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Sprechen über sich selbst als kontrastives Verfahren - Verlag für ...

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173wissen ist demzufolge zwar eine wesentliche Komponente, um innerhalb der Kollektion„Ausbildungsstufen“ von einer Kategorie in die nächste zu wechseln.Mindestens ebenso wichtig ist aber Wissenszuwachs auf einer sozialen, zwischenmenschlichenEbene – hier stellt <strong>sich</strong> L2 unabhängig von seiner Kategorienzugehörigkeitauf gleicher Augenhöhe mit seinen SchülerInnen dar.Dieses egalitäre Menschenbild wird argumentativ weiter begründet durch dengeringen Altersunterschied zwischen L2 und den SchülerInnen: L2 bewertet diesdurchaus positiv (Z. 0626ff.) und bearbeitet damit die (bisher noch nicht explizierte)Präsupposition, dass mit einer unterschiedlichen Kategorienzugehörigkeit auchmeistens ein gewisser Altersunterschied einhergeht. Dass dies bei ihm nicht derFall ist, trägt insgesamt dazu bei, die Selbstkategorisierung <strong>als</strong> „Mitlernender“ zustabilisieren: <strong>als</strong>o dass wir da n stÜck weit auf einer Ebene sind und <strong>sich</strong> das auch(.) wIderspiegeln darf; (Z. 0631f.). Auch hier zeigt die Verwendung des inkludierenden„wir“ die Kokategorisierung von L2 und seinen SchülerInnen an. Altersnäheund gemeinsamer Wissenszuwachs auf zwischenmenschlicher Ebene sinddie Basis des Unterrichtsklimas und fundieren so den Begriff des „lockeren“ Unterrichtsstils,den L2 zu Beginn seiner Erklärungen <strong>als</strong> unpassend abgewählt hatte.Auch hier liegt eine „appearance-reality-distinction“ vor: Was wie vermeintlich„lockerer“ Unterricht aussieht (da gIbts dann auch im unterricht situatiOnen von;(-) von frotzelEIen und so wEIter- ; Z. 0633f.) ist letztendlich die Konsequenz aussowohl der nicht-hierarchischen Selbstkategorisierung <strong>als</strong> „Mitlernender“ undgleichzeitig dem geringen Altersunterschied. L2 <strong>selbst</strong> bewertet den von ihm geschildertenUnterricht <strong>als</strong> positiv (Z. 0635f.), merkt aber auch an, dass diese Haltungnicht <strong>selbst</strong>verständlich sei. Dies verdeutlicht er mit einer Episode, in der erseine eigene Einstellung mit der einiger seiner KommilitonInnen vergleicht (Z.0642-0658): Diese KommilitonInnen lehnen L2s Ansatz ab und bevorzugen eindistanzierteres SchülerInnen-LehrerInnen-Verhältnis, innerhalb dessen ein Duzenzwischen beiden Parteien, wie L2 es praktiziert, nicht denkbar wäre. Auch hierspiegelt <strong>sich</strong> der (Meinungs-) Kontrast zwischen L2 und seinen Mitstudierendenin der Verwendung der Pronomen wieder: Während auf die KommilitonInnen mitdie referiert wird, wird in Bezug auf die SchülerInnen erneut ein inkludierendeswir 101 verwendet (Z. 0651).An der Fremdkategorisierung seiner KommilitonInnen zeigt <strong>sich</strong> die Besonderheitder Kategorie des „Mitlernenden“: Sie vereint Prädikate, die zu unterschiedlichenKategorien einer Kollektion gehören – L2 ist zwar formal noch Student, insofern<strong>als</strong>o der gleichen Kategorie wie seine KommilitonInnen zugehörig. Durch seineArbeit an der Schule jedoch teilt er nicht (mehr?) die gleichen Überzeugungen inBezug auf Unterricht, sondern kann hier einen Erfahrungszuwachs verbuchen.Auch wenn seine KommilitonInnen durch ihr Studium an Wissen gewinnen, sosind sie jedoch explizit nicht in der Kategorie „Mitlernender“ verortet. Gleichesgilt <strong>für</strong> die KollegInnen L2s in der Schule; diese werden insgesamt kaum themati-101Die Referenz auf mögliche KollegInnen schließe ich an dieser Stelle aus zwei Gründen aus:Zum einen spielten weitere LehrerInnen bislang keine Rolle in der Erzählung L2s, zum anderenkann man unterstellen, dass ein Duzen zwischen KollegInnen so <strong>selbst</strong>verständlich ist,dass es nicht extra erwähnt werden müsste. Die Tatsache, dass es erwähnt wird, legt nahe,dass es <strong>sich</strong> beim 'Duz-Partner' um die Gruppe der SchülerInnen handelt.

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