Beiträge zur Philosophie (Vom Ereignis) - gesamtausgabe
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1234 IV. Der Sprung<br />
120. Der Sprung<br />
1235<br />
sehen im Blickkreis des Weges der Leitfrage, nur anzeigend<br />
gesehen; die Zeit als Wahrheit des Seyns; dieses erst anfiinglich<br />
erfahren als Anwesung in den verschiedenen Gestalten.<br />
»Sein und Zeit« ist der Ubergang zum Sprung (Fragen der<br />
Grundfrage). Solange man daher diesen Versuch als »Existenzphilosophie«<br />
sich <strong>zur</strong>echtlegt, bleibt alles unbegriffen.<br />
Die »Zeit« als Temporalitat, gemeint die urspriingliche Einheit<br />
der sich lichtend-verbergenden Entriickung, gibt den nachsten<br />
Grund <strong>zur</strong> Griindung des Da-seins. Mit dieser Ansetzung<br />
solI nicht etwa die bisherige Form des Antwortens festgehalten,<br />
ja nicht einmal ersetzt werden, also statt der »Ideen« bezw.<br />
ihrer MiBbildung im 19. Jahrhundert, statt der »Werte« andere<br />
»Werte« oder gar keine Werte mehr gesetzt sein. Vielmehr<br />
hat »Zeit« hier und dementsprechend alles, was unter den Titel<br />
»Existenz« gefaBt ist, eine vollig andersartige Bedeutung,<br />
namlich die der Griindung der offenen Statte der Augenblicklichkeit<br />
fiir ein geschichtliches Sein des Menschen. Weil aIle<br />
Entscheidungen bislang im »Ideen«- und »Ideal«-bereich<br />
(» Weltanschauungen«, Kulturideen und dgl.) keine Entscheidungen<br />
mehr sind, weil sie ihren Entscheidungsraum gar nicht<br />
mehr in Frage stellen und noch weniger die Wahrheit selbst<br />
als Wahrheit des Seyns, deshalb muB allererst die Besinnung<br />
auf die Griindung eines Entscheidungsraumes gelenkt, d. h.<br />
zuvor muB die Not der Notlosigkeit, die Seinsverlassenheit, erfahren<br />
werden. Wo aber im bisherigen Sinne, wenngleich mit<br />
auBerlichen Anleihen bei der »Existenzphilosophie«, alles im<br />
Bereich von »Kultur« und »Idee« und »Wert« und »Sinn« verbleibt,<br />
da wird, seinsgeschichtlich und aus dem anfanglichen<br />
Denken her gesehen, die Seinsverlassenheit erneut befestigt<br />
und die Notlosigkeit gleichsam zum Grundsatz erhoben.<br />
Nichts ist hier geahnt von der Unvergleichlichkeit der Grundstellung<br />
im anderen Anfang. DaB der Sprung, hier als Frage<br />
nach dem Wesen der Wahrheit selbst, allererst den Menschen<br />
in den Spielraum des Anfalls und des Ausbleibs der Ankunft<br />
und Flucht der Gotter bringt. Nur dieses kann der andere An<br />
fang wollen. Aus dem Bisherigen gerechnet bedeutet dies den<br />
Verzicht auf eine Geltung und Verwendung im Sinne einer<br />
»Weltanschauung« und »Lehre« und Verkiindigung.<br />
Nicht Verkiindigung neuer Lehren an einen festgefahrenen<br />
Menschenbetrieb, sondern Verriickung des Menschen aus der<br />
Notlosigkeit in die Not der Notlosigkeit als die auBerste.<br />
120. Der Sprung<br />
WiiBten wir das Gesetz der Ankunft und Flucht der Gotter,<br />
dann faBten wir ein Erstes yom Anfall und Ausbleib der Wahrheit<br />
und somit von der Wesung des Seyns.<br />
Seyn ist ja nicht, wie ein langgewohntes im Verfallsbereich<br />
des ersten Anfangs stehendes Vorstellen meint, die allgemeinste<br />
Eigenschaft und somit leerste Bestimmung des Seienden,<br />
gleich als ob wir »das Seiende« kennten und es nur galte, jenes<br />
»Allgemeine« abzuziehen.<br />
Seyn ist auch nicht das iibergroBe Seiende, das alles Dbrige,<br />
vermeintlich bekannte »Seiende« verursachte und so oder anders<br />
umfaBte.<br />
Seyn west als die Wahrheit des Seienden. Uber dieses ist je<br />
schon mit der noch so roh und umwegig gefaBten Wesung des<br />
Seyns entschieden. Somit fallt die Entscheidung iiber die Wahrheit<br />
nach jeder Hinsicht im Sprung in die Wesung des Seyns.<br />
Was meinen wir mit diesem, hier gleich jedem anderen leicht<br />
miBverstandlichen Wort »Sprung«?<br />
Der Sprung ist die Er-springung der Bereitschaft <strong>zur</strong> Zugehorigkeit<br />
in das <strong>Ereignis</strong>. Anfall und Ausbleib der Ankunft<br />
und Flucht der Gotter, das <strong>Ereignis</strong>, ist nicht denkmaBig zu erzwingen,<br />
wohl dagegen ist denkerisch das Offene bereitzustellen,<br />
das als Zeit-Raum (Augenblicksstatte) die Zerkliiftung des<br />
Seyns zuganglich und bestiindlich macht im Da-sein. Nur<br />
scheinbar wird das <strong>Ereignis</strong> durch den Menschen vollzogen, in<br />
Wahrheit geschieht das Menschsein als geschichtliches durch<br />
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