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Sprechen über sich selbst als kontrastives Verfahren - Verlag für ...

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169Fremdkategorisierung' wird mit der Kategorie frAU auf L3 referiert (Z. 0618), diedann angereichert wird um das Prädikat kOmmt aus der prAxis (Z. 620).Die zugrunde liegende Vergleichsfolie ist hier erneut die Gegen<strong>über</strong>stellung vonSchule und Universität: Den Studierenden (sowohl den tatsächlichen <strong>als</strong> auch denerzählten) ist natürlich bekannt, dass L3 <strong>als</strong> abgeordnete Lehrerin an der Universitättätig ist; demzufolge bezieht <strong>sich</strong> der Verweis auf die Praxis auf ebendieseTatsache. Da es <strong>sich</strong> hier allerdings nicht um eine tatsächliche, nacherzählte Äußerungeines tatsächlichen, realen Studierenden handelt, sondern um L3s interpretiertenEindruck von der Gesamtmeinung des Kurses, wird gleichzeitig deutlich,auf welchen Ebenen <strong>sich</strong> in L3s Augen Schule und Universität voneinander unterscheiden.An dieser Stelle können folgende Präsuppositionen unterschieden werden:1. In der Schule findet Unterrichtspraxis statt.2. An der Universität ist Praxisbezug etwas Besonderes.Die unterstellten Unterschiede in den Schwerpunktsetzungen von Universität undSchule greifen das Alltagskonzept von Universität auf, nach dem in der akademischenAusbildung vor allem theorielastige Inhalte auf dem Stundenplan stehen.Vor diesem Hintergrund wird dann auch im Vergleich mit der anderen SeminargruppeL3s Unterricht bzw. ihre berufliche Herkunft <strong>als</strong> besondere[r] ANsatz (Z.0630) reformuliert, der den Gegensatz zu einem klAssische[n] progrAmm (Z.0635) darstellt.Bis hierhin ist auffällig, dass L3s Selbstkategorisierung in Bezug auf ihre schulischeTätigkeit problemlos mit der Kategorie „Lehrerin“ benannt werden konnte(und in diesem Zusammenhang auch Stereotype wie der Hang zum Vielredenaktiviert wurden), die Gegenposition an der Universität – Dozentin – jedoch nurindirekt etabliert wurde. Dies könnte damit zusammenhängen, dass der Ausbildungswegbei beiden Berufen unterschiedlich klar umrissen ist –Lehrerin wirdman durch ein entsprechendes Studium, die Tätigkeit <strong>als</strong> Dozentin hingegen erfordertein abgeschlossenes Hochschulstudium, aber keine spezielle Zusatzausbildung.Ähnlich unscharf ist der Begriff des „Dozierens“: L3 stellt ihn dem schulischenUnterrichten gegen<strong>über</strong> bzw. koppelt ihn an die Lehrtätigkeit an der Universitätund verweist in diesem Zusammenhang darauf, dass ihr das Dozierenproblematisch erscheine, expliziert aber <strong>über</strong> weite Strecken nicht, worin genaudas Problem besteht.Die Unschärfe der Kategorie „DozentIn“ und der mit ihr verbundenen Prädikatekorrespondiert mit der sehr weit gefassten Selbstkategorisierung <strong>als</strong> „Person“bzw. „Kollegin“: Indem L3 <strong>sich</strong> diesen ‚inference-poor’ Kategorien zuordnet,umgeht sie die Schwierigkeit, <strong>sich</strong> explizit (<strong>als</strong>o durch Selbstetikettierung) in dienicht genau definierte Kategorie „DozentIn“ einzuordnen. Die Selbstevozierungvon Prädikaten hingegen erscheint so ambig, dass sie sowohl auf die Kategorie„LehrerIn“ <strong>als</strong> auch auf die Kategorie „DozentIn“ verweisen könnte.8.4.1.2 Kontrastierung EGOS durch die Etablierung von Sammelkategorien Um zu demonstrieren, wo er <strong>sich</strong> von den im Verlauf des Interviews <strong>als</strong> wesentlich<strong>für</strong> den Lehrerberuf dargestellten Vorannahmen unterscheidet, etabliert L1eine Sammelkategorie, in der die bis dato angesprochenen Abweichungen zu-

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