Beiträge zur Philosophie (Vom Ereignis) - gesamtausgabe
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360 V. Die Grilndung<br />
234. Die Frage nach der Wahrheit (Nietzsche) 361<br />
gleich die &A~l}Et(X noch wesentlich das griechische Fragen<br />
nach dem OV tragt und fiihrt und wie sie doch gerade durch<br />
dieses Fragen, Ansetzung der tbEa, zum Einsturz gebracht<br />
wird.<br />
2. Zugleich zeigt sich weiter <strong>zur</strong>iick: Der Einsturz ist nicht der<br />
eines Errichteten und gar eigens Gegriindeten. Weder das<br />
eine noch das andere wurden im anfanglichen griechischen<br />
Denken geleistet, trotz des l't6AEJlO~-Satzes des Heraklit und<br />
des Lehrgedichtes des Parmenides. Und dennoch, iiberall im<br />
Denken und Dichten (Tragodie und Pindar) ist die &A~l}ELa<br />
wesentlich.<br />
3. Nur wenn dieses erfahren und herausgestellt ist, laBt sich<br />
zeigen, in welcher Weise dann und in gewissem Sinn notwendig<br />
sich ein Rest und Anschein der &A~1tELa erhalten muB,<br />
da ja doch auch die Wahrheit als Richtigkeit und sie gerade<br />
in einem schon Offenen sich bergen muB (vgl. iiber Richtigkeit).<br />
Offen muB sein das, wonach sich das Vor-stellen richtet,<br />
und offen muB sein das, dem die Angemessenheit kund werden<br />
solI (vgl. Richtigkeit und Subjekt-Objekt-Beziehung;<br />
Da-sein und Vor-stellen).<br />
4. Ubersehen wir die Geschichte der &i,~l}ELa yom Hohlengleichnis<br />
aus, das so eine Schliisselstellung hat, nach riickwarts und<br />
vorwarts, dann kann mittelbar ermessen werden, was es besagt,<br />
die Wahrheit als aA~l}ELa erst denkerisch aufrichten, im<br />
Wesen entfalten und begriinden. DaB dies in der bisherigen<br />
Metaphysik und auch im ersten Anfang nicht nur nicht geschah,<br />
sondern nicht geschehen konnte.<br />
5. Die Wesensgriindung der Wahrheit als Enthiillung des ersten<br />
Aufscheinens in der &A~l}ELa ist dann nicht lediglich die<br />
Ubernahme des W ortes und seiner angemessenen Ubersetzung<br />
als »Unverborgenheit«, sondern es gilt, das Wesen der<br />
Wahrheit zu erfahren als Lichtung fiir das Sichverbergen.<br />
Die lichtende Verbergung muB sich griinden als Da-sein.<br />
Das Sichverbergen muB ins Wissen kommen als Wesung<br />
des Seyns selbst als <strong>Ereignis</strong>.<br />
Der innigste Bezug von Seyn und Dasein in seiner Kehre<br />
wird sichtbar als das, was die Grundfrage ernotigt und<br />
zwingt, iiber die Leitfrage und somit iiber aIle Metaphysik<br />
hinaus zu gehen, hinaus in der Tat in die Zeit-Riiumlichkeit<br />
desDa.<br />
6. Weil nun aber »die Wahrheit« selbst und ihr Begriff gemaB<br />
der langen Geschichte und verwirrten Uberlieferung, in der<br />
Vielerlei zusammengefunden hat, in keiner klaren und notwendigen<br />
Fragestellung mehr in der Frage steht, sind auch<br />
die Auslegungen der Geschichte des Wahrheitsbegriffes und<br />
die des Hohlengleichnisses im besonderen diirftig und abhangig<br />
von dem, was selbst zuvor aus dem Platonismus und<br />
der Urteilslehre aufgegriffen wurde. Die Grundstellungen<br />
fehlen fiir einen Entwurf dessen, was im Hohlengleichnis<br />
gesagt wird und was in diesem Sagen vor sich geht.<br />
Deshalb ist es notig, iiberhaupt einmal erst eine geschlossene,<br />
aus der Wahrheitsfrage herkommende Auslegung des<br />
Hohlengleichnisses vorzulegen und sie als eine Einfiihrung<br />
in den Bereich der Wahrheitsfrage und als eine Hinfiihrung<br />
<strong>zur</strong> Notwendigkeit dieser Frage wirksam zu machen, mit all<br />
den Vorbehalten, die an solchen unmittelbaren Versuchen<br />
haften bleiben; denn Grund und Blickbahn des Entwurfs der<br />
Auslegung und ihrer Schritte bleiben als unerortert vorausgesetzt<br />
und erscheinen als gewaltsam und willkiirlich.<br />
234. Die Frage nach der Wahrheit (Nietzsche)<br />
Der zuletzt und am leidenschaftlichsten nach der»Wahrheit«<br />
fragt, ist Nietzsche. Denn einmal geht er davon aus, »daB wir<br />
die Wahrheit nicht haben« (XI, 159)1, zum anderen fragt er<br />
1 F. Nietzsche, Nachgelassene Werke. Unveroffentlichtes aus der Zeit des<br />
Menschlichen, Allzumenschlichen und der Morgenrothe (1875176.1880/81).<br />
In: Nietzsche's Werke (GroBoktavausgabe) Bd. XI. Leipzig (Kroner) 1919,<br />
S. 159<br />
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