23.11.2013 Aufrufe

Beiträge zur Philosophie (Vom Ereignis) - gesamtausgabe

Beiträge zur Philosophie (Vom Ereignis) - gesamtausgabe

Beiträge zur Philosophie (Vom Ereignis) - gesamtausgabe

MEHR ANZEIGEN
WENIGER ANZEIGEN

Sie wollen auch ein ePaper? Erhöhen Sie die Reichweite Ihrer Titel.

YUMPU macht aus Druck-PDFs automatisch weboptimierte ePaper, die Google liebt.

86 I. Vorblick<br />

43. Vas Seyn und die Entscheidung<br />

87<br />

Der Vollzug der Seinsfrage laBt keine Nachahmung zu. Hier<br />

sind jedesmal die Notwendigkeiten des Weges geschichtlich<br />

erst-, weil einmalig. Ob »historisch« gesehen »neu« und }}eigenartig«,<br />

das ist hier gar keine mogliche Hinsicht der Beurteilung.<br />

Die geschichtliche Beherrschung der Geschichte des abendlandischen<br />

Denkens wird immer wesentlicher, und die Ausbreitung<br />

einer }}historischen« oder }}systematischen« <strong>Philosophie</strong>gelehrsamkeit<br />

immer unmoglicher.<br />

Denn es gilt, keine neuen Vorstellungen vom Seienden <strong>zur</strong><br />

Kenntnis zu bringen, sondern das Menschsein in die Wahrheit<br />

des Seyns zu griinden und diese Griindung im Erdenken des<br />

Seyns und des Da-seins vorzubereiten.<br />

Diese Vor-bereitung besteht nicht in der Beschaffung von vorlaufigen<br />

Kenntnissen, aus denen dann spater die eigentlichen<br />

Erkenntnisse erschlossen werden sollten, sondern Vor-bereitung<br />

ist hier: den Weg bahnen, auf den Weg zwingen - im wesentlichen<br />

Sinne: stimmen. Aber wiederum nicht, als sei das Gedachte<br />

und Zudenkende nur eine gleichgiiltige Gelegenheit fiir<br />

eine Denkbewegung, sondern die Wahrheit des Seyns, das Wissen<br />

der Besinnung, ist alles.<br />

Doch der Weg dieses Erdenkens des Seyns hat nicht schon<br />

die feste Einzeichnung in einer Landkarte. Das Land wird ja<br />

erst durch den Weg und ist an jeder Wegstelle unbekannt und<br />

nicht zu errechnen.<br />

Der Weg des Erdenkens wird, je echter er Weg zum Seyn ist,<br />

urn so unbedingter vom Seyn selbst be-stimmt.<br />

Das Er-denken meint nicht das Aus-denken und willkiirliche<br />

Erfinden, sondern jenes Denken, das fragend sich dem Seyn<br />

stellt und es herausfordert, das Fragen zu durchstimmen.<br />

Jedesmal aber muB im Er-denken des Seyns das Seiende im<br />

Ganzen <strong>zur</strong> Entscheidung gestellt werden, was doch je nur in<br />

einer Blickbahn gelingt und umso diirftiger ausfallt, je urspriinglicher<br />

der Wink des Seyns trifft.<br />

Das Land, das durch den Weg und als Weg des Er-denkens<br />

des Seyns wird, ist das Zwischen, das er-eignet das Da-sein dem<br />

Gott, in welcher Er-eignung erst der Mensch und der Gott sich<br />

}}erkennbar« werden, zugehorig in der Wachterschaft und Notschaft<br />

des Seyns.<br />

43. Das Seyn und die Entscheidung<br />

Von den Gottern gebraucht, durch diese Erhohung zerschmettert<br />

werden, in der Richtung dieses Verborgenen miissen wir<br />

das Wesen des Seyns aZs salchen erfragen. Wir konnen aber<br />

dann das Seyn nicht als das scheinbar Nachtragliche erklaren,<br />

sondern miissen es als den Ursprung begreifen, der erst GoUer<br />

und Menschen ent-scheidet und er-eignet.<br />

Dieses Erfragen des Seyns vollzieht die Eroffnung des Zeit­<br />

Spiel-Raumes seiner Wesung: die Griindung des Da-seins.<br />

Wenn da von der Ent-scheidung die Rede ist, denken wir an<br />

ein Tun des Menschen, an das Vollziehen, an einen Vorgang.<br />

Aber weder das Menschliche eines Aktes noch das VorgangsmaBige<br />

ist hier wesentlich.<br />

Zwar ist es kaum moglich, dem seynsgeschichtlichen Wesen<br />

der Entscheidung nahe zu kommen, ohne nicht doch von Menschen,<br />

von uns, auszugehen und bei der »Entscheidung« an<br />

Wahl, EntschluB, an die Bevorzugung des Einen und'die Hintansetzung<br />

des Anderen zu denken und am Ende auf die Freiheit<br />

als Ursache und Vermogen zu stoBen und die Frage nach<br />

der Entscheidung in das »Moralisch-Anthropologische« abzudrangen,<br />

ja sogar dieses gerade mit Hilfe der »Entscheidung«,<br />

im Sinne der »existenziellen«, neu zu fassen.<br />

Die Gefahr, »Sein und Zeit« in dieser Richtung »existenziell«-»anthropologisch«<br />

zu miBdeuten, die Zusammenhange<br />

zwischen Entschlossenheit - Wahrheit - Dasein von der moralisch<br />

gemeinten EntschlieBung zu sehen, statt umgekehrt von<br />

dem waltenden Grunde des Da-seins her, die Wahrheit als Offenheit<br />

und die Ent-schlossenheit als die zeitigende Einraumung<br />

des Zeit-Spiel-Raumes des Seyns zu begreifen, diese Ge­<br />

1

Hurra! Ihre Datei wurde hochgeladen und ist bereit für die Veröffentlichung.

Erfolgreich gespeichert!

Leider ist etwas schief gelaufen!