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Sprechen über sich selbst als kontrastives Verfahren - Verlag für ...

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574 EGO <strong>als</strong> Narration -­‐ Identitätskonstruktion auf Ebene der Interviewerzählung In diesem Kapitel wird die Ebene der Interviewerzählung in den Blick genommen.Wie im vorigen Kapitel auch werde ich zwei Konzepte bzw. theoretische Ansätzemiteinander verknüpfen, um Identitätskonstruktion einerseits und die Relevanzvon ALTER-EGO-Positionen andererseits theoretisch zu fundieren und gleichzeitig<strong>für</strong> die Analyse greifbar zu machen; hier vor allem auf der Makro-Ebene der Interviewinteraktion.Es handelt <strong>sich</strong> dabei zum einen um die Überlegungen GeorgeHerbert Meads zu symbolvermittelter Interaktion und der darauf aufbauendenEntwicklung von Identität, und zum anderen um das Konzept der narrativen Identität.Die Sichtweise eines vor allem semiotisch fundierten Selbst, die im vorangegangenenKapitel entwickelt wurde, wird so in einen weiteren theoretischen Zusammenhanggestellt, der es ermöglicht, auch autobiographische narrative Rekonstruktionenin Hinblick auf ihr identitätskonstruierendes und <strong>selbst</strong>darstellerischesPotenzial zu fassen.4.1 Das Selbst <strong>als</strong> internalisiertes Objekt Im Gegensatz zum Ansatz Goffmans, in dem ja vor allem die situierten Praktikenwechselseitiger Face-Konstruktion von Interesse sind, steht in Meads Überlegungendas Selbst <strong>als</strong> gesellschaftlich hervorgebrachte Struktur im Vordergrund. SeineTheorie zu Sozialisation und Identitätsentwicklung ist eingebettet in eine umfassendereTheorie zur Entstehung von Intersubjektivität. Der Grundgedanke zurIdentitätsentstehung lässt <strong>sich</strong> folgendermaßen zusammenfassen: Identität kannnur auf Basis einer bestehenden Gesellschaft zustande kommen, die ihrerseits nurdurch den sprachlichen Austausch <strong>über</strong> diejenigen Ressourcen verfügt, die demIndividuum die Entwicklung von Identität <strong>über</strong>haupt erst ermöglichen. Diese Vorstellungvon Sprache <strong>als</strong> notwendiger Voraussetzung <strong>für</strong> den Erwerb und dieEntwicklung von Identität macht es unabdingbar, zumindest kurz auf Meads Ideenzum ontologischen Sprach- und Bedeutungserwerb einzugehen. Ich werde in Kap.4.1.4 aufzeigen, dass es verschiedene Parallelen zwischen Bedeutungs- und Identitätsentwicklunggibt, die <strong>für</strong> die schon im vorangegangenen Kapitel skizzierteKonzeption eines semiotischen Selbst aufschlussreich sind.4.1.1 Symbolvermittelte Interaktion und die Entwicklung intersubjektiver Be-­deutungMead unterscheidet zwischen zwei Kommunikationsformen: Die der gesten- undder symbolbasierten Kommunikation. Beide Formen sind <strong>für</strong> soziales Handelnwichtig, insofern sowohl Gesten <strong>als</strong> auch Symbole in Meads Vorstellung einesSozialbehaviorismus <strong>als</strong> Reize wirken, die verschiedene Reaktionen auslösen undsomit eine Art 'Startschuss' <strong>für</strong> gemeinsames Handeln sind. Eine intersubjektivgeteilte Welt<strong>sich</strong>t ermöglichen allerdings nur signifikante Symbole.

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