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Beiträge zur Philosophie (Vom Ereignis) - gesamtausgabe

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1. Vorblick<br />

In der philosophischen Erkenntnis dagegen beginnt mit dem<br />

ersten Schritt eine Verwandlung des verstehenden Menschen<br />

und zwar nicht im moralisch-»existenziellen« Sinne, sondem<br />

da-seinsmaBig. Das will sagen: der Bezug zum Seyn und zuvor<br />

immer <strong>zur</strong> Wahrheit des Seyns wandelt sich in der Weise der<br />

Verriiek.ung in das Da-sein selbst. Weil im philosophischen Erkennen<br />

jedesmal alles zugleich - das Menschsein in sein Stehen<br />

in der Wahrheit, diese selbst und damit der Bezug zum Seynin<br />

die Verriickung kommt und somit nie ein unmittelbares<br />

Vorstellen von etwas Vorhandenem moglich ist, bleibt das Denken<br />

der <strong>Philosophie</strong> befremdlich.<br />

Zumal im anderen Anfang muB sogleich - zufolge dem Fragen<br />

nach der Wahrheit des Seyns - der Sprung in das »Zwischen«<br />

vollzogen werden. Das »Zwischen« des Da-seins iiberwindet<br />

den XWQLO!!O;, nicht indem es zwischen dem Seyn (der<br />

Seiendheit) und dem Seienden als gleichsam vorhandenen<br />

Ufem eine Briiek.e schlagt, sondem indem es das Seyn und das<br />

Seiende zugleich in ihre Gleichzeitigkeit verwandelt. Der<br />

Sprung in das Zwischen erspringt erst das Da-sein und besetzt<br />

nicht einen bereitstehenden Standplatz.<br />

Die Grundstimmung des Denkens im anderen Anfang<br />

schwingt in den Stimmungen, die entfemt nur sich nennen<br />

lassen als<br />

das ErschreCken<br />

) d' le<br />

die Verhaltenheit (vgl. Vorbliek., 13. Die Verhal- Ah<br />

. ) nung<br />

tenhelt<br />

die Scheu (vgl. Vorblick, 6. Die GrundstinImung).<br />

Der innere Bezug dieser wird nur erfahren im Durchdenken<br />

der einzelnen Fugen, in die sich die Griindung der Wahrheit<br />

des Seyns und der Wesung der Wahrheit fiigen muB. Fiir die<br />

Einheit dieser StinImungen fehlt das Wort, und doch ware es<br />

notig, das Wort zu finden, um dem leichten MiBverstandnis zu<br />

wehren, als sei hier alles auf eine feige Schwache gestellt. So<br />

mag der larmende »Heroismus« urteilen.<br />

5. Fur die Wenigen - Fur die Seltenen<br />

Das Erschrecken: Am ehesten ist es zu verdeutlichen im Gegenhalt<br />

<strong>zur</strong> Grundstimmung des ersten Anfangs, zum Erstaunen.<br />

Aber Verdeutlichung einer Stimmung gibt nie die Gewahr,<br />

daB sie wirklich stimmt, statt nur vorgestellt zu werden.<br />

Das Erschrecken ist das Zuriiek.fahren aus der Gelaufigkeit<br />

des Verhaltens im Vertrauten, <strong>zur</strong>iick in die Offenheit des Andrangs<br />

des Sichverbergenden, in welcher Offenheit das bislang<br />

Gelaufige als das Befremdliche und die Fesselung zugleich sich<br />

erweist. Das Gelaufigste aber und deshalb Unbekannteste ist<br />

die Seinsverlassenheit. Das Erschreek.en laBt den Menschen <strong>zur</strong>Uckfahren<br />

vor dem, daB das Seiende ist, wahrend zuvor ihm<br />

das Seiende eben das Seiende war: daB das Seiende ist und daB<br />

dieses _ das Seyn - alles »Seiende« und was so schien verlassen,<br />

sich ihm entzogen hat.<br />

Doch dieses Erschreek.en ist kein bloBes Zuriickweichen und<br />

nicht das ratlose Aufgeben des»Willens«, sondem, weil in ihm<br />

gerade das Sichverbergen des Seyns sich auftut und das Seiende<br />

selbst und der Bezug zu ihm bewahrt sein will, gesellt sich zu<br />

diesem Erschrecken aus ihm selbst sein ihm eigenster »Wille«,<br />

und das ist jenes, was hier die Verhaltenheit genannt wird.<br />

Die Verhaltenheit (vgl. Vorblick, 13. Die Verhaltenheit), die<br />

Vor-stimmung der Bereitschaft fUr die Verweigerung als Schenkung.<br />

In der Verhaltenheit waItet, ohne jenes Zuriiek.fahren zu<br />

beseitigen, die Zukehr zum zogemden Sichversagen als der<br />

Wesung des Seyns. Die Verhaltenheit ist die Mitte (vgl. unten)<br />

fiir das Erschrecken und die Scheu. Diese kennzeichnen nur<br />

ausdriiek.licher, was urspriinglich zu ihr gehort. Sie bestimmt<br />

den Stil des anfanglichen Denkens im anderen Anfang.<br />

Die Scheu aber wird nach dem Gesagten nicht mit der<br />

Schiichtemheit verwechselt oder auch nur in der Richtung dieser<br />

verstanden werden. Dies ist so wenig erlaubt, daB die hier<br />

gemeinte Scheu sogar noch den»Willen« der Verhaltenheit<br />

iiberwachst, und dies aus der Tiefe des Grundes der einheitlichen<br />

Grundstimmung. Ihr, der Scheu im besonderen, entspringt<br />

die Notwendigkeit der Verschweigung, und sie ist das<br />

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