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Sprechen über sich selbst als kontrastives Verfahren - Verlag für ...

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133bende Tonhöhe und schließlich einen Anstieg in der Tonhöhe auszeichnet. Auchdie Rhythmisierung ist vergleichbar: Nachdem die erste Silbe ihren Tonhöhen-Peak erreicht hat, erfolgt eine Dehnung. Nach vier kurzen, stakkato-artigen Silbenerfolgt erneut eine Dehnung; diese Form wird noch einmal wiederholt. Auffälligist weiterhin, dass die Wiederholung dieses in Z. 0735 etablierten Intonations-Themas in Z. 0738/39 wie ein Echo in etwas schwächerer Form erfolgt (die Differenzzwischen höchstem und tiefstem Ton ist geringer, die Phase gleichbleibenderTonhöhe länger). Stattdessen aber wird eine weitere stilistische Ebene hinzugefügt,indem zum umgangssprachlicheren Jargon geswitcht wird. Im vorigen Kapitelwurde bereits gezeigt, dass hier eine narrative Hinterbühne geschaffen wurde.Indem L2 nun seine Zweifel und Bedenken in der Interviewsituation erzählt, holter den Interviewer gleichsam mit auf die Hinterbühne und lässt ihn so an derDoppelbödigkeit der Erzählung teilhaben. Erst danach wird diejenige Facetteetabliert, die auf der narrativen Vorderbühne agiert, <strong>als</strong>o in Interaktion mit denanderen ProtagonistInnen der Erzählung, den SchülerInnen:Bsp. (7.10):0741 L2: Ä::hm:::; (.)0742 und dann: (--) ö wUsst=ich aUch erst nicht so genAU;0743 (.)0744 mAchen wir das jetzt im KURS? (-)0745 p' pädagogisch auch nicht das klÜgste; (.)0746 [glAUb=ich- (.)0747 IN: [((schmunzelt))0748 L2: aber- (--) GING nicht anders. [<strong>als</strong>o man hätte'0749 IN: [0750 L2: sonst wär=mer ja NIE: wohIn gekOmmen?0751 IN: In der erzählten Reaktion auf die vergessenen Hausaufgaben erscheint L2 weitausweniger zweifelnd – er beschließt spontan, die Hausaufgaben nun in der Stundezu bearbeiten (Z. 0743f.). Dass diese Selbst<strong>sich</strong>erheit nicht unbedingt den Tatsachenentspricht, wird da deutlich, wo er seine Entscheidung kritisiert:p’pädagogisch auch nicht das klÜgste; (Z. 0745). Dies geschieht im Format desPrincip<strong>als</strong> (die entsprechende Diskursgemeinschaft ist hier die der professionellen,erfahrenen LehrerInnen), und zwar indem <strong>sich</strong> L2 <strong>als</strong> jemand positioniert, derdie didaktische Angemessenheit von Entscheidungen beurteilen kann. Hier wirdeine Facette von Professionalität etabliert, die im weiteren Verlauf der Erzählungdas Gegengewicht zur zweifelnden Stimme darstellt.Auffällig ist, dass beide Stimmen einen Dialog, oder vielmehr eine implizite Diskussionzu führen scheinen und damit in einer ALTER-EGO-Beziehung zueinanderstehen: Die Beurteilung der pädagogischen Angemessenheit wird fast im gleichenAtemzug wieder relativiert bzw. in ihrer Entschlossenheit herabgestuft(glAUb=ich, Z. 0746). Und auch diese Abstufung wird nicht so stehen gelassen,sondern durch eine anschließende Rechtfertigung der Entscheidung (aber- (--)GING nicht anders., Z. 0748 bzw. sonst wär=mer ja NIE: wohIn gekOmmen?, Z.0750) verstärkt.Der Widerstreit beider Stimmen löst <strong>sich</strong> auf, <strong>als</strong> ein erneuter unvorhergesehenerZwischenfall die Stunde zu gefährden droht. Ein Schüler meldet <strong>sich</strong> und stellt die

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