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Sprechen über sich selbst als kontrastives Verfahren - Verlag für ...

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44im weitesten Sinne mit dem Körper der InteraktantInnen verbunden sind, gilt sozialeInformation hier <strong>als</strong>[...] reflexiv und verkörpert; das heißt, sie wird durch eben die Person, vonder sie handelt, vermittelt, und sie wird vermittelt durch den körperlichenAusdruck in der unmittelbaren Gegenwart derer, die die Äußerung empfangen.(vgl. ebd.)Für die intersubjektive Interpretierbarkeit ('Lesbarkeit') von EGO sind hier vorallem solche sozialen Informationen wichtig, die Symbolcharakter haben, <strong>als</strong>odurch ALTER sofort erkenn- und verstehbar sind. In diesem Zusammenhang führtGoffman (ebd., S. 58f.) mit der Unterscheidung zwischen Statussymbolen, Stigmasymbolenund Disidentifiers 19 drei Formen solcher verkörperter Informationenein. Diese drei Symbolarten tragen auf unterschiedliche Weise und mit unterschiedlichersozialer Konnotation zur Identifizierbarkeit EGOS durch ALTER bei:Während Statussymbole auf „einen speziellen Anspruch an Prestige, Ehre oderwünschenswerte Klassenposition“ (ebd.) verweisen, lenken Stigmasymbole die"Aufmerksamkeit [des Rezipienten] auf eine prestigemindernde Identitätsdiskrepanz"(ebd., S. 59). Status- und Stigmasymbole wirken <strong>sich</strong> <strong>als</strong>o auf die Verortunginnerhalb sozialer Hierarchien aus - Goffman nennt mit auf Drogenkonsumhinweisenden Einstichstellen ein Beispiel <strong>für</strong> eine externe Einordnung zu Ungunstendes Individuums, während z.B. der Besitz eines teuren Autos <strong>sich</strong> positiv aufdie externe Wahrnehmung des Individuums auswirken kann. Allerdings sindStigma- und Statussymbole nicht immer, wie in diesen beiden Beispielen, erworben,sondern können auch angeboren sein. Je nach kulturellem Zusammenhangsind Hautfarbe oder Geschlecht die <strong>sich</strong>erlich am häufigsten <strong>als</strong> Stigma- (oderStatus!-) symbole gelesenen Eigenschaften. Der Einsatz von Disidentifiers bietetdem Individuum schließlich eine Möglichkeit, <strong>über</strong> eventuell vorhandene Stigmasymbolehinwegzutäuschen, da sie einen schlechten in einen guten oder zumindestbesseren Eindruck verwandeln können. Auch hier steht die soziale Informationim Vordergrund: Diese wird von Disidentifiers "routinemäßig" (ebd.)vermittelt. Goffman verweist hier zu Illustrationszwecken auf das Tragen vonHornbrillen, die bei Dritten einen Anschein von Intellektualität erwecken können.20 21Während der Begriff der given und given off information <strong>als</strong>o auf die ZeichenträgerInnen/-produzentInnenabzielt – hier steht ja die Frage im Mittelpunkt, wie dieeinzelnen Personen verschiedene Zeichen so manipulieren können, dass ihre Performancemöglichst störungsfrei abläuft und so glaubwürdig und authentisch erscheint- setzt der Zeichenbegriff in „Stigma“ einen stärkeren Akzent auf die ZeichenrezipientInnenbzw. die „entziffernde Fähigkeit des Publikums“ (ebd., S. 67).Die <strong>über</strong>geordnete Frage ist hier stets: Wie nehmen Individuen bestimmte Zeichenwahr und in welcher Weise können ZeichenproduzentInnen dazu beitragen, dass192021Auch in der deutschen Übersetzung wird der englische Originalbegriff beibehalten.In einem von Garfinkel (1967, S. 58ff.) beschriebenen Krisenexperiment werden solche Disidentifiersgezielt von den Experimentatoren formuliert, um die Einschätzungen der Studierendenzu konterkarieren.Goffman geht nicht auf den Ursprung der drei Symbolarten ein, doch es wäre durchaus denkbar,dass Statussymbole eine konventionalisierte Form von Disidentifiers sind.

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