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Sprechen über sich selbst als kontrastives Verfahren - Verlag für ...

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56den und welche interaktiven Konsequenzen sie <strong>für</strong> die SprecherInnen haben.Schenkein (1978b) analysiert das Gespräch zwischen Ver<strong>sich</strong>erungsvertreterund Kunden, bei dem die Konstruktion einer aus der Situationheraus nicht erwartbaren Identitätsfacette einen wertvollen Dienst leistet,um den Sprecher <strong>als</strong> untypischen Fall - nämlich kontrastierend zum ‚typischen’Ver<strong>sich</strong>erungsvertreter - darzustellen, beschreibt aber nicht, mitwelchen <strong>Verfahren</strong> genau dieser Kontrasttypus <strong>selbst</strong> hergestellt wird.Bucholtz (1998, 1999) untersucht die Gesprächspraktiken weiblicherNerds, bei denen Gruppenidentität eindeutig <strong>als</strong> Kontrastphänomen erscheint,systematisiert aber nicht, wie genau ‚die Anderen’ diskursiv konstruiertwerden. Zimmerman (1998) erwähnt explizit die Relevanz interaktiverProjektionen, die <strong>als</strong> interaktive Konsequenz aus der Inhaberschaftverschiedener, ebenenspezifischer Gesprächsidentitäten resultiert, rekonstruiertaber nicht, wie genau diese Projektionen ausgehandelt werden undinwieweit sie funktional <strong>für</strong> die interaktive Präsentation der SprecherInnensind. Hadden & Lester (1978) etablieren immerhin die Position von EGO,erklären aber nicht, wie sie interaktiv hergestellt wird und in welcher Weisesie ihr Gegenstück, ALTER, projiziert.3.4 Zusammenfassung: Face, identity-­‐in-­‐interaction und Interviewanalyse Indem das gesprächsanalytische Konzept der identity-in-interaction und das Face-Konzept Goffmans zueinander in Beziehung gesetzt werden, kann die interaktiveKonstruktion von Identitäten und dar<strong>über</strong> hinaus auch die Verwendung dieserIdentitäten zu Selbstdarstellungszwecken datenzentriert rekonstruiert werden.Beide Konzepte beziehen <strong>sich</strong> auf den gleichen Gegenstandsbereich, nämlich dieProduktion von Selbstbildern in Interaktionen. Während das Face-Konzept dieMöglichkeit bietet, identity-in-interaction <strong>als</strong> interaktive Aushandlung zwischenSelbst- und Fremdbild zu beschreiben, kann durch die gesprächsanalytische Verortungvon identity-in-interaction detailliert aufgezeigt werden, wie genau Selbstbildangeboteund deren Bearbeitung durch das Gegen<strong>über</strong> ‚in action’ geschehen.Die <strong>für</strong> Identitätskonstruktion und Selbstdarstellung <strong>als</strong> wesentlich postulierteninteraktiven Positionen ALTER und EGO können so sowohl auf Mikro- <strong>als</strong> auchauf Mesoebene der Interaktion rekonstruiert und beschrieben werden. Dadurchkann weiterhin der semiotische Charakter von Face herausgestellt werden, denndie Verwendung mikroanalytischer <strong>Verfahren</strong> erlaubt es, eine schrittweise, aufsprachliche Symbole gestützte Hervorbringung des Selbst nachzuvollziehen.Der Face-Begriff bietet aber durch den Rekurs auf die verschiedenen Variantenvon Face-Work noch einen weiteren Vorteil: Einerseits werden konkrete Aktivitätender Selbstdarstellung <strong>als</strong> <strong>über</strong> die Situation hinausgehende <strong>Verfahren</strong> konzeptuellgreifbar gemacht. Andererseits bietet Face-Work einen Erkläransatz <strong>für</strong> dieImplizitheit verschiedener <strong>Verfahren</strong>, die vor allem die Funktion des Selbstlobserfüllen (s. Kap. 9). Indem durch Face-Work <strong>als</strong>o nicht nur lokale Kontexte beachtetwerden können, bietet es vor allem in Kombination mit dem in Kap. 4.2diskutierten Konzept der narrativen Identität einen Interpretationsrahmen <strong>für</strong> dieFunktion bestimmter narrativer Episoden, die in den Interviewdaten vorkommen.

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