Beiträge zur Philosophie (Vom Ereignis) - gesamtausgabe
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32 1. Vorblick<br />
1J. Die Verhaltenheit<br />
33<br />
9. Das Dasein ist das Grundgeschehnis der kunftigen Geschichte.<br />
Dieses Geschehnis entspringt dem <strong>Ereignis</strong> und<br />
wird mogliche Augenblieksstatte fiir die Entscheidung iiber<br />
den Menschen - seine Geschichte oder Ungeschichte als deren<br />
Vbergang zum Untergang.<br />
10. Das <strong>Ereignis</strong> und das Dasein sind in ihrem Wesen, d. h. in<br />
ihrer Zugehorigkeit als Grund der Geschichte noch vollig<br />
verborgen und langehin befremdlich. Die Briicken fehlen;<br />
die Abspriinge sind noch nicht vollzogen. Noch bleibt aus<br />
die Tiefe der ihnen geniigenden Wahrheitserfahrung und<br />
Besinnung: die Kraft der hohen Entscheidung (vgl. dort).<br />
Dagegen sind zahlreich am Wege nur die Gelegenheiten<br />
und Mittel der MiBdeutung, weil auch das Wissen von jenem<br />
fehlt, was im ersten Anfang geschehen.<br />
wonnen, in dem sich zeigt, warum und wie Geschichte »mehr«<br />
ist als Tat und Wille. Auch »Schicksal« gehort <strong>zur</strong> Geschichte<br />
und erschopft nicht ihr Wesen.<br />
Der Weg zum Wesen der Geschichte, aus der Wesung des<br />
Seyns selbst begriffen, ist »fundamentalontologisch« vorbereitet<br />
durch die Griindung der Geschichtlichkeit auf die Zeitlichkeit.<br />
Das bedeutet im Sinne der in »Sein und Zeit« allein leitenden<br />
»Seinsfrage«: Die Zeit als der Zeit-Raum nimmt in sich das<br />
Wesen der Geschichte <strong>zur</strong>iick; sofern aber der Zeit-Raum der<br />
Abgrund des Grundes, d. h. der Wahrheit des Seins, ist, liegt<br />
in seiner Auslegung der Geschichtlichkeit die Verweisung in<br />
das Wesen des Seins selbst, dem nachzufragen dort einzige Bemiihung<br />
ist und weder eine Geschichtstheorie noch eine Geschichtsphilosophie.<br />
12. <strong>Ereignis</strong> und Geschichte<br />
Geschichte hier nicht gefaBt als ein Bereich des Seienden unter<br />
anderen, sondern einzig im Blick auf die Wesung des Seyns<br />
selbst. So ist bereits in »Sein und Zeit« die Geschichtlichkeit<br />
des Da-seins nur aus der fundamental-ontologischen Absicht zu<br />
verstehen und nicht als ein Beitrag <strong>zur</strong> vorhandenen Geschichtsphilosophie.<br />
Das Er-eignis ist die urspriingliche Geschichte selbst, womit<br />
angedeutet sein konnte, daB hier iiberhaupt das Wesen des<br />
Seyns »geschichtlich« begriffen wird. Allein, »geschichtlich«<br />
wohl, jedoch nicht im Aufgreifen eines Geschichtsbegriffes,<br />
sondern geschichtlich, weil jetzt das Wesen des Seyns nicht<br />
mehr nur die Anwesenheit besagt, sondern die volle Wesung<br />
des zeit-raumlichen Ab-grundes und somit der Wahrheit. Damit<br />
in einem ergibt sich das Wissen urn die Einzigkeit des<br />
Seyns. Hierdurch wird aber nicht etwa die »Natur« <strong>zur</strong>iickgesetzt,<br />
sondern ebenso urspriinglich verwandelt. In diesem<br />
urspriinglichen Begriff der Geschichte ist erst der Bereich ge<br />
1J. Die Verhaltenheit*<br />
Sie ist der Stil des anfanglichen Denkens nur deshalb, wei! sie<br />
der Stil des kiinftigen Menschseins, des im Da-sein gegriindeten,<br />
werden muB, d. h. diese Griindung durchstimmt und tragt.<br />
Verhaltenheit - als Stil - die SelbstgewiBheit der griindenden<br />
MaBgebung und der Grimmbestandnis des Daseins. Sie<br />
bestimmt den Stil, weil sie die Grundstimmung ist.<br />
Stimmung (vgl. die Holderlinvorlesung**) ist hier gemeint<br />
im instandlichen Sinne: die Einheit des Austrags aller Beriikkung<br />
und des Entwurfs und Eintrags aller Entriiekung und<br />
Bestiindnis und Vollzug der Wahrheit des Seins. Jede andere<br />
auBerliche und »psychologische« Vorstellung von »Stimmung«<br />
ist mer fernzuhalten. Daher ist die Stimmung nie lediglich das<br />
Wie, das alles Tun und Lassen des Menschen, was schon festgelegt<br />
ware, begleitet und belichtet und beschattet, sondern<br />
* vgl. oben 5. Fur die Wenigen - Fur die Seltenen, S. 14 ff.; vgl. unten:<br />
Die Griindung, 193. Das Da-sein und der Mensch<br />
** Wintersemester 1934/35 »HOlderlins Hymnen >Germanien< und >Der<br />
Rhein