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Sprechen über sich selbst als kontrastives Verfahren - Verlag für ...

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151Die einleitende Bemerkung ich hab keine referendarzeit gemacht (Z. 0103) verweistauf den Aspekt der formalen LehrerInnenausbildung und rahmt die darauffolgende Erzählung gleichzeitig ein <strong>als</strong> Erzählung <strong>über</strong> einen Baustein der Ausbildung.Im Gegensatz zur initialen Selbstkategorisierung findet hier allerdingsKategorisierungsarbeit aus der Perspektive eines erzählten 'Anderen' statt: Dieerzählte Figur des Fachreferenten zieht <strong>als</strong> Vergleichsfolie ebenfalls die LehrerInnenausbildungheran und vergleicht L1 durch eine positive Fremdevozierung mitden LehramtsanwärterInnen, denen er <strong>sich</strong> normalerweise gegen<strong>über</strong>sieht (hierhandelt es <strong>sich</strong> <strong>als</strong>o gewissermaßen um eine "embedded appearance-realitydistinction"):<strong>als</strong> referendarsprüfung wär dies ne FÜNF (Z. 0118) verweist aufden Benotungsstandard, der der Äußerung des Fachreferenten zu Grunde liegt.Diese Aussage wird begründet mit forMAL ziemlich viel f<strong>als</strong>ch? (.) was man anreferenDAren kritisiert? (Z. 0123ff.). Interessanterweise begründet der Fachreferentden Verzicht auf die schlechte Note nicht mit der abweichenden AusbildungL1s, sondern durch methodische Stärken: IRgendwie kriegen sie=s R<strong>über</strong> (Z.0116) bzw. der ganze proZESS is im grunde in ORDnung (Z. 0126).Der Besuch des Fachreferenten dient nicht nur dazu, wie in Kap. 7 dargestellt,durch die Etablierung fremder Stimmen die eigenen An<strong>sich</strong>ten zur LehrerInnenausbildungzu transportieren bzw. etwas Erstaunliches (und somit etwas Unterhaltendes)zu erzählen, sondern legitimiert gleichzeitig die eigene Kategorienzuordnung,indem die zuvor etablierte „appearance-reality-distinction“ narrativ gespiegeltwird. Der Fachreferent fungiert hier <strong>als</strong> Vertreter einer offiziellen Instanz,und seine Aussagen <strong>über</strong> L1s Arbeit <strong>als</strong> Nicht-Lehrer dienen dazu, dessen eigeneSelbstkategorisierung zu ratifizieren und gleichzeitig auch zu evaluieren – denntrotz der fehlenden pädagogisch-didaktischen Ausbildung fällt sein Urteil <strong>über</strong> L1ja sehr positiv aus: Auch wenn es einige Beanstandungen an L1s Unterricht gab,so sollten diese einer weiteren Lehrtätigkeit nicht im Wege stehen - meinetwegenkönnense BLEIben (Z. 0140) lautet dann auch das abschließende Urteil des Fachreferenten.Der Fachreferent fungiert hier <strong>als</strong> Experte, der die komplementäre Positionzu L1 <strong>als</strong> fachfremder Person darstellt. Dadurch werden die Kategorien„kein Lehrer“ und „keiner vom Fach“ mit Bedeutung aufgeladen und gleichzeitigpositiv bewertet – auch wenn vor dem Hintergrund der weiter oben expliziertenPräsuppositionen der Werdegang L1s von der erwarteten Norm abweicht, so istdies nicht automatisch gleichbedeutend mit einer schlechten oder in irgendeinerWeise defizitären Ausübung des Berufes. Die Kategorie "Lehrer" wird somit weiterausgebaut - sie ist nicht nur ein "domain-of-practice-concept", sondern gleichzeitigauch eine Kategorie, die von Dritten vergeben wird. "LehrerIn sein" bzw."nicht sein" ist <strong>als</strong>o keine Entscheidung, die durch das Individuum <strong>selbst</strong> getroffenwerden kann. Sie obliegt Dritten, die höher qualifiziert sind <strong>als</strong> das Individuumund auf Grundlage bestimmter Maßstäbe und Normen entscheiden, ob die notwendigenVoraussetzungen erfüllt wurden (vgl. dazu auch Jayyusi 1984, S. 64; s.weiterhin Kap. 9.3.1 zur Diskussion von Expertise und institutionell gegebenerMacht <strong>als</strong> qualifizierende Merkmale von ALTER im Kontext von Bewertungen dereigenen Person).

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