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Sprechen über sich selbst als kontrastives Verfahren - Verlag für ...

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55lem die Praktiken jugendlicher SprecherInnen im Fokus stehen (vgl. dazu v.a. dieBeiträge in Androutsopoulos & Georgakopoulou (Hgg.) 2006 oder die von Keim2002 und 2007 untersuchte Gruppe der "Powergirls"). Oft geht es um Genderfragen- so konzentriert <strong>sich</strong> z.B. Bucholtz (1998, 1999) auf weibliche "Nerds" undrekonstruiert, auf welche Weise <strong>sich</strong> die untersuchten jungen Frauen <strong>als</strong> Gegentypuszu den gängigen jugendlichen Subkulturen im Highschool-Umfeld inszenieren.Dabei spielt vor allem die bewusste Distanzierung von "Coolness" eine Rolle;Bucholtz (1999) betont – in Anlehnung an Goffman - den Stellenwert von positivenund negativen Praktiken, mit denen die SprecherInnen einerseits eine bestimmteGruppenidentität konstruieren und <strong>sich</strong> andererseits von verschiedenenanderen Gruppenidentitäten distanzieren:[...] negative identity practices define what their users are not, and hence emphasizeidentity as an intergroup phenomenon; positive identity practices definewhat their users are, and thus emphasize the intragroup aspects of socialidentity. (ebd., S. 211f.; Hervorh. i. Orig.)Das Verhältnis zwischen Gruppen- und Einzelidentität bzw. der Kontrastierungverschiedener Gruppenidentitäten spielt auch bei Norrby & Wirdenäs (2006) eineRolle; hier allerdings mit dem Fokus auf individuellen Musikvorlieben <strong>als</strong> Marker<strong>für</strong> Gruppenzugehörigkeit. Auch Interviews werden <strong>als</strong> Produktionsstätte sozialerIdentität(en) untersucht. Hierbei geht es zumeist um <strong>Verfahren</strong>, mit denen dieSprecherInnen professionelle Identität herstellen. Johnson (2006) untersucht LehrerInnen-Interviews(allerdings, im Unterschied zu dieser Arbeit, mit starkem Fokusauf den Einsatz verschiedener "Stimmen"), und beschreibt, wie die Interviewtendurch eine Vielzahl von hervorgebrachten Identitätsfacetten ein Gesamtbildvon <strong>sich</strong> <strong>selbst</strong> <strong>als</strong> "competent reflective practitioner" (ebd., S. 216) konstruieren.Auch Hadden & Lester (1978) untersuchen den "identifying process" im Interview,mit dem "some version(s) of self" (ebd., S. 336) hergestellt werden. Siekommen, ähnlich wie Zimmerman (1998), zu dem Ergebnis, dass die Konstruktionvon Selbstbildern so gut wie immer die Projektion verschiedener Fremdbildermit <strong>sich</strong> bringt, die ihrerseits interaktiv relevant werden können. Soziale Identitäterscheint auch hier <strong>als</strong> Kontrastphänomen: In den genannten Studien wird deutlich,dass ein wesentlicher Mechanismus von interaktiver Identitätskonstruktiondarin besteht, <strong>sich</strong> entweder in Abgrenzung zu anderen oder aber in Übereinstimmungmit anderen zu positionieren.Auffällig sind bei allen Studien, in denen identity-in-interaction untersucht wird,die bereits eingangs problematisierten Aspekte (s. Kap. 2.5):1.) Es wird nicht unterschieden zwischen Identitätskonstruktion und Selbstdarstellung,sondern beide <strong>Verfahren</strong> meistens synonym behandelt. Diesist sehr wahrscheinlich der generellen terminologischen Unschärfe aufdem Gebiet der Identitätsforschung zuzurechnen, auf die in Kap. 2.3 verwiesenwurde.2.) Die konzeptuelle Trennung von ALTER und EGO <strong>als</strong> diskursiven Positionenwird in den meisten Untersuchungen implizit mitgedacht bzw. vorausgesetzt,aber nicht explizit <strong>als</strong> interaktive Ressource <strong>für</strong> die SprecherInnen<strong>selbst</strong> begriffen, die sowohl bei Identitätskonstruktion <strong>als</strong> auch beiSelbstdarstellungsaktivitäten eine Rolle spielt. Demzufolge wird in keinerStudie untersucht, wie diese beiden Positionen <strong>über</strong>haupt hergestellt wer-

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