Beiträge zur Philosophie (Vom Ereignis) - gesamtausgabe
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4·24 VIII. Das Seyn<br />
wendiger Beibehaltung ihres Namens, hebt diesen Unterschied<br />
ins Wissen und stellt ihn damit zum ersten Mal in die Frage;<br />
nicht in eine beliebige, sondern in die Frage nach dem Fragwiirdigsten.<br />
So auBerlich zunachst, und vorerst ganz im Sinne<br />
des vorstellenden Denkens, der Unterschied als die »ontologische<br />
Differenz« eingefiihrt wird, so notwendig ist die Ansetzung<br />
der Besinnung bei diesem Unterschied. Denn an dieser<br />
scheinbar diirftigen und harmlosen »ontologischen«, d. h. Ontologie<br />
tragenden Unterscheidung muB der urspriingliche<br />
Reichtum und die Gefahr aller Gefahren des Menschseins, seiner<br />
Wesensgriindung und Wesenszerstorung, sichtbar werden.<br />
Diese Unterscheidung ist die vordergriindliche Verhiillung des<br />
Raumes des hochsten denkerischen Wagnisses, das dem Menschen<br />
zugewiesen bleibt.<br />
Die Unterscheidung nimmt das Wesen der Metaphysik auf<br />
das in ihr entscheidende, aber von ihr nie entschiedene und<br />
durch sie auch nicht entscheidbare Geschehnis zusammen, tragt<br />
die verborgene Geschichte der Metaphysik (nicht die Historie<br />
der metaphysischen Lehrmeinungen) in die Geschichte des<br />
Seyns hiniiber und riickt diese in den Wirkraum des ersten Anfangs<br />
des abendlandischen Denkens des Seins, das den Namen<br />
»<strong>Philosophie</strong>« tragt, deren Begriff sich wandelt je nach der<br />
Weise und dem Weg des Fragens nach dem Sein.<br />
259. Die <strong>Philosophie</strong><br />
Die <strong>Philosophie</strong> ist das Fragen nach dem Sein. Diese Kennzeichnung<br />
laBt sich zwiefach deuten. Beide Deutungen enthalten<br />
in ihrer Einheit das Wesen der bisherigen und der kiinftigen<br />
<strong>Philosophie</strong> und somit den Hinweis auf den Dbergang von<br />
der einen <strong>zur</strong> anderen.<br />
Das Fragen nach dem Sein ist zuerst und die lange Geschichte<br />
zwischen Anaximander und Nietzsche hindurch nur die<br />
Frage nach dem Sein des Seienden. Die Frage zielt auf das<br />
259. Die <strong>Philosophie</strong><br />
425<br />
Seiende als das Befragte und erfragt, was es sei. Das Erfragte<br />
wird bestimmt als das allem Seienden Gemeinsame. Das Sein<br />
hat den Charakter der Seiendheit. Die Seiendheit ergibt sich<br />
innerhalb des Fragens, das yom Seienden aus und auf dieses<br />
<strong>zur</strong>iickfragt als der Nachtrag zum Seienden. Innerhalb des<br />
Befragten und Erfragten aber ist die Seiendheit als das standigste<br />
Anwesende in allem Seienden das Seiendste und deshalb<br />
das jeweils Friihere gegeniiber jedem bestimmten einzelnen<br />
Seienden. SobaId die Seiendheit als Gegenstand des Vorstellens<br />
begriffen und das Vor-stellen zum Vor-sich-stellen in Riicksicht<br />
auf das Subjectum wird, erhalt das Friihersein eine andere<br />
Ordnung zugewiesen und wird zum Apriori in der Ordnung<br />
des Vor-stellens. Aber weil auch dieses Vor-stellen auf die Gegenwartigung<br />
des Vorhandenen als solchen geht, meint auch<br />
hier das Friihersein einen zwar nicht gemein-»Zeitlichen«, wohl<br />
aber zeithaften Vorrang hinsichtlich der Anwesung. Allein, dieses<br />
Apriori ist fiir die Griechen nicht etwa >>lloch« »objektiv«<br />
und seit Descartes »subjektiv«, sondern weder das eine noch<br />
das andere. Vielmehr »ist« das ltQO'tEQov .ft lpUOEL eben im<br />
Sinne der lpum;" d. h. im Sinne des Seins (als des an-wesenden<br />
Aufgehens), selbst seiend, so, wie die Seiendheit das Seiendste<br />
bleibt.<br />
Seit Descartes aber ist das Apriori nicht »subjektiv«, sondern<br />
gerade »objektiv«, die Objektivitat des Objekts, die Gegenstandlichkeit<br />
des Gegenstandes im Vor-stellen und fiir das Vor<br />
-stellende tragend. Erst wenn das Subjektum zum vereinzelten<br />
vorhandenen Ichding miBdeutet und das Vor-stellen, statt<br />
sein Wesen zu bleiben, in eine vorkommende Eigenschaft herabgesetzt<br />
wird, kann das »Apriorische« (die Seiendheit im Sinne<br />
der Gegenstandlichkeit) als das »bloB« Subjektive subjektivistisch<br />
miBverstanden werden. So groB auch der Schritt Kants<br />
sein mag, so groB noch einmal der Unterschied des absoluten<br />
Idealismus der nachkantischen <strong>Philosophie</strong> zu Kant bleiben<br />
mag, so wirr dann alles ins Halbe und Bodenlose der »logischen«<br />
und »biologischen« Deutung des Apriori herabsinkt<br />
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