13.07.2015 Aufrufe

Sprechen über sich selbst als kontrastives Verfahren - Verlag für ...

Sprechen über sich selbst als kontrastives Verfahren - Verlag für ...

Sprechen über sich selbst als kontrastives Verfahren - Verlag für ...

MEHR ANZEIGEN
WENIGER ANZEIGEN

Erfolgreiche ePaper selbst erstellen

Machen Sie aus Ihren PDF Publikationen ein blätterbares Flipbook mit unserer einzigartigen Google optimierten e-Paper Software.

84In positioning theory, the concept of positioning is introduced as a metaphorto enable an investigator to grasp how persons are 'located' within conversationsas observably and subjectively coherent participants in jointly producedstorylines.Die in Gesprächen zum Vorschein kommenden Positionen sind flexible Konstrukte,die <strong>als</strong> solche aushandel- und modifizierbar sind. Sie sind weiterhin in hohemMaße relational, da sie häufig entsprechend komplementäre Gegenpositionen aufCo-InteraktantInnen projizieren. 59Auch wenn die Grundannahmen der Positionierungstheorie in Bezug auf diegrundsätzliche 'Gemachtheit' sozialer Realität denen der Gesprächsanalyse ähnlicherscheinen, so gibt es z.T. erhebliche Unterschiede zwischen den beiden Ansätzen.Dies ist nicht zuletzt darin begründet, dass Harré & van Langenhove (1999a,S. 5) ihrerseits die Ethnomethodologie <strong>als</strong> zu sehr auf interindividuelle Interaktionsprozessefokussiert kritisieren, wohingegen das eigene diskurspsychologischeErkenntnisinteresse darin besteht, <strong>über</strong> das Konzept der Position psychologischeKonzepte wie Identität stärker an das Sprachhandeln anzubinden bzw. in ihmwiederzufinden. In diesem Zusammenhang ist auch die Frage nach der Intentionalitätvon Äußerungen bzw. mit ihnen einhergehenden Positionierungen relevant.Der Gesprächsbegriff <strong>selbst</strong> ist wiederum eng an die Sprechakttheorie angelehnt;hier erscheint den Autoren vor allem die Möglichkeit, den sozialen Handlungscharaktervon Sprache durch die Unterscheidung zwischen Illokution und Perlokutionfassen zu können, interessant. Im Rahmen der Positionierungstheoriewird allerdings das sprechakttheoretisch beeinflusste Gesprächsverständnis ausgeweitetauf einen dialogisch-interaktionistischen Ansatz, der "the joint action ofall the participants as they make (or attempt to make) their own and each other'sactions socially determinate" (Davies & Harré 1990, S. 45) beinhaltet.Für die Gesprächsforschung ist die Frage nach der Intentionalität von Handlungenoder mentalen Prozessen nicht unmittelbar relevant. Wie bereits in Kap. 2.1 dargestelltwurde, sind hier allein diejenigen Handlungen analytischer Gegenstand,die an der Oberfläche verfügbar sind - von denen <strong>als</strong>o erkennbar ist, dass <strong>sich</strong> dieSprecherInnen wechselseitig in ihrem Handeln an ihnen orientieren. Mentale Prozessekönnen <strong>als</strong>o erst dann analytisch relevant werden, wenn kommunikativ inirgendeiner Weise auf sie Bezug genommen wird und sie somit zu Orientierungspunkten<strong>für</strong> die SprecherInnen werden - wenn <strong>als</strong>o einE SprecherIn beispielsweiseeine vorherige Handlung retrospektiv erklärt mit "Ach so, ich dachte du wolltestdas Fenster öffnen, deswegen habe ich nach meinem Schal gefragt." o.ä. Die Fragenach individuellen SprecherInnenkompetenzen ist kein zentrales Erkenntnisinteresseder Gesprächsforschung; die InteraktantInnen gelten per se <strong>als</strong> kompetenteMitglieder einer bestimmten Gemeinschaft, die verschiedene Ethnomethoden beherrschen,um ihren Alltag zu meistern und dadurch herzustellen. Wie in Kap. 8gezeigt wird, spielen moralische Ansprüche auch dabei eine Rolle; hierbei soll dieKategorisierungsanalyse ein brauchbares Werkzeug liefern, um moralische Impli-59Vgl. die in Kap. 3.3 referierten Merkmale von interaktiv hervorgebrachter Identität nachBucholtz & Hall (2005).

Hurra! Ihre Datei wurde hochgeladen und ist bereit für die Veröffentlichung.

Erfolgreich gespeichert!

Leider ist etwas schief gelaufen!