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Sprechen über sich selbst als kontrastives Verfahren - Verlag für ...

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81men zu finden, in denen hypothetische Ereignisse, Vorausschauen auf zukünftigesHandeln und ähnliche Kleinstformen zu finden sind, die <strong>sich</strong> unter dem Konzeptder „small stories“ fassen lassen.4.2.4 ALTER, EGO und narrative Identität Die <strong>für</strong> diese Arbeit <strong>als</strong> wesentlich postulierten Positionen von ALTER und EGOlassen <strong>sich</strong> im Falle der in Erzählungen produzierten narrativen Identität auf zweiEbenen finden:Die eine Ebene betrifft die konkrete Erzählsituation: Die Entstehung narrativerIdentität ist maßgeblich an das Vorhandensein eines Gegen<strong>über</strong>s (=ALTER) gebunden,<strong>für</strong> den (oder mit dem) der/die ErzählerIn (=EGO) eine Narration produziert.ALTER fungiert hier in Kombination mit den situativen Anforderungen <strong>als</strong>KatalysatorIn der Erzählung, der/die die Auswahl an erzählten Ereignissen, Darstellungsformen,Detailgrad usw. mit beeinflusst. Insofern ist er/sie <strong>als</strong>o ‚nextspeaker’ im konversationsanalytischen Sinn, der bzw. die zum Erzählen auffordern,in die Erzählung eingreifen oder <strong>selbst</strong> eine neue Erzählung produzierenkann. Hier spielen auch immer Face-Work-Aspekte eine Rolle, da auf der situativenEbene die in Kap. 3.2 dargestellten Prozesse von identity-in-interaction greifen.Die andere Ebene betrifft die Erzählung <strong>selbst</strong>: In der individuellen Biographieder erzählenden Person werden immer auch Dritte miterzählt, die <strong>für</strong> die erzähltenErlebnisse maßgeblich relevant sind (<strong>als</strong> "handlungsstützende Rollenbesetzungen",Kraus 1999). Insofern tauchen auch innerhalb der Erzählung verschiedeneALTER auf, die ihrerseits mit den individuellen, situativ bedingten Erzählmotivenverknüpft sein können (dies wird ausführlich im nächsten Kapitel dargestellt.)Auch hier lassen <strong>sich</strong> Bezüge zu identity-in-interaction feststellen: Bei den Schilderungendes erzählten Selbst handelt es <strong>sich</strong> um 'embedded face-work', da dienarrativen Rekonstruktionen vergangener eigener Handlungen auch immer Dokumente<strong>über</strong> vergangenes Face-Work sind. Wenn die erzählende Person davonberichtet, wie sie in einer bestimmten Situation souverän oder besonders schlagfertigaufgetreten ist, dann ist natürlich die tatsächliche, objektive Souveränitätoder Schlagfertigkeit nicht mehr nachzuprüfen, aber sie erhält durch die unmittelbarenReaktionen ihres Gegen<strong>über</strong>s eine Rückspiegelung zum narrativen Dokumentihrer vergangenen Verhaltensweisen.4.3 Zusammenfassung: Das Selbst <strong>als</strong> internalisiertes Objekt, narrative Identität und Interview-­analyseAuch wenn das Selbst durch den inviduellen Einsatz verschiedener sprachlicher<strong>Verfahren</strong> <strong>als</strong> Produkt aus Interaktionen hervorgeht, so bedarf es dennoch einer<strong>über</strong> die konkrete Interaktion hinausgehenden gesellschaftlichen Einbettung. Diesegesellschaftliche Dimension des Selbst wurde in diesem Kapitel abgebildet,indem die Überlegungen Meads zum Zusammenhang zwischen Identitätskonstruktionund Sprache einerseits und das gesprächsanalytische Konzept der narrativenIdentität andererseits zueinander in Beziehung gesetzt wurden. Dies ermög-

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