Beiträge zur Philosophie (Vom Ereignis) - gesamtausgabe
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352 V. Die Griindung<br />
227. <strong>Vom</strong> Wesen der Wahrheit<br />
353<br />
trotz der Einsicht in die Notwendigkeit des vorspringenden<br />
Entwurfs, am Ende doch vom Bisherigen aus schrittweise ein<br />
Weg <strong>zur</strong> Wahrheit des Seyns gebahnt werden. Dies aber muB<br />
immer miBlingen.<br />
Und so stark die neue Gefahr wird, daB jetzt das <strong>Ereignis</strong><br />
sogleich nur ein Name und handlicher Begriff wird, aus dem<br />
anderes »deduziert« werden mochte, muB doch von ihm gesagt<br />
werden; aber wieder nicht abgelOst in einer »spekulativen« Erorterung,<br />
sondern in der emotigten, durch die Not der Seinsverlassenheit<br />
gehaltenen Besinnung.<br />
*<br />
zeichnend geschichtliche Einmalige dieser Instiindigkeit, daB<br />
hier zuerst und allein iiber das»Wahre« entschieden wird. Welche<br />
Bestiindigkeit hat diese Instandigkeit? Oder anders gefragt:<br />
Wer vermag und wann und wie das Da-sein zu sein?<br />
Was vermag hier <strong>zur</strong> Bereitung dieses Seins die anfangliche<br />
Besinnung des denkerischen Sagens?<br />
Warum muB in diesem Augenblick dieses jetzt und d. h. das<br />
fragende W issen den AnstoB bringen?<br />
Inwiefem ist jetzt erst der schon vorausgegangene Dichter,<br />
Holderlin, in seinem einzigsten Dichtertum und Werk unsere<br />
Notwendigkeit?<br />
Die Lichtung der Verbergung meint nicht die Aufhebung des<br />
Verborgenen und seine Freistellung und Umwandlung ins Unverborgene,<br />
sondem gerade die Griindung des abgriindigen<br />
Grundes fiir die Verbergung (die zogemde Versagung).<br />
In meinen bisherigen Versuchen zum Entwurf dieses Wesens<br />
der Wahrheit ging die Bemiihung, verstandlich zu werden,<br />
immer zuerst darauf, die Weisen der Lichtung und die Abwandlungen<br />
der Verbergung und ihre wesentliche Zusammengehorigkeit<br />
deutlich zu machen (vgl. z. B. den Wahrheitsvortrag<br />
1930).<br />
Wenn es zu Bestimmungen kam wie: das Da-sein ist zugleich<br />
in der Wahrheit und Unwahrheit, dann hat man diesen Satz<br />
sogleich moralisch-weltanschaulich genommen, ohne das Entscheidende<br />
der philosophischen Besinnung zu fassen, die Wesung<br />
des »Zugleich« als Grundwesen der Wahrheit, ohne urspriingliche<br />
Fassung der Un-wahrheit im Sinne der Verbergung<br />
(und nicht etwa der Falschheit).<br />
*<br />
Was heiBt es: in der Lichtung der Verbergung »stehen« und sie<br />
ausstehen? Die Grund-stimmung der Verhaltenheit. Das aus<br />
227. <strong>Vom</strong> Wesen der Wahrheit*<br />
1. West Wahrheit und warum? Weil nur so Wesung des<br />
Seyns. Warum Seyn?<br />
2. Das Wesen der Wahrheit griindet die Notwendigkeit des<br />
Warum und damit des Fragens.<br />
Die Frage nach der Wahrheit geschieht des Seyns wegen,<br />
das die Zugehorigkeit von uns als das Dasein Griindenden<br />
braucht. /<br />
3. Die erste Frage (1) ist in sich die Wesensbestimmung der<br />
Wahrheit.<br />
4. Wie die Frage nach der Wahrheit anzusetzen ist.<br />
Ausgehen von der wesentlichen Zweideutigkeit: die»Wahr<br />
heit« gemeint als »das Wahre«; das Wahre aber ist die<br />
Wahrheit als lichtende Verbergung des <strong>Ereignis</strong>ses.<br />
Dies Lichte zu Anfang eine Helle, aber ohne Glanz und<br />
Strahlung. Die Verbergung selbst um so heller, durchschei<br />
nend die Tiefe der Verborgenheit.<br />
5. Wie der lang iiberlieferte Begriff der Wahrheit als Richtig<br />
keit nicht nur die Frage zunachst leitet, sondem auch nahe<br />
* vgl. Vortrag 1930 »<strong>Vom</strong> Wesen der Wahrheit«; Anmerkungen zu<br />
»8ein und Zeit« § 44