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Sprechen über sich selbst als kontrastives Verfahren - Verlag für ...

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100Abb. 4: Formen <strong>selbst</strong>indizierter Rede6.3.1.1 Selbstindizierung: Gedankenwiedergabe <strong>als</strong> interner Dialog L2 beginnt seine Erzählung mit mehreren Abbrüchen, die trotz ihrer syntaktischenUnvollständigkeit erahnen lassen, dass die unmittelbar anstehende Erzählung positivausgehen wird (hab=ich=mich sEhr gefrEUt drü' , Z. 0728). Er setzt in Z.0729 mit einem reformulierenden <strong>als</strong>o neu an und entscheidet <strong>sich</strong> <strong>für</strong> einen Erzählbeginn,der deutlich macht, dass das gute Ende der Unterrichtsstunde <strong>für</strong> ihnnicht von Beginn an erwartbar war. Dazu wechselt er von der 1. Ps. Sg. in denunpersönlichen Modus der 3. Person und formuliert so seine unmittelbaren Eindrückezum Zeitpunkt des Geschehens (Z. 0729f.). Durch diese Perspektivverschiebung- L2 erzählt nicht mehr nur von seinem Unterricht, sondern lässt <strong>sich</strong>gleichzeitig <strong>als</strong> Akteur in der Situation zu Wort kommen - wird das Geschehenauthentifiziert und gleichzeitig spannungsorientiert aufbereitet.In einem Einschub werden relevante Kontextinformationen nachgereicht, die dieBrisanz des Erlebten betonen, bevor dann wieder L2 <strong>als</strong> Akteur im erzählten Geschehenzu Wort (oder vielmehr, zu Gedanken) kommt und in recht unverblümterForm seine spontane (wenn auch innere) Reaktion zum Ausdruck bringt (Z. 0738-39). Hier zeigt <strong>sich</strong>, dass durch die Indizierung <strong>als</strong> interner Dialog eine Grenzezwischen Innen und Außen und gleichzeitig zwischen zwei verschiedenen Facettendes Selbst gezogen wird: Während L2 <strong>als</strong> Akteur in der erzählten Situation <strong>für</strong>seine miterzählten Gegen<strong>über</strong> primär <strong>als</strong> Lehrer verfügbar ist, zu dessen erwartbarenAufgaben es gehört, auch mit unvorhergesehenen Geschehnissen professionellumzugehen, so hat der Interviewer <strong>als</strong> Rezipient der Gesamterzählung einen Informationsvorsprung:Er erlebt L2 hier parallel <strong>als</strong> eher private Person, die in einerumgangssprachlichen und mit Kraftausdrücken versehenen Sprache auf dievergessenen Hausaufgaben reagiert (vgl. auch Günthner 2002, S. 66 zum Code-Switching <strong>als</strong> Indikator <strong>für</strong> Redewiedergabe bzw. <strong>als</strong> Mittel zur sozialen Stilisierungvon erzähltem Personeninventar). Zusätzlich zum Code-Switching wird der

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