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Sprechen über sich selbst als kontrastives Verfahren - Verlag für ...

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22resses geraten, sind aber vor dem Hintergrund einer ethnographisch beeinflusstenGesprächsforschung unmittelbar relevant. 102.2 Das Interview <strong>als</strong> Interaktionsform Die in 2.1 dargestellte gesprächsanalytische Perspektive auf sprachliche Interaktionhat Konsequenzen darauf, wie die Interaktion in einer Gesprächssorte wie demInterview konzeptualisiert wird. ‚Interview’ ist in diesem Verständnis ein spezifischesinteraktives Setting, in dem die Interagierenden verschiedene interaktionaleund interpretative Ressourcen nutzen, um ihr Verständnis von <strong>sich</strong> und ihrer sozialenRealität zu konstruieren (vgl. Baker 2002; <strong>für</strong> eine Über<strong>sich</strong>t <strong>über</strong> konversationsanalytischeForschung zu Interviews vgl. Roulston 2006). Die Aussagen derSprecherInnen dienen nicht, wie in der qualitativen Sozialforschung größtenteilsüblich, <strong>als</strong> Rohmaterial, aus dem z.B. inhaltsanalytische Kategorien gewonnenwerden, sondern sie sind das Datum:Die Beobachtungen des Sozialforschers sind [...] immer Beobachtungen vonBeobachtungen, er stellt Beschreibungen von Beschreibungen her, liefert Interpretationenvon Interpretationen. (Bergmann 2011, S. 23f.)Dies bedeutet im Einzelnen: Die an einem Interview beteiligten Personen - InterviewerInund Interviewte - müssen den Interaktionsrahmen ‚Interview’ <strong>über</strong>haupterst einmal herstellen, bevor sie dazu <strong>über</strong>gehen können, Fragen zu stellen resp.zu beantworten. Dies bedeutet, dassein Gespräch nur in dem Maße zu einem 'Interview' [wird] wie es den Handelndengelingt, <strong>sich</strong> diesen speziellen Kontext anzuzeigen, ihn <strong>als</strong> solcheninterpretierbar zu machen und ihn von anderen möglichen Kontexten - wieVerhören, Prüfungen, Diskussionen und Kaffeepläuschen - abzugrenzen.(Uhmann 1989, S. 126)Uhmann (1989) zeigt detailliert auf, welche Aufgaben sowohl von dem/der InterviewerIn<strong>als</strong> auch von den Interviewten in verschiedenen Phasen eines Interviewsbearbeitet werden. Dabei wird deutlich, dass das Interview ein gemeinsames Produktaller Beteiligten ist – auch wenn Forschenden und Beforschten vor Beginndes Interviews bewusst ist, dass sie gemeinsam ein Interview durchführen werden,so müssen trotzdem die entsprechenden Beteiligungsrollen erst relevant gesetzt,reflexiv erkennbar gemacht und wechselseitig anerkannt werden. Eine wesentlicheRolle spielt dabei die Frage, wie initialer Small Talk von ‚eigentlicher’ Interviewinteraktionabgelöst wird und wie die Beteiligten dabei von ihren jeweiligenRollen <strong>als</strong> Privatpersonen in die Beteiligungsrollen InterviewteR und InterviewerInwechseln. Erst durch diesen Wechsel wird die <strong>für</strong> Interviews so typischeAsymmetrie zwischen Fragenden und Befragten möglich gemacht. Dies ist besondersdeutlich an L3s Interview zu erkennen. Hier wurde das Aufnahmegerät zu10Explizit nicht gemeint ist hier allerdings die ebenfalls von Sacks entwickelte Kategorisierungsanalyse.Beide Analyseverfahren sind zwar sehr ähnlich, werden aber von mir <strong>als</strong> unterschiedlichvoneinander begriffen, da sie auf unterschiedliche Aspekte von Äußerungen fokussieren.In Kap. 8.1 und 8.2 werden die Bezüge zwischen Konversations- und Kategorisierungsanalyseexpliziert.

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