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Sprechen über sich selbst als kontrastives Verfahren - Verlag für ...

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80rerseits eng mit der gemeinsamen Interaktionshistorie und den aus ihr hervorgehendenoder hervorgegangenen Erzählungen verbunden sind. Auch brandaktuelleEreignisse ("breaking news", Georgakopoulou 2007a, S. 44), <strong>als</strong>o Ereignisse, dieim Moment des Erzählens fast noch im Geschehen sind, oder sog. "shared stories"(ebd., S. 50) - Erzählungen, die einen festen Platz im interaktionshistorischen Repertoireder Gruppe haben und die daher oftm<strong>als</strong> nur durch ein einziges Stichwortin die aktuelle Situation hineingeholt werden - sind Ausprägungsformen solcher„small stories“. Ebenso können Fiktionialisierungen, <strong>als</strong>o narrativ aufbereitetehypothetische Geschehnisse, zu den „small stories“ gezählt werden. Erzählungensind hier häufig gemeinsame Konstruktionen von mehreren SprecherInnen. Indiesem Kontext sind gemeinsame, <strong>über</strong>einstimmende Bewertungen, die durch dieErzählungen konstruiert und transportiert werden, das identitätsstiftende Moment.Georgakopoulou (2006) zeigt dar<strong>über</strong> hinaus, dass die in „small stories“ produziertenDiskursidentitäten in direktem Zusammenhang mit sozialen Identitätenstehen - die SprecherInnen mit dem größten Redeanteil und der größten Einflusskraftauf die Initiation neuer Geschichten, Evaluation von Ereignissen usw. nehmenauch innerhalb der untersuchten Kleingruppe eine hierarchisch hohe Positionein bzw. konstituieren und reproduzieren diese interaktiv auch in narrativen Settings.In der Analyse von Interviewerzählungen stehen ganz unterschiedliche Aspektedes Selbst im Fokus des Interesses. Zumeist wird auf Aspekte des professionellenSelbst abgehoben (z.B. im Zusammenhang mit Erfahrungswissen wie bei Volkmann2008), oft aber auch auf Facetten des 'privaten' Selbst der SprecherInnen(z.B. Zilles & King 2005). Narrative Identität ist dabei allerdings eher einSchwerpunkt explizit narrativer Interviews (im Schütz’schen Sinn). NichtnarrativeInterviews werden hingegen meistens auf Grundlage von analytischenKonzepten wie identity-in-interaction untersucht. Während narrative Formen wie„small stories“ bislang vor allem in Alltagserzählungen im Fokus standen, werdensie im Rahmen von Interviewanalysen bisher vernachlässigt. Sie erweisen <strong>sich</strong>allerdings auch hier <strong>als</strong> brauchbares Konzept, um Erzählaktivitäten der SprecherInnenfassen zu können – wie in Kap. 4.2.2 ausgeführt, gibt es neben Narrationennoch weitere Formen der konversationellen Ereignisrekonstruktion, zu denen auch„small stories“ gezählt werden können.Die im analytischen Teil der Arbeit im Fokus stehenden Interviews sind halboffene,teilstandardisierte Interviews, in denen es nicht in erster Linie darum geht,expansive Erzählungen zu elizitieren. Trotzdem produzieren die Interviewten zumTeil längere narrative Episoden, in denen sie die Genese ihrer Berufsbiographiedarstellen. Im analytischen Teil der Arbeit wird deutlich werden, dass die Sicherungeines solchen ‚multi-turn-slots’ bestens geeignet ist, um Selbstpositionierungenin expansiver Form vorzunehmen und dadurch die Art und Weise, wie dasGegen<strong>über</strong> die erzählten Ereignisse vermutlich interpretiert, idealerweise in gewünschterForm lenken zu können. Dies hängt u.a. damit zusammen, dass „[e]ineErzählung [...] dem Erzähler eine besondere Möglichkeit der Selbstdarstellung[bietet], weil er <strong>sich</strong> <strong>als</strong> Handelnder präsentiert.“ (Gülich 1980, S. 356). Für die inTeil B dieser Arbeit diskutierten Episoden gelten natürlich die weiter oben genanntenProduktionsbedingungen <strong>für</strong> Erzählungen in Interviews - hier meine ichvor allem die drei Zugzwänge des Erzählens; doch sind ebenfalls narrative For-

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