Beiträge zur Philosophie (Vom Ereignis) - gesamtausgabe
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300 V. Die Griindung<br />
177. Das Weg-sein<br />
301<br />
DemgemaB muB nun auch vom Seiendenher, gesetzt, daB<br />
es schon anfangt, seiender zu werden, das Da- in seiner gefiigten<br />
Lichtungsmacht entfaltet werden. Das Da-sein selbst wird<br />
als er-eignetes sich eigener und der sich offnende Grund des<br />
Selbst; und durch dieses bekommt erst die Wachterschaft des<br />
Menschen ihre Scharfe, Entschiedenheit und Innigkeit.<br />
Die Frage, wer der Mensch sei, hat jetzt erst das Aufgebrochene<br />
einer Bahn, die gleichwohl im Ungeschiitzten verlauft<br />
und so den Sturm des Seyns iiber sich kommen laBt.<br />
176. Da-sein.<br />
Zur Erliiuterung des W ortes<br />
In der Bedeutung, die »Sein und Zeit« erstmals und wesentlich<br />
ansetzt, ist dies Wort nicht zu iibersetzen, d. h. es widersetzt<br />
sich den Hinsichten der bisherigen Denk- und Sagensweise der<br />
abendlandischen Geschichte: das Da sein.<br />
In der gewohnlichen Bedeutung jedoch meint es z. B.: der<br />
Stuhl »ist da«; der Onkel »ist da«, ist angekommen und anwesend;<br />
daher presence.<br />
Da-sein meint selbst ein »Seiendes«, nicht die Weise des<br />
Seins im obigen Sinne; und gleichwohl die Weise des Seins in<br />
der einzigartigen Auszeichnung, daB sie erst die Verfassung<br />
bestimmt, das Was-sein als Wer-sein, Selbstheit.<br />
»Das Seiende« aber ist nicht der »Mensch« und das Da-sein<br />
sein Wie zu sein (so noch leicht miBverstandlich in »Sein und<br />
Zeit«), sondem das Seiende ist das Da-sein als Grund eines<br />
bestimmten, des kiinftigen Menschseins, nicht »des« Menschen<br />
an sich; auch hier nicht geniigend Klarheit in »Sein und Zeit«.<br />
Die Rede vom »menschlichen Dasein« (in »Sein und Zeit«)<br />
ist insofem irrefiihrend, als sie die Meinung nahelegt, es gabe<br />
auch tierisches, pflanzliches »Dasein«.<br />
»Menschliches Dasein« - hier meint »menschlich« nicht die<br />
artmaBige Einschrankung und Besonderung von »Dasein«<br />
iiberhaupt (als Vorhandensein), sondem die Einzigkeit des Sei<br />
enden, den Menschen, dem allein das Da-sein eignet. Aber wie?<br />
Da-sein - das den Menschen in seiner Moglichkeit auszeich<br />
nende Sein; also bedarf es dann des Zusatzes »menschlich« gar<br />
nicht mehr. In welcher Moglichkeit? In seiner hochsten, nam<br />
lich der GrUnder und Wahrer der Wahrheit selbst zu sein.<br />
Da-sein - was den Menschen zugleich unter-griindet und<br />
iiberhoht. Daher die Rede vom Da-sein im Menschen als Geschehnis<br />
jener Griindung.<br />
Man konnte aber auch sagen: der Mensch im Da-sein. Das<br />
Da-sein »des« Menschen.<br />
Jede Rede ist hier miBdeutbar und ungeschiitzt, wenn ihr<br />
nicht die Gunst derer zufallt, die das Fragen eine wesentliche<br />
Strecke mit vollziehen und von da und nur von da das Gesagte<br />
verstehen und die mitgebrachten Vorstellungen darangeben<br />
(vgl. Laufende Anmerkungen zu»Sein und Zeit«).<br />
177. Das Weg-sein<br />
Also Fort-sein; in dieser Bedeutung einfach gleichzusetzen<br />
der U3tOUOLa. gegeniiber 3ta.QOUOLa., Dasein = Vorhandensein (vgl.<br />
Wegnehmen = Fortnehmen).<br />
""<br />
Andererseits, sobaId Da-sein wesentlich anders begriffen,<br />
dann auch das Weg-sein ihm entsprechend.<br />
Das Da-sein: die Offenheit des Sichverbergens ausstehen.<br />
Das Weg-sein: die Verschlossenheit des Geheimnisses und des<br />
Seins betreiben, Seinsvergessenheit. Und dies geschieht im<br />
Weg-sein gemaB der Bedeutung: vernarrt und verschossen in<br />
etwas, verloren an dieses.<br />
Das Weg-sein in diesem Sinne erst, wo Da-sein. Weg: die<br />
Beseitigung, Abdriingung des Seyns, scheinbar nur des »Seienden«<br />
fiir sich. Darin kommt gegenwendig derwesentliche Bezug<br />
des Da-seins zum Seyn zum Ausdruck. Wir sind zumeist<br />
und iiberhaupt noch im Weg-sein, gerade in der »Lebensnahe«.