist diese Verlassenheit?<br />

Gibt es eine Geschichte des Seyns? Und wie selten<br />

und kaum kommt sie verhiillt ans Licht?<br />

Die Seynsverlassenheit geschieht dem Seienden und zwar<br />

dem Seienden im Ganzen und damit auch und gerade jenem<br />

Seienden, das als Mensch inmitten des Seienden steht und dessen<br />

Seyn dabei vergiBt.<br />

Der Anklang des Seyns will das Seyn in seiner vollen Wesung<br />

als <strong>Ereignis</strong> durch die Enthtillung der Seinsverlassenheit<br />

<strong>zur</strong>tickholen, was nur so geschieht, daB das Seiende durch die<br />

Griindung des Da-seins in das im Sprung eroffnete Seyn <strong>zur</strong>iiekgestellt<br />

wird.<br />

J6. Vas W iihren der Seinsverlassenheit in der verborgenen<br />

Weise der Seinsvergessenheit<br />

Dieser Seinsvergessenheit aber entspricht das herrschende<br />

Seinsverstandnis, d. h. sie wird als solche erst vollendet und sich<br />

selbst verdeekt durch dieses. In ihm gilt als unantastbare Wahrheit<br />

tiber das Seyn:<br />

1. seine Allgemeinheit (das »Generellste«, vgl. lMa - "OWOV ­<br />

YEvTl) ;<br />

2. seine Geliiufigkeit (fraglos, da das Leerste und nichts Fragbares<br />

enthaltend).<br />

Bier aber ist das Seyn nie als solches erfahren, sondem immer<br />

nur im Sichtkreis der Leitfrage vom Seienden her gefaBt: OV<br />

U(lv, und so in gewisser Weise mit Recht als das Allem (namlich<br />

Seiendem als »Wirklichem« und Vorhandenem) Gemeine. Die<br />

Weise, wie hier im Sichtkreis der Leitfrage das Seyn angetroffen<br />

und genommen werden muB, wird ihm zugleich als Wesen<br />

zugesprochen. Und dabei ist dies doch nur eine Weise einer<br />

sehr fragwiirdigen Erfassung in einen noch fragwtirdigeren<br />

Be-griff.<br />

Der innerste Grund der geschichtlichen Entwurzelung ist<br />

ein wesenhafter, im Wesen des Seyns griindender: daB das<br />

I<br />

I<br />

j<br />

I<br />

Seyn sich dem Seienden entzieht und es dabei doch als »seiend«<br />

und sogar »seiender« erscheinen laBt.<br />

Wei! dieser Verfall der Wahrheit des Seyns vor allem in der<br />

greiflichsten Gestalt der Wahrheitsvermittlung, im Erkennen<br />

und Wissen, sich vollzieht, muB umgekehrt, soll die Entwurzelung<br />

iiberwunden werden aus einer neuen Verwurzelung, hier<br />

das echte Wissen und zwar das Wissen vom Seyn selbst <strong>zur</strong><br />

Berrschaft kommen. Und hierbei wiederum ist das erste, eben<br />

jenes Wesen des Seyns, die Seynsverlassenheit, von Grund aus<br />

zu erkennen und d. h. zunachst zu erfragen.<br />

Worin sich die Seinsverlassenheit meldet:<br />

1. Die vollige Unempfindlichkeit gegen das Vieldeutige in<br />

dem, was fUr wesenhaft gehalten wird; Vieldeutigkeit bewirkt<br />

die Unkraft und den Unwillen <strong>zur</strong> wirklichen Entscheidung.<br />

Z. B. was alles »Volk« heiBt: das Gemeinschaftliche,<br />

das Rassische, das Niedere und Untere, das Nationale,<br />

das Bleibende; z. B. was alles »gottlich« genannt wird.<br />

2. Das Nichtmehrwissen, was Bedingung ist und was Bedingtes<br />

und Unbedingbares. Vergotzung der Bedingungen geschichtlichen<br />

Seyns, des Volkischen z. B. mit all seiner Vieldeutigkeit,<br />

zum Unbedingten.<br />

3. Das Steckenbleiben im Denken und Ansetzen von»Werten«<br />

und »ldeen«; darin wird ohne jede emstliche Frage<br />

wie in einem Unabanderlichen die Gefiigeform des geschichtlichen<br />

Daseins gesehen; und dem entspricht das Denken<br />

in »Weltanschauungen«. (vgl. Das Zuspiel, 110. Die<br />

lMa, der Platonismus und der Idealismus)<br />

4. Demzufolge wird alles eingebaut in einen »Kultur«-betrieb,<br />

die groBen Entscheidungen, Christentum, werden nicht aus<br />

der Wurzel aufgestellt, sondem umgangen.<br />

5. Die Kunst wird einer Kultumutzung unterworfen und im<br />

Wesen verkannt; die Blindheit gegen ihren Wesenskem, die<br />

Art der Grtindung von Wahrheit.<br />

6. Dberhaupt kennzeichnend ist das Sichverschatzen mit Bezug<br />

auf das Widrige und Vemeinende; es wird als das »Bo­

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