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Sprechen über sich selbst als kontrastives Verfahren - Verlag für ...

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40beschäftigt er <strong>sich</strong> vor allem damit, wie das Selbst innerhalb der sog. "interactionorder" (z.B. Goffman 1983) <strong>über</strong>haupt erst konstruiert, zum Interaktionsobjektgemacht und dabei wechselseitig gewahrt werden kann – die Interaktionsordnungist bei Goffman eine durchaus wackelige Konstruktion, die durch kleinste Unwägbarkeitenkollabieren kann. Das Individuum hat dabei zwei zentrale Problemezu lösen: Diese betreffen einerseits seine eigene Selbstdarstellung und andererseitsdie Konstitution und Aufrechterhaltung der Interaktionsordnung.3.2.1 Selbstdarstellung <strong>als</strong> Einflussfaktor <strong>für</strong> die Interaktionsordnung Goffman konzentriert <strong>sich</strong> in seinen Untersuchungen auf Situationen, in denenPersonen unmittelbar miteinander interagieren:Social interaction can be identified narrowly as that which uniquely transpiresin social situations, that is, environments in which two or more individu<strong>als</strong>are physically in one another's response presence. (Goffman 1983, S. 2)Diejenigen Mechanismen, durch die solche sozialen Interaktionen durch ihreTeilnehmerInnen enaktiert werden, beschreibt er innerhalb des Konzepts der Interaktionsordnung.Das Besondere an Goffmans Ansatz besteht darin, dass er Interaktionen <strong>als</strong> notwendigeBedingung zur Herstellung des individuellen Selbst betrachtet. Ähnlichwie Garfinkel und Sacks auch, konzentriert <strong>sich</strong> Goffman auf diejenigen Gegenstände,die Mitte des 20. Jahrhunderts üblicherweise nicht im Fokus sozialwissenschaftlicherAnalysen standen und betrachtet die aus dem Alltagshandeln rekonstruierbareInteraktionsordnung <strong>als</strong> "a substantive domain in its own right"(ebd. 15 ). Ich werde im Folgenden diejenigen Charakteristika der Interaktionsordnungskizzieren, die <strong>für</strong> die Beschreibung des Interviewsettings relevant sind undanschließend herausarbeiten, inwiefern die InteraktantInnen an der Produktionindividueller Selbstkonzepte beteiligt sind. Die beiden <strong>für</strong> Identitätskonstruktionund Selbstdarstellung wesentlichen Positionen ALTER und EGO lassen <strong>sich</strong> in GoffmansÜberlegungen in der direkten Interaktion verorten: Das Individuum <strong>als</strong> aktivInterpretationsangebote seiner <strong>selbst</strong> produzierender Part entspricht EGO, dasGegen<strong>über</strong> <strong>als</strong> darauf reagierender Part entspricht ALTER.Goffman (1983, S. 3ff.) nennt folgende Merkmale der Interaktionsordnung:Interaktionen finden in Zeit und Raum statt. Diese Situierung hat Konsequenzen<strong>für</strong> das Verhalten der AkteurInnen, die häufig Ressourcen, die in der zeitlichenund / oder räumlichen Dimension verortet sind, teilen müssen - z.B. weil sienacheinander oder gleichzeitig die gleichen Gegenstände benutzen, den Zugangzu Orten, Dingen oder Personen teilen (müssen) usw. Diese Bedingungen dessozialen Lebens sind nach Goffman universell und haben einen "promissory, evidentialcharacter" (ebd., S. 3). Ebendiese Offen<strong>sich</strong>tlichkeit sozialen Lebens führtdazu, dass Personen ihr jeweiliges Handeln wechselseitig <strong>als</strong> bedeutsam betrachtenund dementsprechend interpretieren - in der Terminologie der Ethnomethodologieverbergen <strong>sich</strong> hier sowohl das Konzept des Accounts <strong>als</strong> auch das des Verständnisdisplays.Goffman versteht Verhalten insofern <strong>als</strong> semiotisch, <strong>als</strong> die je-15Vgl. dazu auch Kendon (1988).

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