Beiträge zur Philosophie (Vom Ereignis) - gesamtausgabe
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298 V. Die Griindung<br />
175. Das Da-sein und das Seiende im Ganzen 299<br />
1m bisherigen und noch iiblichen Gebrauch meint Dasein<br />
soviel wie hier und dort vorhanden sein, in einem Wo und<br />
Wann vorkommen.<br />
In der anderen kiinftigen Bedeutung meint das »sein« nicht<br />
vorkommen, sondem instiindige Ertragsamkeit lils Griindung<br />
des Da. Das Da bedeutet nicht ein irgendwie jeweils bestimmbares<br />
Hier und Dort, sondem meint die Lichtung des Seyns<br />
selbst, deren Offenheit erst den Raum einriiumt £iir jedes mogliche<br />
Hier und Dort und die Einrichtung des Seienden in geschichtliches<br />
Werk und Tat und Opfer.<br />
Das Da-sein die instiindige Ertragsamkeit der Lichtung, d. i.<br />
des FreieI!, Ungeschiitzten, Zugehorigen des Da, worin das<br />
Seyn sich verbirgt.<br />
Die instiindige Ertragsamkeit der Lichtung des Sichverbergens<br />
wird iibemommen in der Sucherschaft, Wahrer- und<br />
Wiichterschaft des Menschen, der sich dem Sein ereignet, dem<br />
<strong>Ereignis</strong> als der Wesung des Seyns zugehorig weiB.<br />
174. Das Da-sein und die Instandigkeit<br />
Die Instiindigkeit als der Bereich des in das Da-sein gegriindeten<br />
Menschen.<br />
Zur Instiindigkeit gehoren:<br />
1. die Starke: (keinesfalls eine bloBe Kraft-summe, sondem) da<br />
-seinshaft: die Meisterschaft der freien Gewiihrung der weitesten<br />
Spielriiume des schaffenden Sichiiberwachsens.<br />
2. die Entschiedenheit: (keinesfalls die Versteifung eines Eigensinns,<br />
sondem) die Sicherheit des Zugehorens in das Er-eignis,<br />
der Einstieg in das Ungeschiitzte.<br />
3. die Milde: (keinesfalls die Schwiiche der Nachsicht, sondem)<br />
die freigebige Weekung des Verhiillten und Aufbehaltenen,<br />
was, immer befremdlich, alles Schaffen in sein Wesentliches<br />
bindet.<br />
4. die Einfachheit: (keinesfalls das »Leichte« imSiIine des Giingigen<br />
und nicht das »Primitive« im Sinne des Unbewiiltigten<br />
und Zukunftslosen, sondem) die Leidenschaft fiir die Notwendigkeit<br />
des Einen, die Unerschopflichkeit des Seyns in<br />
die Behiitung des Seienden zu bergen und von der Befremdlichkeit<br />
des Seyns nicht abzulassen.<br />
175. Das Da-sein und das Seiende im Ganzen<br />
Der erste Hinweis auf das Da-sein als Griindung der Wahrheit<br />
des Seyns ist vollzogen (»Sein und Zeit«) im Durchgang durch<br />
die Frage nach dem Menschen, sofern dieser als der Entwerfer<br />
des Seins begriffen und so aus jeder »Anthropologie« herausgenommen<br />
wird. Dieser Hinweis konnte die Irrmeinung erweeken<br />
und bestiirken, das Da-sein sei nur in diesem Bezug<br />
zum Menschen zu fassen, wenn es wesentlich und voll begriffen<br />
werden soli.<br />
Allein, schon die Besinnung auf das Da als die Lichtung £iir<br />
das Sichverbergen (das Seyn) muB ahnen lassen, wie entscheidend<br />
der Bezug des Da-seins zum Seienden im Ganzen ist, weil<br />
das Da die Wahrheit des Seyns aushiilt. In dieser Richtung gedacht,<br />
riiekt das Da-sein, selbst nirgendwo unterbringbar, weg<br />
vom Bezug zum Menschen und enthiillt sich als das »Zwischen«,<br />
dasvomSeyn selbst entfaltet wird als der offeneHereinragungsbereich<br />
fiir das Seiende, in welchem Bereich dieses zumal<br />
sich auf sich selbst <strong>zur</strong>iickstellt. Das Da ist ereignet vom<br />
Seyn selbst, nnd der Mensch ist als Wiichter der Wahrheit des<br />
Seyns in derFolge ereignet und so zugehorig dem Da-sein in<br />
einer ausgezeichneten einzigen Weise. Sobald daher ein erster<br />
Hinweis auf das Da-sein gelungen ist, muB dem Wesentlichen<br />
Folge gegeben werden, was sich in diesem Hinweis ankiindigt:<br />
daB das Da-sein vom Seyn ereignet ist und daB das Seyn als<br />
<strong>Ereignis</strong> selbst die Mitte alles Denkens bildet.<br />
Erst so kommt das Seyn als <strong>Ereignis</strong> voll ins Spiel und ist<br />
dabei doch nicht wie in der Metaphysik das »Hochste«, worauf<br />
our unmittelbar <strong>zur</strong>iickgegangen wird.<br />
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