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Beiträge zur Philosophie (Vom Ereignis) - gesamtausgabe

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500 VIII. Das Seyn<br />

276. Das Seyn und die Sprache<br />

501<br />

und gerade aus ihr sein urspriinglichstes Wesen schapft: Der<br />

Mensch versteht das Seyn (vgl. »Sein und Zeit«); er ist der<br />

Statthalter des Entwurfs des Seyns, die Wachterschaft der<br />

Wahrheit des Seyns macht das aus dem Seyn und »nur« aus<br />

diesem begriffene Wesen des Menschen aus. Der Mensch gehart<br />

zum Seyn als der vom Seyn selbst zu dessen Wahrheitsgriindung<br />

Ereignete. So geeignet ist er dem Seyn uberantwortet,<br />

und solche Uberantwortung verweist die Bewahrung und<br />

Grundung dieses Menschenwesens in Jenes, was der Mensch<br />

selbst erst sich zum Eigentum machen muB, mit Bezug worauf<br />

er eigentlicher und uneigentlicher sein muB: in das Da-sein,<br />

was die Wahrheitsgrundung selbst ist, der vom Seyn (<strong>Ereignis</strong>)<br />

ausgeworfene und getragene Ab-grund.<br />

Wie aber verhalt sich die Sprache zum Seyn? Wenn wir die<br />

Sprache nicht als ein Gegebenes und damit im Wesen schon<br />

Gesetztes in Rechnung bringen durfen, da es gilt, erst das Wesen<br />

zu »finden«, und wenn das Seyn selbst »wesentlicher« ist<br />

als die Sprache, sofern sie als Gegebenes (Seiendes) angenommen<br />

wird, dann muB die Frage anders gefragt werden.<br />

Wie verhalt sich das Seyn <strong>zur</strong> Sprache? Aber auch so ist die<br />

Frage noch miBdeutbar, sofern sie jetzt nur als bloBe Umkehrung<br />

des vorigen Verhaltnisses erscheint und die Sprache wiederum<br />

als ein Gegebenes gilt, zu dem das Seyn in Beziehung<br />

tritt. Wie verhalt sich das Seyn <strong>zur</strong> Sprache - das will fragen:<br />

wie entspringt in der Wesung des Seyns das Wesen der Sprache?<br />

Wird damit aber nicht schon eine Antwort vorausgenommen:<br />

daB eben die Sprache aus dem Seyn entspringt? Aber<br />

jede echte Wesensfrage, als Entwurf aus dem zu Entwerfenden<br />

bestimmt, nimmt die Antwort voraus. Das Wesen der Sprache<br />

kann gar nie anders als durch die Nennung ihres Ursprungs bestimmt<br />

werden. Man kann daher nicht Wesensdefinitionen der<br />

Sprache ausgeben und die Frage nach ihrem Ursprung fur unbeantwortbar<br />

erklaren. Die Frage nach dem Ursprung schlieBt<br />

freilich in sich die Wesensbestimmung des Ursprungs und des<br />

Entspringens selbst. Entspringen aber heiBt: dem Seyn zuge­<br />

haren in dem Sinn der zuletzt gestellten Frage: wie west in der<br />

Wesung des Seyns die Sprache? DaB liberhaupt jedoch dieser<br />

Bezug der Sprache zum Seyn keine willkurliche Aufstellung<br />

ist, hat die Vorbetrachtung deutlich gemacht. Denn in Wahrheit<br />

sagt jener (nur nicht in den Ursprung zUriickgedachte)<br />

metaphysische Doppelbezug der Sprache zum Seienden als solchem<br />

und zum Menschen (als animal rationale, ratio - Leitfaden<br />

der Auslegung des Seienden auf die Seiendheit, d. h. das<br />

Sein) nichts anderes als: die Sprache ist durch und durch und<br />

gerade in den Hinsichten, nach denen die Metaphysik sie bestimmt,<br />

auf das Sein bezogen. Aber weil die Metaphysik aus<br />

der Verlegenheit zum Seyn uberhaupt nur ist, was sie ist, kann<br />

gerade dieser Bezug und vollends seine rechte Fassung niemals<br />

in den Bereich ihres Fragens gelangen.<br />

Die Sprache entspringt dem Seyn und gehart deshalb zu diesem.<br />

So liegt alles wieder am Entwurf und Denken »des« Seyns.<br />

Aber jetzt mussen wir dieses so denken, daB wir uns dabei zugleich<br />

an die Sprache erinnern. Doch wie sollen wir jetzt »die<br />

Sprache« begreifen, ohne der erst zu gewinnenden Wesensbestimmung<br />

vorzugreifen? Nach allem Angedeuteten offenbar<br />

so, daB die Sprache in ihrem Bezug zum Seyn erfahrbar wird.<br />

Wie aber dieses? »Die« Sprache ist »unsere« Sprache; »unsere«<br />

nicht nur als die Muttersprache, sondern als die unserer Geschichte.<br />

Und damit liberfallt uns das letzte Fragwiirdige innerhalb<br />

der Besinnung auf »die« Sprache.<br />

Unsere Geschichte - nicht als der historisch bekannte Ablauf<br />

unserer Geschicke und Leistungen, sondern wir selbst im<br />

Augenblick unseres Bezugs zum Seyn. Zum drittenmal fallen<br />

wir in den Abgrund dieses Bezugs. Und diesmal wissen wir<br />

keine Antwort. Denn aIle Besinnung auf das Seyn und auf die<br />

Sprache ist ja nur ein VorstoB, um unseren »Standort« im Seyn<br />

selbst und damit unsere Geschichte zu treffen. Aber auch wenn<br />

wir unsere Sprache in ihrem Bezug zum Seyn fassen wollen,<br />

haftet diesem Fragen das Gelaufige der bisherigen metaphysischen<br />

Sprachbestimmung an, von der auch nicht geradezu<br />

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