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Sprechen über sich selbst als kontrastives Verfahren - Verlag für ...

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220werden - durch sie müssen narrativ inszenierte ProtagonistInnen nicht erst detaillierteingeführt und in ihrer Gesamtfunktion <strong>für</strong> die Erzählung vorgestellt werden,sondern können durch bloßen Verweis auf ihren kategoriellen Status in Relationzu EGO gesetzt werden.Die Relationen zwischen verschiedenen ALTER und EGO spielen auch da eine Rolle,wo EGO positive Bewertungen <strong>über</strong> <strong>sich</strong> <strong>selbst</strong> kommuniziert (Kap. 9). Da solcheSelbstbewertungen nicht ganz unproblematische Äußerungsformen sind - dasFace EGOS kann durch sie potenziell gefährdet werden - geschehen sie meistenssehr implizit. Die personalen Ressourcen, die durch verschiedene soziale Kategorienzur Verfügung gestellt werden, können hier genutzt werden, um spezifischeALTER <strong>als</strong> glaubhafte EvaluatorInnen des Selbst auftreten zu lassen oder aber dieeigene Person <strong>als</strong> Vorbild <strong>für</strong> weitere KategorienvertreterInnen erscheinen zu lassen.Auch die narrative Struktur von Erzählungen kann funktionalisiert werden,um vergangene Formen des erzählten Ichs <strong>als</strong> subjektiv 'schlechter' zu präsentieren<strong>als</strong> das gegenwärtige erzählende Ich.10.3 Interpretationsangebote vs. Interpretationsanleitungen In Kap. 1.2 wurden zwei Fragen gestellt: "Woher weiß mein Gegen<strong>über</strong>, wie ichgesehen werden möchte?" und "Woher weiß ich im Umkehrschluss, wie ich verstandenwurde?". Die erste dieser beiden Fragen lässt <strong>sich</strong> folgendermaßen beantworten:Sprache stellt den InteraktantInnen geteilte Bedeutungen zur Verfügung,auf deren Grundlage die SprecherInnen ihr Selbstbild in der Interviewinteraktionkommunizieren. Ausgangspunkt ist dabei immer die subjektive Perspektiveder SprecherInnen auf ihre jeweilige Alltagswelt. Diese wiederum ist vor allemdurch die Interaktion mit verschiedenen 'Anderen' gekennzeichnet, und genaudiese 'Anderen' stellen den SprecherInnen die Vergleichsgrößen zur Verfügung,vermittels derer sie ihre eigene soziale Position interaktiv kommunizieren. InRückgriff auf die in Kapitel 3.2 und 4.1 dargestellten theoretischen Grundlagenheißt dies: Personen können <strong>sich</strong> nur im Rahmen derjenigen Bedeutungen herunddarstellen, die ihnen im Sinne von signifikanten Symbolen - <strong>als</strong>o gesellschaftlichvermittelten und gleichzeitig gesellschaftlich geteilten Inhalten - zur Verfügungstehen, denn nur durch solche Symbole kann auf Wissensbestände verwiesenwerden, die sowohl der/die SprecherIn <strong>als</strong> auch das Gegen<strong>über</strong> benötigt, umdie Darstellung des/der SprecherIn inhaltlich nachvollziehen zu können. Dies setzteine Fähigkeit zur Perspektiv<strong>über</strong>nahme auf Seiten des/der SprecherIn voraus,denn er/sie muss in der Interaktion abschätzen können, inwieweit das Gegen<strong>über</strong><strong>über</strong> vergleichbare Wissensbestände verfügt wie er/sie <strong>selbst</strong>.Diese geteilten Bedeutungen sind im Fall von Identitätskonstruktion und Selbstdarstellungvor allem <strong>als</strong> soziale Bedeutung zu verstehen: Indem <strong>sich</strong> die SprecherInnenim Sinne von Differenzierung und Vermittlung (s. Kap. 2.5) in Relation zuden verschiedenen 'Anderen' positionieren, produzieren sie soziale Identitäten, diedem Gegen<strong>über</strong> <strong>als</strong> Interpretationsangebote präsentiert werden. In einem erstenSchritt kann so das soziale Gefüge (bzw. ein situationsspezifischer Ausschnittdaraus) sprachlich aufgezeigt werden, in das die SprecherInnen eingebettet sind.Im Fall der untersuchten LehrerInneninterviews ging es vor allem um soziale Bedeutungen,die das Berufsumfeld Schule betrafen. Aspekte, die von den SprecherInnenrelevant gesetzt wurden, waren dabei sowohl das eigene Studium, der Um-

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