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Sprechen über sich selbst als kontrastives Verfahren - Verlag für ...

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1127 meinetwegen könnense bleiben – Ausdifferenzierung von ALTER-­‐ und EGO-­‐Positionen Anhand des Beispiels (6.1) konnte im vorigen Kapitel gezeigt werden, dass SprecherInnenauf lexiko-syntaktischer Ebene vielfältige Möglichkeiten nutzen, AL-TER-EGO-Positionen und auch -Relationen innerhalb der Erzählung herzustellen.Die beschriebenen Indizierungsverfahren sind <strong>als</strong>o insofern <strong>als</strong> eher quantitative<strong>Verfahren</strong> zu werten, <strong>als</strong> sie ausschließlich die Etablierung von ALTER-EGO-Positionen ermöglichen: Es wird einzig verdeutlicht, dass entweder der/die SprecherInwahlweise <strong>sich</strong> <strong>selbst</strong> oder aber jemand anderes <strong>als</strong> SprecherIn innerhalbder Erzählung zu Wort kommen lassen möchte. Wer bzw. wie genau diese ALTER-Position ist, und welche spezifischen Eigenschaften oder Haltungen zu EGO siehat, wird nicht angezeigt. Diese qualitative Ausdifferenzierung spielt aber einewichtige Rolle <strong>für</strong> die Her- und besonders Darstellung von Identitäten. Sie betrifftvor allem die Konstruktion und Modifikation von interaktionsrelevanten Kontextenund kann in folgende Teilaufgaben aufgeteilt werden:-­‐ EGO kommentiert und bewertet erzählte Inhalte retrospektiv, aus der Erzählsituationheraus;-­‐ Charakterzüge und Eigenschaften einzelner ProtagonistInnen (inkl. EGO<strong>selbst</strong>) werden verdeutlicht;-­‐ verschiedene Identitätsfacetten EGOs werden etabliert bzw. 'trennscharf',kontrastiv voneinander unterschieden.ALTER und EGO werden dabei auf verschiedene Weise realisiert:-­‐ durch verschiedene "Footings" (Goffman 1981),-­‐ durch prosodische Stilisierung / das Hereinholen "fremder Stimmen"(Günthner 2002) in die Erzählung,-­‐ durch eine Kombination beider <strong>Verfahren</strong>.7.1 Hybridität und die Frage nach der Urheberschaft Sowohl Goffmans Footing-Konzept <strong>als</strong> auch die Idee von fremden Stimmen inder Rede im Rahmen der interaktionalen Stilistik gehen zurück auf die ÜberlegungenMichail Bakhtins. Im Rahmen seiner Sprach- und Literaturtheorie konzentrierte<strong>sich</strong> Bachtin u.a. auf die Frage, wie im literarischen Roman die Meinungenund An<strong>sich</strong>ten des jeweiligen Autors (das "Autorwort", Bachtin 1979, S.194) sowohl in der Rede der Figuren <strong>als</strong> auch im Erzähltext transportiert werdenkönnen. Anhand des Charles Dickens-Romans "Little Dorrit" und verschiedenenBeispielen von "parodistischen Stilisierungen" (ebd., S. 192) entwickelt Bachtindas Konzept der hybriden Äußerungen:„Wir nennen diejenige Äußerung eine hybride Konstruktion, die ihrengrammatischen (syntaktischen) und kompositorischen Merkmalen nach zueinem einzigen Sprecher gehört, in der <strong>sich</strong> in Wirklichkeit aber zwei Äußerungen,zwei Redeweisen, zwei Stile, zwei ‚Sprachen’, zwei Horizonte vonSinn und Wertung vermischen. Zwischen diesen Äußerungen, Stilen, Sprachenund Horizonten gibt es [...] keine [...] Grenze; die Unterteilung der

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