13.07.2015 Aufrufe

Sprechen über sich selbst als kontrastives Verfahren - Verlag für ...

Sprechen über sich selbst als kontrastives Verfahren - Verlag für ...

Sprechen über sich selbst als kontrastives Verfahren - Verlag für ...

MEHR ANZEIGEN
WENIGER ANZEIGEN

Sie wollen auch ein ePaper? Erhöhen Sie die Reichweite Ihrer Titel.

YUMPU macht aus Druck-PDFs automatisch weboptimierte ePaper, die Google liebt.

631986, S. 55). Auch der Zeit und Raum transzendierende Charakter signifikanterSymbole wird anhand des signifikanten verbalen Symbols besonders deutlich:Weiter heißt es:Ich kann <strong>über</strong> Unzähliges sprechen, was in der Vis-à-vis-Situation gar nichtzugegen ist, auch von etwas, was ich nie erlebt habe oder erleben werde.Sprache ist der Speicher angehäufter Erfahrungen und Bedeutungen, die siezur rechten Zeit aufbewahrt, um sie kommenden Generationen zu <strong>über</strong>mitteln.(Berger & Luckmann 1969, S. 39)Weil Sprache das 'Hier und Jetzt' <strong>über</strong>springen kann, ist sie fähig, eine Füllevon Phänomenen zu 'vergegenwärtigen', die räumlich, zeitlich und gesellschaftlichvom 'Hier und Jetzt' abwesend sind. [...] Kurz gesagt, durch dieSprache kann eine ganze Welt in einem Augenblick 'vorhanden' sein. (ebd.,S. 41)Signifikante Symbole liefern <strong>als</strong>o nicht nur die Grundlage zur sprachlichen Interaktion,sie bieten auch das Instrument, mit dem Inneres '<strong>über</strong>setzt' und dem äußerenGegen<strong>über</strong> zugänglich gemacht werden kann. Durch diese Möglichkeit derEnt- und Intersubjektivierung kann der (Bedeutungs-) Raum bis zum Gegen<strong>über</strong>bearbeitbar gemacht werden.4.1.3 Ein methodologischer Einschub An dieser Stelle möchte ich zwei wesentliche Bezüge zum Gegenstand dieser Arbeitherstellen. Zum einen geht es mir dabei um die Frage, wie ALTER und EGO imZusammenhang mit Sprach- bzw. Bedeutungsentwicklung bei Mead konzeptualisiertwerden, zum anderen um methodologische Schnittstellen mit der in Kapitel2.1 thematisierten Gesprächsforschung, sofern sie nicht bereits en passant thematisiertworden sind.ALTER und EGO sind in Meads Theorie des Bedeutungserwerbs notwendige Ressourcen,mit denen die SprecherInnen Intersubjektivität ‚nach außen’, <strong>als</strong>o in derInteraktion mit einem Gegen<strong>über</strong>, ab<strong>sich</strong>ern können. EGO (<strong>als</strong>o das Symbole produzierendeIndividuum) hat ALTER im Falle von symbolisch-signifikanterSprachkommunikation permanent <strong>als</strong> verinnerlichtes Objekt präsent, denn nur soist Perspektiv<strong>über</strong>nahme <strong>über</strong>haupt möglich. Nur durch Perspektiv<strong>über</strong>nahmewiederum kann gemeinsames Handeln qua signifikante, sprachliche Symbole geschehen.Das heißt: Mead schreibt zwar vor allem <strong>über</strong> innere Prozesse, die imZusammenhang mit symbolvermittelter Interaktion relevant sind, doch an der Interaktionsoberflächewerden diese Prozesse in den sprachlichen Darstellungsleistungender InteraktantInnen einer analytischen Rekonstruktion zugänglich. Aushandlungsprozessekönnen, ebenso wie Perspektiv<strong>über</strong>nahme im Sinne des "nextturn-proofs",rekonstruiert werden. Meads Überlegungen zum Bedeutungserwerbbzw. zur symbolvermittelten Interaktion sind <strong>als</strong>o unmittelbar anschlussfähig andie „analytische Mentalität“ (s. Kap. 2.1) konversationsanalytischer Forschung imweitesten Sinne, denn durch sequentielle Analysen kann empirisch fundiert aufgezeigtwerden, wie Bedeutungen ausgehandelt und interaktiv weiterverwendetwerden. Damit bietet die Konversationsanalyse ein Werkzeug, mit dem die vonJoas (1989, S. 13) kritisierte Empirie-Ferne von Meads Überlegungen zumindestteilweise, nämlich auf Ebene der beobachtbaren und damit analytisch zugänglichenInteraktionsprozesse, aufgefangen werden kann. Das so rekonstruierbare

Hurra! Ihre Datei wurde hochgeladen und ist bereit für die Veröffentlichung.

Erfolgreich gespeichert!

Leider ist etwas schief gelaufen!