Beiträge zur Philosophie (Vom Ereignis) - gesamtausgabe
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1. Vorblick<br />
Wollten wir doch dieses Wissen entfalten, daB uns das unbekannte<br />
Aufgegebene den Willen in der Einsamkeit laBt und<br />
so das Bestehen des Da-seins <strong>zur</strong> hochsten Verhaltenheit gegen<br />
das Sichverbergende zwingt.<br />
Die Nahe zum letzten Gott ist die Verschweigung. Diese muB<br />
im StH der Verhaltenheit ins Werk und Wort gesetzt werden.<br />
In der Nahe des Gottes sein - und sei diese Niihe die fernste<br />
Ferne der Unentscheidbarkeit iiber die Flucht oder die Ankunft<br />
der Gotter-, das kann nicht auf ein »Gliick«oderein»Ungliick«<br />
verrechnet werden. Das Bestandnis des Seyns se1bst tragt sein<br />
MaB in sich, wenn es iiberhaupt noch eines MaBes bedarf.<br />
Aber wem unter uns Heutigen ist dies Bestiindnis beschieden?<br />
Kaum daB uns die Bereitschaft zu seiner Notwendigkeit<br />
gliickt oder auch nur der Hinweis auf diese Bereitschaft als den<br />
Beginn einer anderen Bahn der Geschichte.<br />
Die Riickfiille in die festgefahrenen Denkweisen und Anspriiche<br />
der Metaphysik werden noch langehin storen und die<br />
Klarheit des vVeges und die Bestimmtheit des Sagens verhindemo<br />
Dennoch muB der geschichtliche Augenblick des Dberganges<br />
vollzogen werden aus dem Wissen, daB aIle Metaphysik<br />
(gegriindet auf die Leitfrage: was ist das Seiende?) auBerstande<br />
blieb, den Menschen in die Grundbeziige <strong>zur</strong>n Seienden zu<br />
riicken. Wie solI sie das auch vermogen? Schon der Wille dazu<br />
findet kein Gehor, solange nicht die Wahrheit des Seyns und<br />
seine Einzigkeit <strong>zur</strong> Not geworden ist. Wie solI aber dem Denken<br />
gliicken, was ZUvor dem Dichter (Holderlin) versagt blieb?<br />
Oder miissen wir dessen Bahn und Werk in der Richtung auf<br />
die Wahrheit des Seyns nur der Verschiittung entreiBen? Sind<br />
wir dazu geriistet?<br />
Die Wahrheit des Seyns wird nur <strong>zur</strong> Not durch die Fragenden.<br />
Sie sind die eigentlich Glauhenden, weil sie sich _ eroffnend<br />
das Wesen der Wahrheit - auf den Grund zu halten (vgl.<br />
'Die Griindung, 237. Der Glaube und die Wahrheit).<br />
Die Fragenden - einsam und ohne die Hilfsmittel einer Beauberung<br />
- setzen den neuen und hochsten Rang der Instan<br />
5. Fur die Wenigen - Fur die Seltenen<br />
digkeit in der Mitte des Seyns, in der Wesung des Seyns (das<br />
<strong>Ereignis</strong>) als der Mittc.<br />
Die Fragenden haben aIle Neugier abgelegt; ihr Suchen liebt<br />
den Abgrund, in dem sie den iiltesten Grund wissen.<br />
SolI noch einmal uns eine Geschichte beschieden sein, die<br />
schaffende Ausgesetztheit in das Seiende aus der Zugehorigkeit<br />
zum Sein, dann ist unabwendbar die Bestimmung: Den Zeit<br />
-Raum der letzten Entscheidung - ob und wie wir diese Zugehorigkeit<br />
erfahren und griinden - vorzubereiten. Darin liegt:<br />
denkerisch das Wissen vom <strong>Ereignis</strong> zu griinden, durch die<br />
Griindung des Wesens der Wahrheit als Da-sein.<br />
Wie immer die Entscheidung iiber Geschichtlichkeit und Geschichtslosigkeit<br />
fallen mag, die Fragenden, die denkerisch<br />
jene Entscheidung vorbereiten, miissen sein; jeder trage die<br />
Einsamkeit in seine groBte Stunde.<br />
Welches Sagen leistet die hochste denkerische Erschweigung?<br />
Welches Vorgehen erwirkt am ehesten die Besinnung auf das<br />
Seyn? Das Sagen von der Wahrheit; denn sie ist das Zwischen<br />
fiir die Wesung des Seyns und die Seiendheit des Seienden.<br />
Dieses Zwischen griindet die Seiendheit des Seienden in das<br />
Seyn.<br />
Das Seyn aber ist nicht ein »Friiheres« - fiir sich, an sich<br />
bestehend -, sondem das <strong>Ereignis</strong> ist die zeitriiumliche Gleichzeitigkeit<br />
fUr das Seyn und das Seiende (vgl. Das Zuspiel, 112.<br />
Das »Apriori«).<br />
In der <strong>Philosophie</strong> lassen sich niemals Siitze anbeweisen; und<br />
dies nicht nur deshalb nicht, weil es keine hochsten Siitze gibt,<br />
aus denen andere abgeleitet werden konnten, sondern weil hier<br />
iiberhaupt nicht »Satze« das Wahre sind und auch nicht einfach<br />
Jenes, woriiber sie aussagen. Alles »Beweisen« setzt voraus, daB<br />
der Verstehende so, wie er vorstellend vor den Satzgehalt<br />
kommt, unverandert derselbe bleibt im NachvolIzug des beweisenden<br />
Vorstellungszusammenhangs. Und erst das »Ergebnis«<br />
des Beweisganges kann eine geiinderte Vorstellungsweise oder<br />
eher das Vorstellen von bisher nicht Beachtetem verlangen.<br />
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