Beiträge zur Philosophie (Vom Ereignis) - gesamtausgabe
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III. Das Zuspiel<br />
DaB die Wahrheit des Seyns verborgen bleibt, obzwar die<br />
Seiendheit in sie (die »Zeit«) gestellt ist, mu13 im Wesen des<br />
ersten Anfangs begriindet liegen. Ob nicht diese Verhullung<br />
des Grundes der Wahrheit des Seins zugleich bedeutet, daB die<br />
Geschichte des durch diese Wahrheit bestimmten griechischen<br />
Daseins auf die kurzeste Bahn gestellt und die Gegenwart in<br />
einem groBen und einzigen Augenblick des Schaffens vollendet<br />
wurde?<br />
DaB dagegen, was auf den ersten Anfang folgt, in eine Verzogerung<br />
gestellt wird und eine Versagung des Seins bis <strong>zur</strong><br />
Seinsverlassenheit auszustehen hat?<br />
Der Obergang zum anderen Anfang hat das Wissen urn diese<br />
geschichtliche Bestimmung vorzubereiten. Hinzu gehort die<br />
Auseinandersetzung mit dem ersten Anfang und seiner Geschichte.<br />
Diese Geschichte steht unter der Herrschaft des Platonismus.<br />
Dnd die dadurch bestimmte Art der Leitfragenbehandlung<br />
kann angezeigt werden durch den Tite!: Sein und Denken<br />
(vgl. Vorlesung S.S. 35*).<br />
Aber zum rechten Verstandnis dieses Titels muB beachtet<br />
werden:<br />
1. Sein meint hier Seiendheit und nicht, wie in »Sein und<br />
Zeit«, das urspriinglich auf seine Wahrheit befragte Sein selbst;<br />
Seiendheit als das »Generelle« fur das Seiende.<br />
2. Denken im Sinne des Vor-stellens von etwas im Allgemeinen<br />
und dieses als Gegenwiirtigung und somit Vorgabe des Bezirks,<br />
in dem das Seiende auf bestandige Anwesenheit begriffen<br />
wird, ohne daB je der Zeitcharakter dieser Auslegung erkannt<br />
ist. Das geschieht so wenig, daB auch, nachdem durch<br />
»Sein und Zeit« die ouota allererst als bestandige Anwesenheit<br />
ausgelegt und diese in ihrer Zeithaftigkeit begriffen ist, von der<br />
Zeitlosigkeit der »Prasenz« und »Ewigkeit« weiter geredet<br />
wird, und zwar deshalb, weil man am gemeinen Zeitbegriff<br />
* Vorlesung Sommersemester 1935 »Einfiihrung in die Metaphysik«<br />
(Gesamtausgabe Band 40)<br />
101. Frith her klar muf3 in einem sicheren Licht . ..<br />
festhalt, der nur als Rahmen fur das Veranderliche gilt und somit<br />
doch dem Bestandig-Anwesenden nichts anhaben kann!<br />
Denken ist hier als VOELV, A6yo~, tllELv die Vemunft als die Verhaltung,<br />
von der her und in deren Bezirk, unbegriindet genug,<br />
die Seiendheit bestimmt wird. Davon zu unterscheiden das<br />
»Denken« im weiteren und zugleich erst zu bestimmenden Sinne<br />
des Vollzugs des <strong>Philosophie</strong>rens (vgl. das anfangliche Denken).<br />
In dieser Hinsicht ist aIle Erfassung und Bestimmung<br />
(Begriff) der Seiendheit und des Seyns einDenken. Aber die entscheidende<br />
Frage bleibt doch: In welchem Bereich von Wahrheit<br />
bewegt sich die Enthullung des Wesens des Seins? 1mGrunde ist<br />
auch da, wo, wie in der Leitfragengeschichte, die Seiendheit aus<br />
dem VOELV begriffen wird, die Wahrheit dieses Denkens nicht das<br />
Gedachte als soIches, sondem der Zeit-Raum als Wesung der<br />
Wahrheit, worin alles Vor-stellen sich halten muB.<br />
Anfanglich ist das Seiende immer auch als EV bestimmt, und<br />
bei Aristoteles sind dann EV und av, Seiendes und Eines, vertauschbar.<br />
Einheit macht Seiendheit aus. Dnd Einheit besagt<br />
hier: Einigung, urspriingliche Sammlung auf die Selbigkeit des<br />
Zusammen-mitanwesenden und Bestandigen. Entsprechend<br />
wird dann die auszeichnende Bestimmung fUr das Denken der<br />
Seiendheit (Einheit) die Einheit des »Ich«-denke, die Einheit<br />
der transzendentalen Apperzeption, die Selbigkeit des Ich; in<br />
einem tieferen und reicheren Sinne beides verkoppelt in der<br />
Monade bei Leibniz.<br />
101. Frith her klar mufJ in einem sicheren Licht . ..<br />
Fruh her klar muB in einem sicheren Licht die groBe Einfachheit<br />
des ersten Anfangs des Denkens der Wahrheit des Seyns<br />
stehen (was es heiBt und was es griindet, daB das Eivm in die<br />
uAfjitELa des A6yo~ und des VOELV als qJ1)OL~ geriickt wird).<br />
Das zum Leuchten-bringen dieses Anfangs muB zuvor verzichtet<br />
haben, all jenes als Auslegungsmittel ins Spiel zu brin<br />
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