Beiträge zur Philosophie (Vom Ereignis) - gesamtausgabe
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204 III. Das Zuspiel<br />
der Geschichtlichkeit des Geistes und seiner Gestalten systematisch<br />
ausgebreitet.<br />
Und dazwischen eingesprengt einzelne VorstoBe wie Schellings<br />
Freiheitsabhandlung, die allerdings, wie der Ubergang<br />
<strong>zur</strong> »positiven <strong>Philosophie</strong>« zeigt, zu keiner Entscheidung fiihrenkann.<br />
105. Holderlin - Kierkegaard - Nietzsche<br />
Keiner sei heute so vermessen und nehme es als bloBen Zufall,<br />
daB diese drei, die je in ihrer Weise zuletzt die Entwurzelung<br />
am tiefsten durchlitten haben, der die abendlandische Geschichte<br />
zugetrieben wird, und die zugleich ihre Gatter am innigsten<br />
erahnt haben, friihzeitig aus der Helle ihres Tages hinwegmuBten.<br />
Was bereitet sich vor?<br />
Was liegt in dem, daB der Friiheste dieser drei, Holderlin,<br />
zugleich der am weitesten Voraus-dichtende wurde in dem<br />
Zeitalter, da das Denken noch einmal die ganze bisherige Geschichte<br />
absolut zu wissen trachtete? (vgl. Dberlegungen IV,<br />
115 ff.)<br />
Welche verborgene Geschichte des vielberufenen 19. Jahrhunderts<br />
geschah hier? Welches Bewegungsgesetz des Kiinftigen<br />
bereitet sich da vor?<br />
Miissen wir da nicht in ganz andere Bezirke und MaBstabe<br />
und Weisen zu sein umdenken, um noch Zugehorige der hier<br />
anbrechenden Notwendigkeiten zu werden? Oder bleibt uns<br />
diese Geschichte unzuganglich als Grund des Daseins, nicht<br />
weil sie vergangen, sondern noch zu zukiinftig fur uns ist?<br />
106. Die Entscheidung iiber alle »Ontologie« im Vollzug<br />
der Auseinandersetzung zwischen dem ersten und dem<br />
anderen Anfang<br />
1m Ubergang zu diesem von jenem her ist die Besinnung auf<br />
die »Ontologie« notwendig, so sehr, daB der Gedanke der<br />
»Fundamentalontologie« durchdacht werden muB. Denn in ihr<br />
wird die Leitfrage als Frage erst begriffen und entfaltet und<br />
auf ihren Grund zu und in ihrem Gefiige sichtbar gemacht.<br />
Eine bloBe Zuriickweisung der »Ontologie« ohne Uberwindung<br />
aus ihrem Ursprung leistet gar nichts, geHihrdet hachstens<br />
jeden Willen zum Denken. Denn jene Zuriickweisung (z. B. bei<br />
Jaspers) nimmt einen sehr fragwiirdigen Begriff des Denkens<br />
zum MaBstab - und findet dann, daB durch dieses Denken das<br />
»Sein« - gemeint ist in groBer Verwirrung das Seiende als solches<br />
- nicht getroffen, sondern nur in Rahmen und Gestange<br />
des Begriffes eingezwangt werde. Hinter dieser merkwiirdig<br />
flachen »Kritik« der »Ontologie« (die im graBten Durcheinander<br />
von Sein und Seiendem daher redet) ist nichts anderes wirksam<br />
als die selbst auf ihren Ursprung gar nicht befragte Unterscheidung<br />
von Inhalt und Form, noch »kritisch« iibertragen auf<br />
das »BewuBtsein« und das Subjekt und seine »irrationalen«<br />
»Erlebnisse«, also der Rickert-Lask'sche Kantianismus, den Jaspers<br />
z. B. trotz allem nie abgestoBen hat.<br />
1m Gegensatz zu solcher »Kritik« als einfacher Zuriickweisung<br />
der »Ontologie« muB gezeigt werden, warum sie innerhalb<br />
der Geschichte der Leitfrage notwendig wurde (Herrschaft<br />
des Platonismus). Eine Uberwindung der Ontologie verlangt<br />
deshalb umgekehrt gerade erst die Entfaltung derselben<br />
aus ihrem Anfang, im Unterschied zu der auBerlichen Dbernahme<br />
ihres Lehrgehaltes, der Verrechnung ihrer Richtigkeiten<br />
und Fehler (Nicolai Hartmann), was alles auBerlich bleibt und<br />
daher auch gar nichts ahnt von dem denkerischen Willen, der<br />
in »Sein und Zeit« einen Weg des Ubergangs von der Leitfrage<br />
<strong>zur</strong> Grundfrage sucht.<br />
...,