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Beiträge zur Philosophie (Vom Ereignis) - gesamtausgabe

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436 VIII. Das Seyn<br />

259. Die <strong>Philosophie</strong><br />

437<br />

anderen Anfangs und lediglich als eine soleke Folge wahrhaft<br />

zu bewaltigen. Der andere Anfang ist die urspriinglichere<br />

Obemahme des verborgenen Wesens der <strong>Philosophie</strong>, das<br />

selbst aus dem Wesen des Seyns entspringt und gemaB der<br />

jeweiligen Reinheit des Ursprungs dem Entscheidungswesen<br />

des Denkens »des« Seyns naher bleibt.<br />

Eine Folge erst der LoslOsung ist dann die notwendige Umgewohnung<br />

im Vorstellen dessen, was <strong>Philosophie</strong> eben im<br />

Umkreis des immer bestiindigen alltiiglichen Meinens ist: kein<br />

Gedankengebaude mehr, sondem die scheinbar zufallig abgestiirzten<br />

Blocke eines Steinbruchs, in dem Urgestein gebrochen<br />

wird und die Brecher und Brecheisen unsichtbar bleiben. Sind<br />

die Blocke verschlossene Gestalten oder ungefiige Tragstiicke<br />

einer unsichtbaren Brucke, wer vermag dies zu wissen?<br />

Die <strong>Philosophie</strong> im anderen Anfang fragt in der Weise des<br />

Erfragens der Wahrheit des Seyns. Aus dem Gesichtskreis der<br />

ausdriicklich gewordenen Unterscheidung von Seiendem und<br />

Sein her gesehen und historisch vergleichend auf die Metaphysik<br />

und ihr Ausgehen yom Seienden verrechnet, mochte das<br />

Fragen im anderen Anfang (das seynsgeschichtliche Denken)<br />

als eine einfach und d. h. hier grobe Umkehrung erscheinen.<br />

Aber gerade das seynsgeschichtliche Denken weill vom Wesen<br />

der bloBen Umkehrung, daB in ihr die harteste und verfanglichste<br />

Versklavung sich geltend macht; daB sie nichts iiberwindet,<br />

sondem in der Umkehrung nur das Umgekehrte erst <strong>zur</strong><br />

Macht bringt und ibm seine bisher fehlende Verfestigung und<br />

Vollstiindigkeit verschafft.<br />

Das seynsgeschichtliche Erfragen des Seyns ist nicht Umkehrung<br />

der Metaphysik, sondern Ent-scheidung als Entwurf des<br />

Grundes jener Unterscheidung, in der sich auch noch die Umkehrung<br />

halten muB. Mit solchem Entwurf kommt dieses Fragen<br />

iiberhaupt ins AuBerhalb jener Unterscheidung von Seiendem<br />

und Sein; und sie schreibt deshalb auch das Sein jetzt als<br />

»Seyn«. Dieses solI anzeigen, daB das Sein hier nicht mehr<br />

metaphysisch gedacht wird.<br />

Das seynsgeschichtliche Denken kann aus seiner Notwendigkeit<br />

in der Vordeutung vierfach fragwiirdig gemacht werden:<br />

1. Von den Gottem her.<br />

2. Yom Menschen aus.<br />

3. 1m Riickblick auf die Geschichte der Metaphysik.<br />

4,. Als das Denken »des« Seyns.<br />

Diese vier Hinsichten lassen sich nur scheinbar in der Abtrennung<br />

voneinander verfolgen.<br />

Zu 1. Von den Gottem her das Denken des Seyns zu begreifen<br />

erscheint sogleich als willkiirlich und »phantastisch«, sofern<br />

einmal iiberhaupt geradehin vom Gott-haften ausgegangen<br />

wird, als sei das »gegeben«, als sei jedermann damber mit<br />

jedem im Einverstandnis; absonderlicher aber noch, sofem zum<br />

anderen von »Gottern« ausgegangen und ein »Polytheismus«<br />

als »Ausgangspunkt« der »<strong>Philosophie</strong>« angesetzt wird. Doch<br />

die Rede von den »Gottern« meint hier nicht die entschiedene<br />

Behauptung eines Vorhandenseins einer Vielzahl gegeniiber<br />

einem Einzigen, sondem bedeutet den Hinweis auf die Unentschiedenheit<br />

des Seins der Gotter, ob eines Einen oder Vieler.<br />

Diese Unentschiedenheit begreift in sich die Fragwiirdigkeit,<br />

ob iiberhaupt dergleichen wie Sein den Gottem zugesprochen<br />

./<br />

werden darf, ohne alles Gotthafte zu zerstoren. Die Unentschiedenheit,<br />

welcher Gott und ob ein Gott welchem Wesen des<br />

Menschen in welcher Weise noch einmal <strong>zur</strong> auBersten Not<br />

erstehen werde, ist mit dem Namen »die Gotter« genannt.<br />

Aber diese Unentschiedenheit wird nicht als leere Moglichkeit<br />

von Entscheidungen nur vor-gestellt, sondern als die Entschei­<br />

dung im voraus begriffen, aus der sich Entschiedenes oder<br />

vollige Entscheidungslosigkeit ihren Ursprung nehmen. Das<br />

Vor-denken als Vorhalt in diese Entscheidung solcher Unent­<br />

schiedenheit setzt nicht irgendwelche Gotter als vorhanden<br />

Yoraus, sondem wagt sich in einen Bezirk jenes Fragwiirdigen,<br />

dafiir die Antwort nur aus diesem selbst, aber nie yom Fragen­<br />

den her kommen kann. Sofem im voraus »den Gottern« das<br />

Seyn ab-gesagt wird in solchem Vordenken, wird gesagt, daB

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