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Sprechen über sich selbst als kontrastives Verfahren - Verlag für ...

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52Bestätigungen unterbleiben, sehen <strong>sich</strong> die Interviewten in der Lage, die intersubjektiveLesbarkeit ihrer interaktiv angebotenen Selbstbilder nur schwer nachprüfenzu können - der soziale Spiegel des Interviewers zeigt zwar basale Aktivitätenan bestätigenden Verhaltensweisen (wie Zuhören, Verständnis signalisieren usw.),gibt aber keinerlei Auskunft dar<strong>über</strong>, wie die verbal produzierten Selbstbeschreibungeninterpretiert werden. Dies resultiert in der Produktion einer großen Auswahlvon Selbstdeutungsangeboten auf Seiten der Interviewten - sie füllen damitgewissermaßen den Raum, der durch die reduzierten Face-Work-Aktivitäten desInterviewers leer bleibt.Weiterhin muss in Betracht gezogen werden, dass im Falle meiner Interviewdatendas Wissen der Interviewten <strong>über</strong> die weitere Verwendung der Interviews einenEinfluss auf ihre Selbstdarstellungsaktivitäten hat. Alle wurden vor Beginn desInterviews dar<strong>über</strong> informiert, dass die aufgenommenen Gespräche einem größerenPersonenkreis zugänglich sein würden. Zusätzlich war bekannt, dass nicht allePersonen dieses Kreises eine anonyme Größe bleiben würden, sondern <strong>sich</strong> auchdirekte Interaktionen miteinander ergeben würden. Es kann <strong>als</strong>o nicht ausgeschlossenwerden, dass auch dieses Wissen <strong>über</strong> diese spezielle Ausprägung des"participation frameworks" (Goffman 1981) in Form einer 'kleinen Öffentlichkeit'Auswirkungen auf die Produktion der Selbstdeutungsangebote der Interviewtenhat.3.3 identity-­‐in-­‐interaction Um die von Goffman beschriebenen Prozesse der interaktiven Selbstpräsentationan konkrete Phänomene auf der sprachlichen Oberfläche des Interviews rückkoppelnzu können, wird mit identity-in-interaction ein Konzept aus gesprächsanalytischemKontext eingeführt. 29 Ich beziehe mich hier auf die folgende Definitionvon Antaki (1998, S. 1), der seinen Untersuchungsgegenstand folgendermaßenbeschreibt:[...] something that is used in talk: something that is part and parcel of theroutines of everyday life, brought off in the fine details of everyday interaction.Im Unterschied zu Antaki bzw. generell den Beiträgen in Antaki & Widdicombe(1998) geht es mir allerdings an dieser Stelle (noch) nicht vorrangig um Kategorisierungsprozesse<strong>als</strong> <strong>Verfahren</strong> der Identitätskonstruktion. Stattdessen soll mitidentity-in-interaction vor allem darauf hingewiesen werden, dass Identität <strong>für</strong> dieSprecherInnen <strong>selbst</strong> eine relevante Größe ist, an der sie <strong>sich</strong> in ihrem sprachlichenHandeln orientieren. Das interaktive Zustandekommen von Identität ist dabeidurch fünf Prinzipien beschreibbar (vgl. Bucholtz & Hall 2005):-­‐ Emergenz-Prinzip: SprecherInnen kommunizieren durch die Interaktionmit ihren Gegen<strong>über</strong>n individuelle Selbstkonzepte und weitere Informationen<strong>über</strong> <strong>sich</strong> <strong>selbst</strong> automatisch mit. Dies bezieht <strong>sich</strong> sowohl auf die29Darunter fallen auch solche Ansätze, die primär der Diskurspsychologie zuzuordnen sind;vgl. zum Verhältnis von Gesprächsforschung und Diskurspsychologie auch Deppermann2000b u. 2010.

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