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Sprechen über sich selbst als kontrastives Verfahren - Verlag für ...

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126den Überraschungseffekt wesentliche Unterschied zwischen der Beschreibung <strong>als</strong>Klassenclown einerseits und der Darstellung <strong>als</strong> ernster, nachdenklicher Schülerandererseits kommt hier <strong>als</strong>o zustande, indem auf eine Fremdstilisierung qua Redewiedergabeverzichtet und stattdessen auf eine explizite Kontrastierung zweierBeschreibungen zurückgegriffen wird.Der Gleichklang zwischen Prosodie und Inhalt kann auch chorisch genutzt werden,um einen Sammeleindruck der erzählenden Person zu illustrieren. Im Laufeseines Interviews erzählt L1 von verschiedenen SchülerInnengruppen aus einerehemaligen Klasse. Dabei konzentriert er <strong>sich</strong> auf zwei Gruppen, die eine besondersdiskussionsreiche Interaktionsgeschichte hatten (s. dazu ausführlich Kap.9.3): Die "Feministinnen" und die "konservativen männlichen Kurden". L1 beschreibtdie Auseinandersetzungen zwischen beiden Gruppen mit den Worten imgrunde s' LIEbevoll? [...] aber in' INhaltlich war das (.) knAllhArt. (--) (Z.0604ff). Der Interviewausschnitt stammt aus der Endphase der Erzählung, in derL1 die Atmosphäre zwischen den beiden SchülerInnengruppen noch einmal evaluierendzusammenfasst:Bsp. (7.5)0667 L1: ja der tOn is- ((lacht))0668 ein bisschen grIffich gesprOchen- (-)0669 der ton is dann hinterher so: ä:h (-)0670 ach gUck mal; (---) ähä (---) da is aUch ein mEnsch.=0671 IN: =ah (.) okay. [(-) mhm?0672 L1: [so. (--)Im Verlauf der Episode nahm L1 mehrere Anläufe, um den ‚harten aber herzlichen’Tonfall zwischen den beiden gegensätzlichen Lagern zu verdeutlichen. Erentscheidet <strong>sich</strong> schließlich <strong>für</strong> eine Paraphrasierung des Gemeinten, der eine ArtSammeleindruck der beteiligten Parteien wiedergibt (Z. 0670). Auch hier stehenProsodie und verbaler Inhalt nicht in Kontrast zueinander, sondern verstärken <strong>sich</strong>gegenseitig. Stilisiert wird hier sowohl die Überraschung <strong>als</strong> auch die tendenziellironische Grundeinstellung der beiden Streitparteien zueinander.Im Falle der prosodischen Typisierung ALTERS dient <strong>als</strong>o der Einsatz stilistischerRessourcen der punktuellen Charakterisierung einzelner Personen oder Personengruppenaus der Erzählung. Wie gezeigt wurde, ist dieses <strong>Verfahren</strong> besonders gutgeeignet, um auf Ebene der dramaturgischen Gestaltung der Erzählung Überraschungseffektezu generieren - in beiden vorgestellten Fällen wurden die betreffendenPersonengruppen vor der eigentlichen Stilisierung in einer Weise beschrieben,die durch die Stilisierung dann konterkariert wurde.7.5 Ausdifferenzierung verschiedener Identitätsfacetten Thüne (2008) begreift Redewiedergabe <strong>als</strong> „Instrument des narrativen Ichs“ (ebd.,S. 17), mit welchem SprecherInnen verschiedene Aspekte ihrer (polyphonen)Identität versprachlichen. Sie fokussiert vor allem auf die temporale Dimensionder Identität: So können in Erzählungen vergangene Versionen des erzählten Ichs<strong>als</strong> "akustische Spur" (ebd., S. 7) präsent sein, die durch verschiedene <strong>Verfahren</strong>

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