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Sprechen über sich selbst als kontrastives Verfahren - Verlag für ...

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223ne Person zu etablieren, durch den ihr Selbstbild in möglichst mit der eigenenPerspektive <strong>über</strong>einstimmender Weise vom Gegen<strong>über</strong> interpretiert werden kann.ALTER-EGO-Positionen erscheinen hier <strong>als</strong> Figur-Grund-Gestalten (vgl. von Ehrenfels1890, Wertheimer 1924, Gurwitsch 1974), deren Funktion darin besteht,kommunikativ Salienz zu erzeugen. Das Stichwort heißt hier 'Einbettung': Diesog. Figur, <strong>als</strong>o der saliente Bestandteil, wird durch einen sog. Grund abgegrenztund durch diesen Kontrast zum wahrnehmbaren Objekt. Übertragen auf das Konzeptder ALTER-EGO-Positionen bedeutet dies folgendes: EGO <strong>als</strong> figuraler Bestandteilkann immer nur vor dem Grund verschiedener ALTER erzeugt und nurdurch die entsprechenden ALTER-Positionen in spezifischer Weise konturiert werden.Die unterschiedlichen ALTER-Positionen haben jeweils unterschiedlicheAuswirkungen darauf, welcher Aspekt EGOS genau hervorgebracht wird. Indem<strong>als</strong>o verschiedene ALTER-EGO-Positionen sprachlich etabliert werden, entstehenverschiedene Figur-Grund-Effekte, die das Individuum <strong>als</strong> sprachlich hervorgebrachtesObjekt <strong>für</strong> das Gegen<strong>über</strong> interpretierbar machen. In Abhängigkeit davon,welches <strong>Verfahren</strong> zur Etablierung von ALTER-EGO-Positionen verwendetwird, können dar<strong>über</strong> hinaus die sprichwörtlichen Ecken und Kanten EGOS in interpretationsanbietenderoder interpretationsanleitender Weise lokal hervorgebrachtpräsentiert werden. Das "maxisign of the self" (Perinbanayagam 1990, S.317) erscheint hier <strong>als</strong> interaktiv hergestelltes EGO mit maximalem Kontrast, derdurch die Etablierung unterschiedlicher ALTER-Positionen hervorgebracht wird.10.5 'Doing being extraordinary' In Alltagssituationen besteht die Hauptaufgabe der SprecherInnen darin, <strong>sich</strong> <strong>als</strong>möglichst normale und unauffällige Person zu präsentieren (vgl. Sacks 1984b).Dazu gehört unter anderem, verschiedene Tätigkeiten des Alltags in "normaler"Art und Weise durchzuführen:It is not that you happen to decide, gee, I'll watch TV tonight, but that you aremaking a job of, and finding an answer to, how to do 'being ordinary' tonight.(ebd., S. 415)Ein weiterer, mindestens ebenso wichtiger Aspekt von "doing being ordinary"besteht darin, auch in Erzählungen <strong>über</strong> verschiedene Ereignisse des eigenen LebensNormalität interaktiv herzustellen; die SprecherInnen orientieren <strong>sich</strong> wechselseitigan dieser Aufgabe, indem sie Abweichungen vom unterstellten Normalfallmarkieren, die entsprechenden Ereignisse mehr oder weniger explizit bewertenusw.In der Interviewsituation ist durch die in v.a. in Kap. 2.2, 2.3 und 3.2.5 herausgearbeitetenstrukturellen Besonderheiten die im Alltag geltende Präferenz <strong>für</strong> dieHerstellung von Normalität und Durchschnittlichkeit suspendiert: Die Interviewtenarbeiten auf verschiedenen Ebenen heraus, inwieweit sie in ihren eigenen Augenvon verschiedenen Ausprägungsgraden von Durchschnittlichkeit und Normalitätabweichen. Die Hauptaufgabe besteht hier <strong>als</strong>o gerade nicht darin, <strong>sich</strong> <strong>als</strong>Durchschnittsperson zu präsentieren, sondern darzustellen, auf welchen (sozialen)Dimensionen Abgrenzung hergestellt werden kann. Ein solches "doing being extraordinary"wird vor allem durch die beschriebenen <strong>Verfahren</strong> geleistet, mit denen

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