Beiträge zur Philosophie (Vom Ereignis) - gesamtausgabe
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86 I. Vorblick<br />
43. Vas Seyn und die Entscheidung<br />
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Der Vollzug der Seinsfrage laBt keine Nachahmung zu. Hier<br />
sind jedesmal die Notwendigkeiten des Weges geschichtlich<br />
erst-, weil einmalig. Ob »historisch« gesehen »neu« und }}eigenartig«,<br />
das ist hier gar keine mogliche Hinsicht der Beurteilung.<br />
Die geschichtliche Beherrschung der Geschichte des abendlandischen<br />
Denkens wird immer wesentlicher, und die Ausbreitung<br />
einer }}historischen« oder }}systematischen« <strong>Philosophie</strong>gelehrsamkeit<br />
immer unmoglicher.<br />
Denn es gilt, keine neuen Vorstellungen vom Seienden <strong>zur</strong><br />
Kenntnis zu bringen, sondern das Menschsein in die Wahrheit<br />
des Seyns zu griinden und diese Griindung im Erdenken des<br />
Seyns und des Da-seins vorzubereiten.<br />
Diese Vor-bereitung besteht nicht in der Beschaffung von vorlaufigen<br />
Kenntnissen, aus denen dann spater die eigentlichen<br />
Erkenntnisse erschlossen werden sollten, sondern Vor-bereitung<br />
ist hier: den Weg bahnen, auf den Weg zwingen - im wesentlichen<br />
Sinne: stimmen. Aber wiederum nicht, als sei das Gedachte<br />
und Zudenkende nur eine gleichgiiltige Gelegenheit fiir<br />
eine Denkbewegung, sondern die Wahrheit des Seyns, das Wissen<br />
der Besinnung, ist alles.<br />
Doch der Weg dieses Erdenkens des Seyns hat nicht schon<br />
die feste Einzeichnung in einer Landkarte. Das Land wird ja<br />
erst durch den Weg und ist an jeder Wegstelle unbekannt und<br />
nicht zu errechnen.<br />
Der Weg des Erdenkens wird, je echter er Weg zum Seyn ist,<br />
urn so unbedingter vom Seyn selbst be-stimmt.<br />
Das Er-denken meint nicht das Aus-denken und willkiirliche<br />
Erfinden, sondern jenes Denken, das fragend sich dem Seyn<br />
stellt und es herausfordert, das Fragen zu durchstimmen.<br />
Jedesmal aber muB im Er-denken des Seyns das Seiende im<br />
Ganzen <strong>zur</strong> Entscheidung gestellt werden, was doch je nur in<br />
einer Blickbahn gelingt und umso diirftiger ausfallt, je urspriinglicher<br />
der Wink des Seyns trifft.<br />
Das Land, das durch den Weg und als Weg des Er-denkens<br />
des Seyns wird, ist das Zwischen, das er-eignet das Da-sein dem<br />
Gott, in welcher Er-eignung erst der Mensch und der Gott sich<br />
}}erkennbar« werden, zugehorig in der Wachterschaft und Notschaft<br />
des Seyns.<br />
43. Das Seyn und die Entscheidung<br />
Von den Gottern gebraucht, durch diese Erhohung zerschmettert<br />
werden, in der Richtung dieses Verborgenen miissen wir<br />
das Wesen des Seyns aZs salchen erfragen. Wir konnen aber<br />
dann das Seyn nicht als das scheinbar Nachtragliche erklaren,<br />
sondern miissen es als den Ursprung begreifen, der erst GoUer<br />
und Menschen ent-scheidet und er-eignet.<br />
Dieses Erfragen des Seyns vollzieht die Eroffnung des Zeit<br />
Spiel-Raumes seiner Wesung: die Griindung des Da-seins.<br />
Wenn da von der Ent-scheidung die Rede ist, denken wir an<br />
ein Tun des Menschen, an das Vollziehen, an einen Vorgang.<br />
Aber weder das Menschliche eines Aktes noch das VorgangsmaBige<br />
ist hier wesentlich.<br />
Zwar ist es kaum moglich, dem seynsgeschichtlichen Wesen<br />
der Entscheidung nahe zu kommen, ohne nicht doch von Menschen,<br />
von uns, auszugehen und bei der »Entscheidung« an<br />
Wahl, EntschluB, an die Bevorzugung des Einen und'die Hintansetzung<br />
des Anderen zu denken und am Ende auf die Freiheit<br />
als Ursache und Vermogen zu stoBen und die Frage nach<br />
der Entscheidung in das »Moralisch-Anthropologische« abzudrangen,<br />
ja sogar dieses gerade mit Hilfe der »Entscheidung«,<br />
im Sinne der »existenziellen«, neu zu fassen.<br />
Die Gefahr, »Sein und Zeit« in dieser Richtung »existenziell«-»anthropologisch«<br />
zu miBdeuten, die Zusammenhange<br />
zwischen Entschlossenheit - Wahrheit - Dasein von der moralisch<br />
gemeinten EntschlieBung zu sehen, statt umgekehrt von<br />
dem waltenden Grunde des Da-seins her, die Wahrheit als Offenheit<br />
und die Ent-schlossenheit als die zeitigende Einraumung<br />
des Zeit-Spiel-Raumes des Seyns zu begreifen, diese Ge<br />
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