13.07.2015 Aufrufe

Sprechen über sich selbst als kontrastives Verfahren - Verlag für ...

Sprechen über sich selbst als kontrastives Verfahren - Verlag für ...

Sprechen über sich selbst als kontrastives Verfahren - Verlag für ...

MEHR ANZEIGEN
WENIGER ANZEIGEN

Erfolgreiche ePaper selbst erstellen

Machen Sie aus Ihren PDF Publikationen ein blätterbares Flipbook mit unserer einzigartigen Google optimierten e-Paper Software.

20gen Phänomene strikt aus der Perspektive der SprecherInnen und konsequent unterZuhilfenahme derjenigen Interpretationsressourcen, die diesen <strong>selbst</strong> zur Verfügungstehen. Durch eine solche Rückbindung an die Gesprächsoberfläche wirdEmpathie o.ä. <strong>als</strong> analytisches Instrument explizit ausgeschlossen. Ein wichtigesPrinzip zur Ab<strong>sich</strong>erung analytischer Aussagen besteht im sog. „next-turn proof“,der <strong>sich</strong> aus der sequentiellen Abfolge der Redebeiträge ergibt:The turn-taking system has, as a by-product of its design, a proof procedurefor the analysis of turns. When A addresses a first pair-part such as a 'question'or a 'complaint' to B, we have noted, A selects B as next speaker, and selectsfor B that he next performs a second part for the 'adjacency pair' A hasstarted, i.e. an 'answer' or an 'apology' (among other possibilities) respectively.B, in so doing, not only performs that utterance-type, but thereby displays(in the first place to his co-participants) his understanding of the priorturn's talk as a first part, as a 'question' or 'complaint'. (Sacks et al. 1974, S.728)Die SprecherInnen zeigen <strong>als</strong>o einander nicht nur im Sinne verbaler Accounts auf,wie sie eigenes Handeln interpretieren, sie zeigen weiterhin auch durch sog. Verständnisdisplaysan, wie sie eine vorangegangene Äußerung des Gegen<strong>über</strong>s interpretieren– und zwar durch die Folgehandlung an <strong>sich</strong>. Accounts und Displayssind <strong>als</strong>o wie zwei Seiten der gleichen Medaille - einer Äußerung - zu verstehen:Die Folgehandlung dient nicht nur dem jeweiligen Gegen<strong>über</strong> <strong>als</strong> Hinweis darauf,wie die vorherige Äußerung verstanden wurde, sondern ist gleichzeitig empirischerBeleg <strong>für</strong> analytische Aussagen <strong>über</strong> das Geschehen. Die sequentielle Platzierungvon Turns ist <strong>als</strong>o der Dreh- und Angelpunkt der rekonstruierenden Analyse:[...] a turn's talk will be heard as directed to a prior turn's talk, unless specialtechniques are used to locate some other talk to which it is directed. Regularly,then, a turn's talk will display its speaker's understanding of a priorturn's talk, and whatever other talk it marks itself as directed to. [...] The displayof those understandings in the talk of subsequent turns affords both a resourcefor the analysis of prior turns and a proof procedure for professionalanalyses of prior turns - resources intrinsic to the data themselves. (ebd., S.728f.)Ein solches Konzept von Verständnisdisplays wird im Rahmen der Gesprächforschungallerdings <strong>als</strong> „methodologisch nicht haltbar“ (Deppermann 2000a, S. 99)kritisiert. Deppermann problematisiert hier vor allem die implizit postulierte„Selbstexplikativität“ (ebd., S. 101) von Verständnisdisplays: Bei der Rekonstruktiondes SprecherInnenhandelns ist eine zu strikte Einklammerung der alltagstheoretischenInterpretationsressourcen der Forschenden nicht zielführend, da so u.U.kulturspezifische Konventionen, die den SprecherInnen <strong>als</strong> Orientierungsgröße<strong>für</strong> ihr sprachliches Handeln dienen, nicht erkannt werden könnten. Dass SprecherInnendisplaysnicht immanent sinnhaft seien, werde spätestens dann deutlich,wenn wir diese Interpretationsleistung nicht nachvollziehen können, <strong>als</strong>o etwamit Gesprächen konfrontiert werden, die in einer uns unbekannten Sprachegeführt werden, in denen <strong>über</strong> Dinge gesprochen wird, von denen wirnichts verstehen, oder in denen die Teilnehmer Regeln folgen, die wir nichterkennen. (ebd.)Deppermann warnt jedoch gleichzeitig davor, "die logisch-argumentativen Abwägungen,mit denen [man] Aussagen prüft und schärft, [...] in die Daten [zu] proji-

Hurra! Ihre Datei wurde hochgeladen und ist bereit für die Veröffentlichung.

Erfolgreich gespeichert!

Leider ist etwas schief gelaufen!