13.07.2015 Aufrufe

Sprechen über sich selbst als kontrastives Verfahren - Verlag für ...

Sprechen über sich selbst als kontrastives Verfahren - Verlag für ...

Sprechen über sich selbst als kontrastives Verfahren - Verlag für ...

MEHR ANZEIGEN
WENIGER ANZEIGEN

Sie wollen auch ein ePaper? Erhöhen Sie die Reichweite Ihrer Titel.

YUMPU macht aus Druck-PDFs automatisch weboptimierte ePaper, die Google liebt.

148beziehen. Während "kein Lehrer" die Ausbildungsphase meint, bezieht <strong>sich</strong> "keinervom Fach" auf den aktuellen Unterricht L1s.Analog zu dieser Einleitung ist auch die anschließende Erläuterung in zwei Teilegegliedert. Die Entstehung der Kategorien „kein Lehrer“ und „keiner vom Fach“wird rekonstruiert, indem die eigene Berufsbiographie in einer Art Zeitraffer-<strong>Verfahren</strong> rekapituliert wird. L1 verweist auf seine EIgentlich[e] fachliche Provenienz(nämlich Physiker) und evoziert mit einer subjektlosen Infinitkonstruktion(vgl. Günthner 2005, S. 21) anschließend die eigene universitäre Vergangenheit (npaar jahre geFORSCHT, Z. 0073). Der Diskursmarker dann (ebd.) verweist aufden nächsten beruflichen Abschnitt, mit dem die Lehrtätigkeit <strong>für</strong> Physik an derSchule begann (Z. 0074). Der historische Kern der Kategorie "kein Lehrer" istsomit <strong>für</strong> L1s Fall narrativ rekonstruiert worden; die Pause in Z. 0077 markiert dieAbgeschlossenheit dieser Sequenz. Gleichzeitig stellt sie eine Gelenkstelle dar,denn mit der Arbeit an der Schule beginnen die fachlichen Zuständigkeiten wenigereindeutig zu werden und die Selbstkategorisierung <strong>als</strong> "keiner vom Fach" wirdbearbeitet: Die nächste Sequenz (Z. 0078–0084) bildet den Übergang von der eigentlichgelernten Tätigkeit <strong>als</strong> Physiker zur aktuellen Tätigkeit <strong>als</strong> Person miteiner Lehrtätigkeit im nicht nur physikalischen Bereich.8.3.2 Schein und Wirklichkeit – Präsuppositionen <strong>über</strong> den Lehrerberuf L1 arbeitet seine berufsbiographische Entwicklung stufenweise in Form einer„appearance-reality-distinction“ (Edwards 1991, S. 532) heraus:In conversation, people sometimes warrant accounts, or pursue rhetoricalaims, via positing a distinction between a superficial appearance, and an underlyingreality which represents the true situation, or a preferred version.‚Appearance’ will often be couched as a perceptual metacognition: whatthings look, sound or seem like. (ebd.)Auch im Falle L1s gibt es eine gewissermaßen verborgene, ‚wahre’ Realität hinterdem offen<strong>sich</strong>tlichen Anschein: Die ‚wahre Realität’, nämlich die eindeutige Zugehörigkeitzu den Kategorien „kein Lehrer“ und „keiner vom Fach“ findet <strong>sich</strong> inden Anfängen seiner beruflichen Tätigkeit <strong>als</strong> Physiker und Universitätsangehöriger.Mit der Tätigkeit <strong>als</strong> Physiklehrer beginnt die Eindeutigkeit der Kategorienzugehörigkeitzu verschwimmen: Die Stelle <strong>für</strong> phySIK (Z. 0076) garantiert zwarnoch immer eine problemlose Zuordnung zur Kategorie „nicht vom Fach“, allerdingsist die Zugehörigkeit zu „kein Lehrer“ zumindest auf den ersten Blick nichtmehr erkennbar (da eine Lehrerstelle angetreten wurde). Nachdem L1 schließlichbegonnen hatte, auch fächer<strong>über</strong>greifende Kurse anzubieten, ist die eigentlicheKategorienzugehörigkeit gar nicht mehr zu erkennen. Die einzelnen berufsbiographischenEtappen und ihr Bezug zum Kategoriensystem „kein Lehrer“ und „keinervom Fach“ lassen <strong>sich</strong> vereinfacht so darstellen:-­‐ Schritt 1: Ausbildung <strong>als</strong> Physiker + Arbeit an der Universität = vom Fach+ Wissenschaftler-­‐-­‐Schritt 2: Arbeit <strong>als</strong> Physiklehrer = vom Fach + kein LehrerSchritt 3: fächer<strong>über</strong>greifender Unterricht = keiner vom Fach + kein Lehrer

Hurra! Ihre Datei wurde hochgeladen und ist bereit für die Veröffentlichung.

Erfolgreich gespeichert!

Leider ist etwas schief gelaufen!