Beiträge zur Philosophie (Vom Ereignis) - gesamtausgabe
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164 II. Der Anklang<br />
Daher grundsiitzlicher Irrtum und Verwirrung der wesentlichen<br />
Vorstellungen, davon zu reden (vgl. Gerlach1), die neuzeitliche<br />
Wissenschaft beginne schon im Mittelalter, weil z. B.<br />
Roger Bacon vom experiri und experimentum handelt und dabei<br />
auch von Quantitiiten redet.<br />
Wenn schon, dann <strong>zur</strong>iick auf die Quelle dieser mittelalterlichen<br />
»Modernitat«: Aristoteles, E/lJtELQLCX.<br />
Jetzt das Experiment gegen das experiri.<br />
Welche Rolle bei der Ansetzung der Natur als Zusammenhang<br />
des »Daseins« der Dinge nach Gesetzen die harmonia<br />
mundi und ordo-Vorstellungen, "OO/lO;, mitbestimmend ist,<br />
aber immer mehr <strong>zur</strong>iicktretend.<br />
Grundbedingungen der Moglichkeit des neuzeitlichen Experimentes:<br />
1. der mathematische Entwurf der Natur, Gegenstandlichkeit,<br />
Vor-gestelltheit;<br />
2. die Umwandlung des Wesens der Wirklichkeit von der Wesenheit<br />
<strong>zur</strong>Einzelnheit. Nur unter dieserVoraussetzung kann<br />
ein Einzelergebnis Begriindungskraft und Bewahrung beanspruchen.<br />
79. Exakte Wissenschaft und Experiment<br />
j. Inwiefern fordert die exakte Wissenschaft das Experiment?<br />
2. Vorfrage: was ist ein Experiment?<br />
experiri und Experiment<br />
3. Zeigen, wie innerhalb der Naturwissenschaft »Experiment«<br />
und »Experiment« verschieden ist in seinem Charakter, je<br />
nach der Gegenstandlichkeit und der Art seiner Befragung.<br />
Das rein messende Experiment.<br />
4. Ein »psychologisches« Experiment.<br />
5. Ein»biologisches« Experiment.<br />
1 Z. B. Walther Gerlach, Theorie und Experiment in der exakten Wissenschaft.<br />
In: M. Hartmann u. W. Gerlach, Naturwissenschaftliche Erkenntnis<br />
und ihre Methoden. Berlin 1937<br />
80. experiri - experientia - experimentum - »Experiment« 165<br />
Ein » psychologisches« Experiment<br />
Nicht urn zu zeigen, was ein Experiment ist (dies auch), sondern<br />
um zu zeigen, welche andere Richtung und Stufe derVergegenstandlichung.<br />
W orauf jetzt zu sehen? Tatsachen<br />
Worauf nicht?<br />
und<br />
Welcher Unterschied?<br />
Gesetze<br />
Wozu und warum dieses »Experiment«?<br />
In welchem Fragezusammenhang steht es ?<br />
80. experiri - experientia - experimentum - »Experiment«<br />
Erfahren, auf etwas stof3en, etwas stof3t einem zu, ich habe<br />
meine Erfahrungen gemacht, »schlechte«.<br />
1m Mittelalter und friiher schon Unterschied zu Mycp gegen<br />
sermo (componere scripta de aliqua re), gegen das nur Gesagte,<br />
Mitgeteilte, in Wirklichkeit aber nicht Gezeigte, gegen das autoritativ<br />
Verkiindete und als solches iiberhaupt nicht Zeigbare.<br />
Dagegen das Zu-sehen und Zugehen darauf, ausmachen, dabei<br />
immer ein Gesuchtes, je nachdem, was gesucht, ein Erproben.<br />
Mit Hilfe einer Zurichtung, Einrichtung, instrumentum,<br />
oder ohne dieselbe. Z. B. erproben, ob das Wasser warm oder<br />
kalt, woher der Wind weht.<br />
Ein eigenes Vorgehen, um etwas <strong>zur</strong> Gegebenheit zu bringen.<br />
Die Frage ist aber, »was« und »wie«, ob einfach ein So<br />
und So, quale, oder ob das Bestehen einer Beziehung: wennso,<br />
»Ursache - Wirkung«, woher, warum? (Gebrauch der Lupe,<br />
Mikroskop) Und wieder, ob diese Beziehung noch quantitativ<br />
bestimmt: wenn so viel- dann so viel.<br />
Vorgriff auf das Gesuchte und d. h. auf das Befragte als solches.<br />
Dementsprechend die Einrichtung und Anordnung des<br />
Vorgehens. Aber all dieses experiri ist noch nicht das neuzeitliche<br />
»Experiment«.